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Fabian Forer aus Gais

„Ich rate jungen Leuten, ein Handwerk zu erlernen.“

Das Handwerk im Pustertal ist auf Erfolgskurs! Bereits mehrmals haben unsere jungen Handwerker bei internationalen Berufswettkämpfen Spitzenplätze erreicht, so wie Fabian Forer. Der 19-Jährige ist bei den Worldskills Italy als der Beste bei den Karosserietechnikern ausgezeichnet geworden. Ebenso hat Andreas Klammer kürzlich bei den Euroskills der Bodenleger gesiegt; über ihn berichten wir in einer der nächsten Ausgaben des Puschtra.

Herr Forer, erstmal die Frage: Warum sind Sie Karosserietechniker geworden?
Das Handwerk hat mich immer schon interessiert, ich war für viele Bereiche offen, nur wusste ich nicht recht, in welche Richtung es gehen sollte. Ich besuchte die Fachschule für Elektro, dann für Metall, fühlte aber, dass es nicht ganz das Richtige für mich sei. Irgendwann brachte mein Vater sein Auto zur Reparatur. Nebenbei fragte er den Inhaber der Werkstatt, ob er einen Praktikanten brauche. Dieser willigte ein und ich machte 2014 ein Sommerpraktikum. Es sagte mir sofort zu und ich hatte auch das Glück, gleich darauf angestellt zu werden. Über vier Jahre besuchte ich anschließend berufsbildende Blockkurse in Bozen und arbeitete in der Werkstatt, wenn keine Schule war. Heuer habe ich die Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt. Ich kam also durch Zufall zu diesem Beruf, kann heute aber wirklich sagen, dass es mein Traumberuf ist, ich bereue nichts.

Was gefällt Ihnen so besonders daran?
Die Abwechslung und Vielseitigkeit. Jeder Autoschaden ist anders, täglich erwarten mich neue Aufgaben. Und am Schluss das Ergebnis zu sehen, ist immer recht erfreulich, wenn alles wieder blitzt und funktioniert. Du siehst, was aus deiner Hände Arbeit geworden ist. Toll bei uns ist auch das Arbeitsklima, wir sind ein päriges Team von rund 20 Leuten und wir verstehen uns gut untereinander. Spaß bei der Arbeit ist wichtig. Und es ist ein relativ krisensicherer Job, Autoschäden sind leider auch an der Tagesordnung. Zum Glück aber gehen die meisten ja glimpflich aus und Menschen kommen eher selten zu Schaden. Unangenehm sind Wildschäden, wenn Teile der Kadaver sich noch im Wageninneren befinden, aber diese sind relativ selten.

Ist die Arbeit nicht auch recht stressig?
Klar, der Kunde will sein Auto so schnell wie möglich repariert haben. Stressig ist es also schon, aber mir macht das nichts aus. Wichtig sind mir eine saubere Arbeit und nichts zu überhasten. Ein schnelles Gepfusche mag ich nicht.

Wie kamen Sie zu den Worldskills Italy?
Die Berufe-Italienmeisterschaft wurde in Bozen ausgetragen, auch andere Berufe waren vertreten. Mein Chef fragte mich, ob ich mitmachen wolle. Ich willigte ein, hatte aber keine Zeit, mich speziell darauf vorzubereiten. Auch hatten wir die Woche vorher die 90-Jahre-Jubiläumsfeier unserer Firma. So bin ich recht unbekümmert und ohne Druck in den Wettbewerb gegangen, denn was hatte ich schon zu verlieren? An drei Wettkampftagen waren fünf Aufgaben zu bewältigen, von der Reparatur einer Scheibe bis zu verschiedenen Blechschäden. Dass ich dann aber Erster wurde, damit habe ich echt nicht gerechnet. Es freut mich schon sehr. Der Wettbewerb selbst war spannend und ich habe nette Leute kennengelernt. Mein Vater hat zum Empfang daheim sogar einen Ziehorgelspieler organisiert. Bei meiner Heimfahrt läutete ständig das Whattsapp und man gratulierte mir.

Findet man Sie auch auf Facebook?
Nein. Seit ich mir ein neues Smartphone zugelegt habe, bin ich nicht mehr dabei. Ich finde es so viel besser, denn es wird da so viel Quatsch geschrieben, das brauche ich nicht.

Möchten Sie auch bei den Berufe-Weltmeisterschaften teilnehmen?
Ja, es interessiert mich schon, sie finden im nächsten Jahr in Russland statt. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, wäre ich schon gern dabei, dazu müsste ich aber auch die Zeit haben, mich darauf vorzubereiten, denn da spielt dann schon eine andere Liga.

Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
Seit drei Jahren bin ich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Gais. Mir gefällt dabei, dass ich anderen Leuten helfen kann und vor allem auch die Kameradschaft. Gerne bin ich auch mit Freunden unterwegs oder gehe auf die Berge.

Was sind Ihre Chraktereigenschaften?
Ich bin eher ein gemütlicher, lockerer Typ und ich lasse mich nicht gleich aus der Fassung bringen. Zielstrebig ziehe ich meine Sache durch, auch wenn das heißt, mal über die normale Arbeitszeit im Betrieb zu bleiben. Ich denke positiv, bin meist gut drauf und liebe die Geselligkeit.

Was ist Ihre Botschaft an junge Leute?
Ich denke, dass unter allen Berufen das Handwerk eine der größten Zukunftschancen hat. Es wird mit Sicherheit immer wertvoller. Du siehst täglich und unmittelbar, was du vollbracht und geschafft hast. Das ist schon cool. Und zudem verdienst du schon in der Zeit, wo andere noch studieren gehen. Wer will, findet in Südtirol immer Arbeit, nur merke ich, dass bei manchen Jugendlichen der Wille dazu fehlt.

Wie sehen Sie die Lebensqualität im Pustertal?
Wenn ich im Urlaub ans Meer fahre, vermisse ich schon bald die Berge. Ich möchte nirgends anders leben als hier und würde mit keinem anderen Ort der Welt tauschen. (IB)