Klara Aschbacher aus Lappach.
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EIN HAUS DER BEWEGUNG UND BEGEGNUNG
13. Juli 2018
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Die Wirtschaft in Gais

Gais hat sich wegen seiner leichten Erreichbarkeit und der Nähe zu Bruneck in den letzten Jahrzehnten als beliebter Wirtschaftsstandort für Industrie, Handel und Handwerk etabliert. Traditionsunternehmen, aber auch junge Wirtschaftstreibende haben in Gais ihren Sitz. Und dennoch: Einige Wirtschaftszweige sind durchaus noch ausbaufähig.

Gais, die ca. 3.200-Einwohner-Gemeinde zu beiden Seiten der Ahr, liegt am Eingang des Tauferer Ahrntals und umfasst neben dem gleichnamigen Hauptort die Ortschaften Uttenheim, Mühlbach und Tesselberg sowie den Weiler Lanebach. Wie durch ein Tor gelangt man aus dem weiten Brunecker Talkessel durch die zunehmend enger werdende Landschaft zwischen Kehlburg und Burg Neuhaus hinein ins allmählich ansteigende Tauferer Ahrntal. Das Gemeindegebiet von Gais erstreckt sich von 819 Metern bis hinauf zu den hohen Gipfeln der Rieserfernergruppe auf 3.171 Meter Meereshöhe. Überragt wird das 60,34 Quadratkilometer große Gemeindegebiet von den Hochgebirgsregionen um die höchsten Gaiser Gipfel, darunter die Große Windschar, die Schwarze Wand und der Morgenkofel, die im Naturpark Rieserferner-Ahrn unter Schutz gestellt sind. Der Name Gais stammt übrigens aus dem Indogermanischen und bedeutet so viel wie „Anschwemmungsland“. Eine treffende Bezeichnung für die Ortschaft am großen Bärentaler Murkegel, der heute landwirtschaftlich genutzt wird und von idyllischen Auenwäldern umgeben ist. Die Landwirtschaft spielt im Gemeindegebiet von Gais seit jeher eine tragende Rolle. Als Produzent qualitätsvoller Produkte und als Landschafts- und Kulturpfleger Nummer eins trägt sie wesentlich dazu bei, dass auch andere Wirtschaftszweige, wie beispielsweise Tourismus und Handel, gut funktionieren.

GUTE LAGE
Nur ungefähr zehn Fahrminuten liegt Gais von der Rienzstadt Bruneck entfernt. Ein Grund dafür, dass der Anteil an Berufspendlern sehr hoch ist. Gais erfährt vor allem als Wohnort große Beliebtheit und weist eine vergleichsweise schwache Wirtschaftsstruktur auf, auch wenn hier ein niedriger Altersdurchschnitt und Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen sind. Das heißt, dass die Gemeinde Gais trotz eher ruhigem Wirtschaftsgeschehen stetig angewachsen ist, weil eine hohe Lebensqualität gegeben ist.  Trotzdem liegt der Gemeindeverwaltung viel daran, durch die Schaffung unternehmerfreundlicher Rahmenbedingungen Gais auch als Wirtschaftsstandort zu stärken. Schließlich ist die Lage durchaus günstig und die Infrastrukturen sind gegeben. Man hofft in Zukunft auf kreative Unternehmer, die mit Nischenprodukten punkten und den Vorteil der vielen kostenlosen Parkmöglichkeiten sowie der guten Erreichbarkeit nutzen und sich in den Ortschaften der Gemeinde Gais entwickeln wollen. Die Gemeindeverwaltung versucht daher, die Rahmenbedingungen unternehmerfreundlich zu gestalten. Vielleicht gelingt es dadurch, zudem einige Dienstleister nach Gais zu holen, denn auch in diesem Sektor ist in Gais eher unterbesetzt. Sehr gut gelegen sind übrigens auch die Gewerbezonen des Gemeindegebietes von Gais, in denen über 600 Menschen alltäglich ihrer Arbeit nachgehen. Hier haben sich in den letzten Jahren einige Industriebetriebe angesiedelt, die sehr erfolgreich sind und sogar imstande waren, in den Krisenjahren weiter aufzubauen. Mit Innovationskraft und Begeisterung arbeiten sie teilweise für den internationalen Markt und geben damit vielen Arbeitnehmern und auch dem Standort Gais eine gute Zukunftsperspektive. Generell gibt es in Gais neben den Traditionsunternehmen auch viele junge Unternehmerinnen und Unternehmer, die jetzt in der zweiten bzw. dritten Nachkriegsgeneration das Wirtschaftsrad in Gais drehen. Sie alle schätzen die leichte Erreichbarkeit des Standortes und seine Nähe zu Bruneck.

