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Pongauer Hahn

Luttach / St. Johann im Pongau – Tradition und Öffnung der Volkskultur und die Weitergabe von einer Generation an die nächste, dafür steht der „Pongauer Hahn“. Dieser alpenländische Volksmusikpreis ging heuer in der Kategorie Instrumental nach Südtirol. Im Interview Pate Robert Schwärzer und die Preisträger, die Familienmusik Huber aus Luttach.

Herr Schwärzer, Sie wurden von der Jury des Volksmusikpreises „Pongauer Hahn“ als Pate nominiert, was bedeutet das für Sie?
Robert Schwärzer: Peter Kostner, ein Jurymitglied hat mich vor ca. einem Jahr angerufen und mir mitgeteilt, dass ich als Pate für die Kategorie Instrumental ausgewählt worden bin. Ich muss sagen, dass ich völlig überrascht war, nachdem als Paten immer Personen ausgewählt werden, die für mich Vorbilder in der Volksmusik sind. Ich empfinde meine Nominierung als große Ehre, auch wenn ich im ersten Moment davon ausging, dass es vielleicht ein Missverständnis sein könnte. Es gibt für mich einige andere, denen diese Ehre meiner Meinung nach zusteht. Peter erklärte mir, dass ich einstimmig ausgewählt wurde, und ich nun meinerseits eine Person oder Gruppe nominieren kann, die den begehrten Preis erhalten soll.

Sie haben für die Kategorie Instrumental die Familienmusik Huber aus Luttach gewählt. Warum?
Die Familienmitglieder der Familie Huber waren ähnlich überrascht wie ich, als ich mich mit ihnen in Verbindung gesetzt habe. Natürlich haben sie sich auch sehr gefreut. Ich habe mich für diese Familie entschieden, weil jede musikalische Landschaft eine Eigenheit hat, die unverkennbar ist, so auch die Musik der Familie Huber, die sich mit dem musikalischen Dialekt Südtirols intensiv auseinandersetzt. Ein weiterer Grund für meine Wahl war, dass Volksmusik seit je her in den Familien beheimatet ist. Alltäglich wurde früher in den Familien gesungen und gespielt. Auch wenn heute die Mitglieder der Familie Huber aus Studiengründen verstreut sind, finden Sie die Zeit zusammenzukommen, um gemeinsam zu musizieren.

Welchen Stellenwert hat die Auszeichnung „Pongauer Hahn“ innerhalb der alpenländischen Volksmusik?
Einen sehr großen Stellenwert. Nach dem Ersten Weltkrieg hat der bekannte Volksmusiker Tobi Reiser aus St. Johann im Pongau neue Impulse in der Volksmusik gesetzt, beispielsweise geht das Salzburger Hackbrett auf ihn zurück. St. Johann im Pongau ist zu einem bedeutenden Zentrum für diese Art von Volksmusik geworden.
Deshalb ist der ‚Pongauer Hahn‘ in Volksmusikkreisen ein Preis, der in dieser Form einzigartig ist. Es geht bei dieser Auszeichnung nicht darum, sich in einem Wettbewerb zu messen und für diese Leistung einen Preis zu bekommen, sondern es wird die gesamte musikalische Leistung über die Jahre hinweg ins Auge gefasst.

Sie sind seit vielen Jahren Volksmusikforscher, Lehrer für Steirische Harmonika, Mitglied der „6er Musig“, waren 13 Jahre lang als Volksmusikpfleger im Referat Volksmusik tätig und zehn Jahre lang Lehrbeauftragter am Konservatorium Monteverdi in Bozen. Was bedeutet die alpenländische Volksmusik für Sie?
Für mich ist es sehr wichtig, dass die alpenländische Volksmusik unserer Vorfahren in ihrer ursprünglichen Form dokumentiert wird, damit sie für die nächste Generation greifbar ist.
So sind zum Beispiel die ‚Kirchensinger‘ noch in der Osthälfte Südtirols lebendig und wenn wir diese Tradition dokumentieren und aufzeichnen, dann haben unsere Kinder und Enkel später einmal die Möglichkeit diese zu übernehmen oder sie weiterzuentwickeln. Sie können diese Lieder dann singen oder auch nicht, das können sie entscheiden. Fehlt aber von unserer Seite dieses Dokumentieren, dann bleibt ihnen nichts, worüber sie entscheiden können.

