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Freude am Einsatz für die Allgemeinheit

Josef Kahn, Georg Schondorf, Peter Rainer und Franz Widmann wurden ebenso mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirols ausgezeichnet. (v.l.)

Pustertal –  Im Beruf mehr zu tun, als unbedingt sein muss oder viele Jahre lang seine Freizeit dafür zu verwenden, anderen eine Freude zu machen, schafft Erfüllung.

Im letzten Puschtra Magazin haben wir vier Persönlichkeiten vorgestellt, die heuer mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet wurden; nun folgen die weiteren vier.

Franz Widmann
„Als erstes hab‘ ich gedacht, dass sich jemand einen Scherz mit mir machen will“, sagt der Prettauer Franz Widmann. Er hat das Verdienstabzeichen des Landes Tirol für seinen ehrenamtlichen Einsatz für die Allgemeinheit, vor allem als Weiß-Kreuz-Mitglied erhalten. „Das hab‘ ich mir nie gedacht, dass ich da mal dabei sein darf“, sagt er. Und nachdem er verstanden habe, dass es kein Scherz war, war die nächste Frage, die er sich gestellt hat: „Wen nimmsche mit?“. 1994 wurde Franz Widmann Zeuge eines Verkehrsunfalls in St. Jakob. Von der gerade erst ein Jahr zuvor gegründeten Weiß-Kreuz-Sektion Ahrntal eilte ein einziger Sanitäter zur Unfallstelle, weil die anderen Helfer bereits bei einem Einsatz gefordert waren. Das war das zündende Erlebnis für den Carabiniere Franz Widmann, sich als freiwilliger Helfer beim Weißen Kreuz zu melden. In all den Jahren als Sanitäter hat er unzählige Patienten transportiert und dabei so viele Kilometer abgespult, dass es für „zwei- oder dreimal um die Erde“ reicht. So ganz genau wisse er es gar nicht, meint er mit einem verschmitzten Lächeln. Aktuell fährt der 72-Jährige jeden Tag mit Patientinnen und Patienten fünfmal pro Woche nach Bozen zur Therapie. „Bei den Zuständen auf der Pustertaler Straße war und ist das öfters kein Spaß“, findet Franz.

Georg Schondorf
Eine solidarische Haltung und die Lust, anderen zu helfen, habe er von seinem Elternhaus mitbekommen, sagt Georg Schondorf. Der 67jährige Kaufmann aus Bruneck wurde für sein Engagement im Verein „Helfende Hände“ ausgezeichnet, ein Verein, den es seit neun Jahren gibt und dem er als Präsident vorsteht. Bedürftige in ganz Südtirol werden vom Team der helfenden Hände mit Möbel, Küchengeräten und allem, was es sonst zum Wohnen braucht, ausgestattet. Die Waren sind allesamt Spenden und so kommt es schon vor, wie Schondorf erzählt, „dass wir heute im Vinschgau eine Küche abbauen und diese übermorgen im Ahrntal aufbauen“. Eine oft schweißtreibende Arbeit, die aber meist viel Freude bereitet. Das „meist“ beziehe sich auf die steigende Anzahl von Hilfesuchenden, die es zwar durchaus nötig hätten, dass ihnen geholfen wird, die den oft nicht einfachen Einsatz der Ehrenamtlichen aber kaum wertschätzen. Ein schönes Zeichen der Anerkennung sei deshalb die Auszeichnung, die für ihn eine große Überraschung war, die er aber als „Applaus für das Ehrenamt generell“ empfindet.

Peter Rainer
Auf 92 Lebensjahre kann der Winnebacher Peter Rainer zurückblicken; 82 davon ist er aktiver Sänger in mehreren Chören und gesuchter „Aushilfs-Tenor“, wie er sagt. Beim Bozner Männergesangsverein ist er sogar Ehrenmitglied. Neben dem Gesang interessiert sich Rainer für Pilze und berät als anerkannter Mykologe Menschen darin, ob das was sie im Wald gefunden haben, auch wirklich für den Kochtopf taugt. Auch bei den bäuerlichen Senioren setzt er sich ein. Die Pilze und das Singen sind seine große Leidenschaft aber sein größter Einsatz galt den Arbeitern und „kleinen Menschen“, denen er als abgestellter Gewerkschaftsvertreter der Bozner Stadtpolizei, zeitweise als Generalsekretär bzw. Generalsekretär-Stellvertreter, stets zur Seite stand. Dafür wurde er mit dem Verdienstorden der Republik „Cavaliere della Repubblica“ ausgezeichnet. Auch die Stadtgemeinde Bozen hat ihm eine vom Künstler Martin Rainer gestaltete Verdienstmedaille verliehen, genauso wie der Verband der Kirchenchöre. An der vom Künstler Martin Rainer gestalteten, sehr symbolträchtigen Verdienstmedaille der Gemeinde Bozen, sie wird heute noch in dieser Form vergeben, habe er sogar aktiv mitwirken können. Diese Auszeichnungen seien ihm eine Freude gewesen; die jüngste Feier am Hochunserfrauentag zur Verleihung der Ehrenmedaille in Innsbruck sei aber etwas ganz Besonderes gewesen. Einzig, so fügt er mit einem Schmunzeln an, „die über 100 Stufen zum Kaisersaal möchte ich nicht noch einmal gehen müssen“. Das habe er auch dem Tiroler Landeshauptmann gesagt.

Josef Kahn
Sein jahrzehntelanges Singen im Chor, konkret beim Männerchor und beim Kirchenchor sowie sein Wirken als Musikant standen im Mittelpunkt des ehrenamtlichen Einsatzes von Josef Kahn (73) vom Kahnwirt in St. Martin/Gsies. Seit seiner Jugend ist er immer noch Mitglied des Kirchenchores und des Männerchores, einen Großteil dieser Zeit auch in führenden Funktionen – gemeinsam mit einem motivierten Team. Wesentlich ermöglicht hat dies wohl auch der uneingeschränkte Rückhalt seiner Frau und seiner Familie. Die Ehrung empfindet er als Dank und Anerkennung seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Als solche habe er sie – nachdem sich seine anfängliche Überraschung etwas gelegt hatte – auch gerne angenommen. Es ist wohl eine große Wertschätzung, dass jemand für seinen jahrzehntelangen Einsatz für die Allgemeinheit geehrt wird. Genauso sei er aber auch überzeugt davon, dass es im ganzen Land sicherlich noch viele Menschen gibt, die still und leise, ohne großes Aufsehen, ehrenamtlich tätig sind.
Die Feier in Innsbruck werde ihm als besonderes, erhebendes und auch emotionales Erlebnis in Erinnerung bleiben. Erfreut und wohl auch dankbar überrascht war er auch über die vielen ihm entgegengebrachten Gratulationen von verschiedenen Seiten. Im Rahmen der Feierstunde am 15. August in Innsbruck betonten die beiden Landeshauptleute Arno Kompatscher und Anton Mattle, dass die Auszeichnung nicht bedeute, nichts mehr zu tun! In diesem Sinne werden alle weitermachen.
TM