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Gert Lanz aus Toblach.

„Ich bin ein Mensch, der gerne aktiv gestaltet und schwierige Lösungsfindungen nicht scheut.“

Es ist interessant, Gert Lanz reden zu hören. Seine Sprache ist leise und bedacht, sein Gedankenspektrum tiefgründig, weiträumig und vernetzend. Begeisternd ist sein Schaffensdrang zur Umsetzung für neue Entwicklungen und Lösungsvorschläge. Lanz ist Inhaber einer Metallbauschlosserei und seit sieben Jahren Präsident des Landesverbandes der Handwerker.

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Entwicklung im Pustertal?
Die letzten Jahre ist ein merklicher Aufschwung zu verzeichnen. Wir haben hier einen guten Mix aus Handwerk, Tourismus, Handel, Industrie und Landwirtschaft und die verschiedenen Sektoren ergänzen sich gegenseitig. Was sicher die Stärke der Puschtra ist, dass sie nicht alles gleich hinschmeißen, wenn es mal kriselt oder magerere Zeiten zu überstehen sind. Hier wird nach Lösungen gesucht, nach Neuorientierung. Die Menschen hier sehen Chancen und nicht Probleme, sie sind bereit, sich räumlich zu bewegen, sind neugierig auf neue Themen und gehen diese mit viel Engagement an. Und zudem arbeiten sie mit viel Herzblut. Das alles ergibt Stabilität, Sicherheit und Kontinuität einerseits für die Betriebe und andererseits für die Mitarbeiter.

Wie sehen Sie im Handwerk die Chancen für junge Leute?
Zurzeit herrscht ein genereller Mangel an Mitarbeitern, was auch durch die demografische Entwicklung bedingt ist. Ich bin überzeugt, dass eine duale Ausbildung die große Chance für die Zukunft ist, weil vor allem die Kombination zwischen Theorie und Praxis gefragt ist. Als Präsident im lvh war es mir wichtig, den jungen Leuten Perspektiven zu zeigen. Wir haben tolle Betriebe, die über die Landesgrenzen und sogar weltweit arbeiten und jungen Leuten interessante Entfaltungsmöglichkeiten auf dem neuesten Stand der Technik bieten. Das Handwerk ermöglicht eine optimale Ausbildung und generiert Fachkräfte für viele Wirtschaftsbereiche. Es ist wichtig, sich ständig weiterzubilden, das verlangt einfach die rasche Entwicklung in der heutigen Zeit. Was die Motivation hemmen mag, ist der momentan wirklich erdrückende bürokratische Aufwand.

Wollen Sie sich für den Abbau der Bürokratie einsetzen?
Es ist eine Utopie heute zu sagen, dass morgen alles besser wird, denn ich bin nicht der Mensch, der leere Versprechungen gibt. Wir müssen aber unbedingt schauen, dass die Rahmenbedingungen wieder einfacher werden.

Sie möchten in die Landespolitik einsteigen. Worin sehen Sie Ihre Aufgabe?
Die einzelnen Wirtschaftssektoren variieren in ihrem Wirkungsvermögen, mal läuft es besser, mal schlechter. Die Aufgabe der Politik ist es, dies aufmerksam zu verfolgen und bei Problemen möglichst rasch Maßnahmen zu setzen. Mir geht es primär um das Anhören des Problems und der Zielvorstellung, um deren Bewertung, ob und wie diese erreichbar ist und dann Entscheidungen zur Lösungsumsetzung zu treffen. Mir geht es nicht um Visionen sondern um Fakten, denn es gibt mitunter auch Ideen, die zum gegebenen Zeitpunkt nicht realisierbar sind. Wir müssen so realistisch sein, dass nicht immer alles nur positiv ist, aber ich denke sehr wohl, dass wir stolz sein können, in einem kleinen Paradies zu leben. Die Herausforderung wird sein, mit den Themen der Zukunft und der Entwicklung, umsetzbare, einfache Lösungen zu finden. Ich sehe meine Fähigkeit, die Wirtschaft mitzugestalten und ebenso die damit zusammenhängenden Bereiche, wie den Tourismus, den Handel und viele andere Sektoren zu vertreten.

Wie kamen Sie selbst zum Handwerk?
Nach dem Abschluss des Studiums in Betriebswirtschaft in Wien 1996 war für mich schnell klar, dass ich in den Betrieb meines Vaters einsteigen wollte. Die technische Ausbildung erwarb ich durch die Matura an der Gewerbeoberschule in Bozen.

Charakterisieren Sie sich bitte…
Respekt, Toleranz und Aufrichtigkeit sind für mich fundamental. Ich habe die Gabe, Zusammenhänge rasch zu erfassen und ich kann mich dementsprechend in der Argumentation einbringen. Ich freue mich über eine Lösungsfindung, auch im Team, muss bei deren Umsetzung jedoch selbst nicht dabei sein, mir ist es weit wichtiger, die zündende Idee für gute Maßnahmen gefunden zu haben. Was ich nicht mag sind nie enden wollende Diskussionen.

Wie wichtig ist für Sie das Ehrenamt?
Ehrenamtlich bin ich seit meiner Jugend bei der Feuerwehr tätig, auch wenn ich aus Zeitgründen leider nicht mehr regelmäßig mitmachen kann. Diese Zeit hat mich geprägt, was die menschliche Erfahrung, die Disziplin, das Miteinander und die Kameradschaft betrifft. Einige Male schon kam ich zu schweren Unfällen, und durch meine Ausbildung bei der Feuerwehr konnte ich meine Hilfe einbringen, dies war für mich eine große Genugtuung. Erfahrungen sammeln konnte ich auch in meiner Zeit als Ausschuss- und Ratsmitglied in der Gemeinde und im Tourismusverein von Toblach. Sportlich habe ich früher Karate gemacht und spielte Fußball und Handball.

Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
Ich bin ein Familienmensch. Wir sind gerne in Gesellschaft und haben gerne Freunde und Verwandte um uns, spielen gemeinsam Karten oder unternehmen was. Oft genießen wir auch einfach mal das süße Nichtstun.

Was ist Ihnen besonders wichtig im Leben?
Das sind meine Frau und meine Kinder – die Familie. Und es sind so einfache Dinge wie eine Umarmung, ein Lächeln, oder ein Ausdruck echter Freude im Gesicht meines Gegenübers. Ich sehe jede Begegnung mit Menschen für mich als Bereicherung.

Verraten Sie uns Ihre Lebensweisheit…
Das ist ein Spruch des Religionsphilosophen Martin Buber: „Es gibt kein Zurück nur ein Hindurch. Hindurch werden wir aber nur dringen, wenn wir wissen, wo wir hinwollen.“ (IB)