Was wünschen Sie sich für die nächste Generation, die sich der alpenländischen Volksmusik verschrieben hat?
Musik wird heute sehr oft passiv konsumiert, ich würde mir wünschen, dass die nächste Generation selber singt und spielt und so die Freude, Begeisterung und Gemeinschaft spüren kann, die Musik in Menschen auszulösen vermag.

Die Mitglieder der Familienmusik Huber aus Luttach im Interview

Ihr wurdet mit dem „Pongauer Hahn 2025“ ausgezeichnet. Was waren eure ersten Reaktionen auf die Nominierung?
Esther: Wir saßen alle in einer Runde, als Robert Schwärzer uns von der Nominierung erzählte. Es war schon dunkel und spät und ich kann mich an leuchtende Augen und glühende Wangen erinnern. Wir waren überrascht, wir waren natürlich sehr erfreut und wir waren gerührt. Wir haben uns vom ersten Moment an geehrt gefühlt, dass wir als Preisträgergruppe ausgewählt wurden und waren sofort voller Vorfreude. Dass man uns so viel Wertschätzung und Vertrauen entgegenbringt, bedeutet uns sehr viel.

Die Volksmusik begleitet die Familienmusik Huber schon ein Leben lang. Auch wenn die Wohnorte der Familienmitglieder weit auseinander liegen, ist es ihnen sehr wichtig gemeinsam zu musizieren.

Was bedeutet dieser Preis für euch?
Esther: Es ist uns eine große Ehre, Preisträger des Pongauer Hahns 2025 zu sein. Einerseits ist der Preis natürlich eine Bestätigung dafür, was wir bisher gemacht haben. Für unser musikalisches Schaffen, für die Energie und die Zeit, die wir bisher investiert haben. Andererseits ist er uns Ansporn dafür, weiterzumachen. Unseren Weg weiter zu erkunden und zu beschreiten und dem, was kommt, mit Freude und Tatendrang entgegenzugehen.

Der Preis wurde im Rahmen einer Veranstaltung am 9. Mai in St. Johann im Pongau verliehen. Welche Erinnerungen habt ihr an diesen Festabend?
Samuel: Der Festabend in St. Johann im Pongau war eine eindrucksvolle Veranstaltung und sehr professionell organisiert. In reibungslosem Ablauf konnten wir die festliche Atmosphäre genießen, die die Organisatoren und Organisatorinnen geschaffen haben. Bereichert wurde der Abend einerseits durch die Teilnahme von Volksmusikbegeisterten, die aus nah und fern angereist waren, aber auch durch namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, die diesen Bereich der Kultur wertschätzen und unterstützen. Wie es manchmal bei großen Ereignissen so ist, sind die Erinnerungen an den Festabend etwas verschwommen… Oder fetzenhaft zerrissen. Es bleiben ein paar detaillierte Erinnerungen an spezielle Momente, wie etwa die Überreichung der Bronzeskulptur von Hans Weyringer oder das gemeinsame Abschlussstück mit allen ausgezeichneten Gruppen.
Elias: Vor allem haben sich aber die Gefühle des Abends in unser Gedächtnis gebrannt: Die Begeisterung, die positive Anspannung und Aufregung und die Verbundenheit mit allen, die auf der Bühne standen und im Publikum saßen. Es ist immer berührend und bereichernd, mit begeisterten und weitum geschätzten Volksmusikanten und Volksmusikantinnen auf der Bühne zu stehen und für ein Publikum zu musizieren, das sich wirklich für die Musik öffnet. Schon während des ganzen Konzertabends war gemeinsame Freude zu spüren und die hat sich nachher noch fortgesetzt: Im Foyer wurde noch lange gesungen, gespielt, getanzt und gelacht. Es war ein wirkliches Fest!

Warum hat es euch gerade die Alpenländische Volksmusik angetan?
Elias: Die Volksmusik begleitet uns schon von klein auf. Neben unserer klassischen Ausbildung war sie immer Teil unseres musikalischen Lebens und von jeher eine Art Spielwiese, auf der wir uns gemeinsam austoben konnten. Die Freiheiten, die die Alpenländische Volksmusik bietet, begeistern uns bis heute. Wir probieren uns gerne in dem Genre aus und erkunden, was wir in unseren Besetzungen aus überlieferten und neu komponierten Melodien herauskitzeln können. Abgesehen davon hat die Alpenländische Volksmusik einen großen emotionalen Wert für uns. Unsere Erinnerungen daran reichen weit zurück und verbinden uns eng mit zahlreichen musikalischen Wegbegleitern und Wegbegleiterinnen Freunden und Freundinnen.

