Margit Schwärzer aus Gais

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Margit Schwärzer aus Gais

„Wichtig im Leben ist, die richtige Mitte zwischen Arbeit und Freizeit zu finden.“

 

Wähle einen Job, den du liebst, und du wirst nie wieder „arbeiten“ müssen. Dieser Spruch von Konfuzius trifft auf Margit Schwärzer zu. Für die 27-jährige Schlosserin ist ihre Arbeit in einem männlich dominierten Beruf kein Problem und auch keine allzu große körperliche Belastung.

Haben Sie Ihren Traumberuf gefunden?
Ja und nein, das ist echt lustig. Mir träumte einmal, dass ich einen ganz tollen Beruf hatte, der mir ganz viel Spaß machte. Als ich aufwachte, fiel er mir aber nicht mehr ein und auch später nie wieder. Mein Beruf als Schlosserin ist nicht jener im Traum und trotzdem könnte ich mir keinen besseren vorstellen. Ich bin in diese Arbeit hineingewachsen, da dieses Handwerk in unserer Familie seit Generationen besteht. Meine jüngere Schwester ist übrigens auch Schlosserin. Unsere Eltern haben uns aber nie zu diesem Beruf gedrängt, die Entscheidung stand uns völlig frei. Ich habe meine Entscheidung nie bereut.

Haben Sie nie eine andere Arbeit versucht?
Doch. Nach der Matura in der Oberschule für Wirtschaft und Tourismus in Bozen arbeitete ich im Gastgewerbe und im Büro, aber das war nicht das Richtige für mich. So entschloss ich mich, noch mal von vorne mit der Berufsschule zu beginnen. Nach der Gesellenprüfung für Schlosser habe ich noch die Meisterprüfung gemacht. Nebenbei besuchte ich auch viele Lehrgänge, wie AutoCAD-Kurse für technisches Zeichnen und Schulungen für Führungskräfte für Frauen im Handwerk. In Bozen machte ich dann auch noch den Abschluss zum Junior Assistent Manager. Ich ging nie gern in die Schule, aber spezielle Kurse interessieren mich bis heute immer sehr. Das Kursangebot an den Landesberufsschulen oder beim Wifi ist wirklich toll, ich schau ständig, was es Neues gibt. Sich immer weiterzubilden ist wichtig, um den technischen Neuerungen gewappnet zu sein.

Haben Sie Probleme, dass Ihre Leistung als Frau anerkannt wird?
Ich war in der Klasse das einzige Mädchen, in der Schule gab es keine Probleme.  Auf Baustellen oder bei gewissen Kunden wurde ich manchmal etwas gemustert, aber das hat sich inzwischen gelegt. Wieso sollte meine Kompetenz eine andere sein, nur weil ich eine Frau bin?

Was an Ihrer Arbeit mögen sie am liebsten?
Am liebsten schweiße ich Traversen. In meiner Ausbildung habe ich ausschließlich in der Werkstatt und auf Montage gearbeitet. Später habe ich auch technische Skizzen gezeichnet. Heute packe ich an, wo es mich gerade braucht, hauptsächlich bin ich für die Arbeitseinteilung zuständig. Eine meiner ersten Arbeiten, die ich komplett selbst gefertigt habe, war ein Treppengeländer. Mit meinem Vater fuhr ich zum Bau, auszumessen, anschließend habe ich das Geländer gezeichnet, es angefertigt und montiert. Es war cool, am Schluss das von den eigenen Händen hergestellte Werk zu sehen.

Welchen Tipp würden Sie Mädchen geben, einen so genannten Männerberuf zu wählen?
Es einfach zu probieren und mutig zu sein. Sich im Jugendalter für einen Beruf zu entscheiden, ist immer schwierig. Aber nur wenn man etwas versucht, sieht man, ob’s gefällt oder nicht. Warum sollten gewisse Berufe nur Männer ausüben können? Zum Beispiel das Schweißen kann eine Frau genauso gut wie ein Mann. Und wieso sollten im Kindergarten nur Frauen sein? Es gibt jetzt ja auch Männer, die dort arbeiten. Ich finde das gut.

Stört es Sie, wenn Frauen in Ihrem Alter schick gekleidet zur Arbeit gehen und Sie im Blaumann?
Überhaupt nicht. Ich gehe mit meinen Freundinnen auch schon mal in der Arbeitskleidung essen, wenn ich’s nicht schaffe, mich umzuziehen. Da ist nichts Schlimmes dabei.

Wie sehen Sie das Handwerk in Südtirol?
Es gibt vielseitige und sehr gute Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten. Im Handwerk zu arbeiten ist schön, die Auswahl ist groß und während eines Praktikums hat man die Möglichkeit, in den Beruf hineinzuschnuppern. Auch in unserem Betrieb haben wir Praktikanten, die es einfach mal probieren. Auch Schulklassen kommen uns zu besuchen, das ist für eine Berufswahl nützlich. Interessant finde ich Handwerksberufe auch deshalb, weil sie meist viel Abwechslung bieten, und weil nicht immer nur dieselben Handgriffe zu machen sind.

Worauf freuen Sie sich?
Mein Freund hat mir zu Weihnachten eine Fahrt auf einer Autorennstrecke geschenkt. Ich freue mich schon riesig darauf, mit ihm ein Wettrennen zu liefern.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich bin gern in netter Gesellschaft mit meinem Freundeskreis und meiner Familie. Ich mag’s gemütlich und lass es mir gut gehen. Es ist wichtig, neben der Arbeit auch die richtige Dosis zum Entspannen zu finden. In älteren Generationen hatte die Arbeit meist Vorrang, aber das Leben darf nicht nur aus Arbeit bestehen. Man muss wirklich auch Zeit für sich selber finden.