TOURISMUS WÄCHST
Das Gemeindegebiet von Gais birgt viele bedeutende historische Baudenkmäler. Als eine der ältesten und wohl auch interessantesten Landkirchen im Tiroler Raum kann beispielsweise die Pfarrkirche Gais beschrieben werden. Sie gilt – nach der Innichner Stiftskirche – als zweitwichtigstes romanisches Bauwerk des Pustertals. Oberhalb von Gais steht am bewaldeten Berghang Burg Neuhaus, deren Geschichte sehr abwechslungsreich und eng mit Oswald von Wolkenstein verbunden ist. Sie wurde zwischen 1241 und 1248 errichtet und wechselte viele Male ihre Besitzer. Heute ist sie in Privatbesitz, wurde liebevoll restauriert und wird derzeit als Burgschenke und beliebtes Restaurant sowie als Schlosshotel geführt. An der Auffahrt zu Burg Neuhaus befindet sich das Pflegerhaus. Der einheitliche Barockbau mit Fassadenschmuck und Wappen wurde 1752 erbaut, als der damalige Pfleger der Burg hier herunter zog. In fast 1.200 Metern Meereshöhe auf der gegenüberliegenden Talseite befindet die einst stattliche Kehlburg. Dieser früher eindrucksvolle Bau wurde wahrscheinlich um ca. 1100 von den Brixner Bischöfen errichtet. Den Grundstein zu dieser Burg dürfte bereits der hl. Bischof Albuin (975 – 1006) gelegt haben, der im Jahr 995 einen Hof auf dem Kehlburg-Plateau erworben hatte, auf welchem sodann die „Chela-Burg“ erbaut wurde. Übrigens beheimatet Gais ein weltweit einzigartiges Museum, nämlich das privat geführte Feuerwehrhelm-Museum, in dem rund 600 verschiedene Exemplare ausgestellt sind. Allesamt Sehenswürdigkeiten, die bei Kulturinteressierten, Tagesausflüglern und Touristen bestens ankommen. Urlauber genießen hier Kultur, Natur und Ruhe. So liegt Gais – touristisch gesehen – im „Pusterer Mittelfeld“, auch wenn in den letzten Jahren hier die Nächtigungen etwas angestiegen sind. Gais hat jedenfalls auch in dieser Hinsicht Potential, wie beispielsweise den beliebten Badesee „Baggalocke“ oder den wunderschönen Fahrradweg – beides könnte stärker beworben werden. Ebenso das hoch über Uttenheim auf ca. 1.400 Metern Meereshöhe gelegene Mühlbach, ein recht malerischer Ort mit eigener Schule und einem wundervollen Ausblick ins Tal. Verblüffend ist vor allem die Lage dieser kleinen Ortschaft: Wie ein Adlerhorst schmiegt sie sich an den Berghang, und auch die Kirche – sie ist den 14 Nothelfern geweiht – scheint, als müsse sie sich am steilen Hang festhalten. Hier befindet sich auch das höchstgelegene Bad des Pustertals, das „Badl im Mühlbacher Talele“ auf 1.700 Metern Meereshöhe. Dieses befindet sich an einem überaus idyllischen Platz in bildschöner Lage und ist von sauberster Gebirgsluft umgeben. Dank seiner eigenen Quelle ist das Mühlbacher Badl schon seit dem letzten Jahrhundert als Heilbad und Kurort bekannt. Heute ist es mehr denn je ein Refugium für Ruhesuchende und anspruchsvolle Gäste, die eine Kombination aus herrlicher Naturlandschaft, würziger Höhenluft und einem großzügigen Wellnessangebot suchen. Von hier ausgehend können übrigens auch wunderschöne Bergtouren zu hübschen Almen oder auf die Windschar unternommen werden. In wenigen Fahrminuten gelangt man von Mühlbach nach Tesselberg, das am Berghang oberhalb von Gais in herrlicher Lage mit unvergesslicher Aussicht liegt. In dieser beschaulichen Ortschaft gibt es kaum Stress und Hektik, wohl aber Ruhe und Abgeschiedenheit. (SH)