Als „Familienmusik Huber“ spielt ihr bei zahlreichen kirchlichen und weltlichen Anlässen und habt bei verschiedenen Rundfunk- und Fernsehsendungen mitgewirkt. Wie gelingt es euch als Familie diese Termine unter einen Hut zu bekommen?
Leah: Das hat sich über die Jahre deutlich verändert. Vor etwa zehn Jahren wohnten wir noch alle unter einem Dach, unsere Mama Judith hatte die Hoheit über den Terminkalender der Kinder und unsere Eltern haben das Ganze gemanagt und organisiert. Inzwischen leben wir aus Studiengründen an ganz verschiedenen Orten und unsere Zeitpläne sind sehr unterschiedlich. Ich würde sagen, dadurch hat sich die Organisation deutlich verändert. Ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich für alle schwerer geworden ist, die Termine zu verwalten. Mama ist vielleicht sogar ein bisschen entlastet, seitdem sie nicht mehr für alle einzelnen Zeitpläne verantwortlich ist. Es ist jedenfalls ‘professioneller‘ geworden. Termine werden weit im Voraus fixiert und nach Möglichkeit geblockt, damit sich die Anreise für alle lohnt. Einige Anfragen müssen wir aus organisatorischen und terminlichen Gründen natürlich ablehnen, aber zum Glück ist es uns allen nach wie vor sehr wichtig, miteinander zu musizieren. Wenn man der Sache eine gewisse Priorität einräumt, wird vieles machbar.

Der „Pongauer Hahn“ ist nicht eure erste Auszeichnung. Beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb 2016 habt ihr den Herma-Haselsteiner-Preis erhalten?
Judith: Ja, genau. Das war so etwas wie ein Wendepunkt für unsere Familienmusik. Natürlich haben wir vorher bereits miteinander musiziert und auch schon einige Auftritte absolviert. Die Teilnahme am Alpenländischen Volksmusikwettbewerb 2016 in Innsbruck hat uns als Erlebnis aber nochmal stärker zusammengeschweißt und für das gemeinsame Musizieren begeistert. Der große Erfolg und die Auszeichnung mit dem Herma-Haselsteiner-Preis haben uns über unsere Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht, uns einige Türen geöffnet und zu besonderen Auftritten verholfen. Wir freuen uns sehr, dass das, was wir in der Zwischenzeit mit Liebe und Hingabe getan haben, nun ein weiteres Mal gewürdigt und ausgezeichnet wurde.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft als „Familienmusik Huber“?
Andreas: Eigentlich wünschen wir uns, dass es so weitergeht wie bisher. Damit meine ich nicht, dass wir genauso bleiben, wie wir sind, sondern dass wir genauso weiter arbeiten. Dass wir stetig weitergehen, uns weiterentwickeln und uns weiter ausprobieren. Wir wünschen uns auch zukünftig Antrieb, Neugier und große Begeisterung für unser Musizieren und unser Miteinander.
TL

 

Volksmusikpreis: „Pongauer Hahn“
Die Auszeichnung „Pongauer Hahn“ wird seit 1996 alle zwei Jahre überregional an Personen und Gruppen der Alpenländischen Volksmusik in den Kategorien Vokal, Instrumental, Regional sowie Nachwuchs- und Familienmusik vergeben. Eine Jury, die vom Vereinsvorstand gewählt wurde, wählt die Paten, die wiederum die Preisträger nominieren. Als Paten kommen
Musiker:innen und Sänger:innen infrage, die sich in ihrer Art und Qualität des Musizierens bereits einen Namen gemacht haben. Die Auszeichnung ist ein Symbol der Wertschätzung zwischen den Generationen und wurde am 9. Mai 2025 im Kultur- und Kongresshaus St. Johann im Pongau verliehen.
Preisträger
Familienmusik Huber aus Luttach
(Kategorie Instrumental): Judith Feichter Huber (Blockflöte und Kontrabass), Andreas (Gitarre und Steirische Harmonika), Leah Maria (Violine und Harfe), Samuel Sebastian, (Violoncello, Gitarre und Kontrabass), Elias Gabriel (Violine, Viola und Kontrabass), Esther Maria (Violine).