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Damit Kultur nicht verloren geht

St. Lorenzen Ein Zusammentreffen von Geschichte, Gegenwart und Zukunft hat am 22. Juni im Museum Mansio Sebatum stattgefunden, als die Monographie „Sankt Lorenzen Pichlwiese. Ein römerzeitliches Gräberfeld im Pustertal“ vorgestellt wurde.

Der siebte und letzte Band der Serie „Forschungen zur Denkmalpflege in Südtirol“ wurde vom Landesamt für Bodendenkmäler herausgebracht. Er umfasst neben der Forschungsgeschichte und der archäologischen Ausgrabung und Beschreibung der Grabriten auch naturwissenschaftliche Untersuchungen sowie Berichte über die Restaurierung der Funde. Wie Museumsleiter Peter Außerdorfer erklärte, sei die Buchvorstellung schon lange vorher für den 22. Juni festgelegt worden. Dass sie dann pünktlich in die Tat umgesetzt werden konnte, verdanke man hauptsächlich dem großen Einsatz in der Freizeit, ohne den die Forschungsergebnisse niemals so schnell gesammelt werden hätten können.

BOTSCHAFTEN, DIE WIR ALLE BRAUCHEN
„Wenn man über die Vergangenheit nichts weiß, kann man auch die Zukunft nicht planen“, äußerte sich Landesrat Florian Mussner zur Monographie. Er sieht die Dokumente als „Botschaften, die wir alle brauchen“ und das Museum Mansio Sebatum als einen wichtigen kulturellen Anziehungspunkt im Pustertal. Außerdem zeigte er sich erstaunt über die Menge an Kulturgut, die in der Pichlwiese zu finden war: „Es kommt selten vor, dass man bei Bauarbeiten etwas findet. Hier sprechen wir von 80 Gräbern, also von einem echten Glücksfall.“ Auch Catrin Marzoli, die Direktorin im Landesamt für Bodendenkmäler, war begeistert. „Es ist eine Aufgabe von uns allen, archäologische Funde zu vermitteln. Im Museum Mansio Sebatum ist diese Vermittlung definitiv gelungen“, erkannte sie. Besonders dankte Marzoli allen, die ihre Freizeit für die Umsetzung dieses Projektes geopfert hatten, sowie den beiden Archäologen Lorenzo Dal Ri und Umberto Tecchiati. Tecchiati lieferte anschließend noch einige Details zur Monografie. Von den 76 Bestattungen im Zeitraum vom 1. bis zum 6. Jahrhundert nach Christi waren 40 davon Brandbestattungen und die restlichen 36 Körperbestattungen. Jedes Grab wird im Buch genauestens beschrieben, zudem werden die zahlreichen Gegenstände vorgestellt, die man den Verstorbenen beigelegt hat. Darunter beispielsweise Schmuck und Werkzeuge. Alle Funde, um die es in der Monografie hauptsächlich geht, sind im Museum Mansio Sebatum ausgestellt.

VERLIEBT IN EINEN TOTEN
„Jeder Schreiber verliebt sich irgendwann in seinen Protagonisten, auch wenn dieser ein Serienkiller ist“, meinte Tecchiati und erklärte, dass es ihm mit den archäologischen Funden ähnlich ergangen sei. „Die Publikation umfasst fast 700 Seiten. Zwar kann man die Qualität eines Buches nicht an der Anzahl seiner Seiten messen, doch in diesem Fall hätte sie nicht viel kleiner sein können“, sagte Umberto Tecchiati. „Einerseits endet mit dem Schritt der Veröffentlichung dieses Buches ein Kapitel, andererseits öffnen sich neue Möglichkeiten.“ Abschließend betonte auch Kulturreferentin Pauline Leimegger, dass sie stolz auf das hier vorzufindende Kulturgut sei. (VZ)

Peter Außerdorfer, Pauline Leimegger, Catrin Marzoli, Florian Mussner, Lorenzo Dal Ri, Umberto Tecchiati (v.l.)