„Fremdeln – die Achtmonatsangst“

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„Fremdeln – die Achtmonatsangst“

Dr. Angelika Pezzi

Mutter eines kleinen Jungen (9 Monate): „Ich mache mir Sorgen um meinen Sohn. Eigentlich war er die letzten Wochen immer fröhlich, hat andere Menschen offen angelacht, ließ sich auch von ihnen auf den Arm nehmen und schien sich rundum wohl zu fühlen. Doch plötzlich ist er wieder sehr anhänglich geworden. Er weint und schreit, wenn ich nicht immer in seiner Nähe bin, versteckt sein Gesicht hinter meinem Rücken, wenn ihn jemand anschaut und selbst bei seiner Tante will er nicht mehr bleiben. Für mich ist diese Zeit sehr anstrengend und ich frage mich, ob ich etwas falsch gemacht habe?“

Antwort: Es klingt so, als ob Ihr Kind gerade einen wichtigen Entwicklungsschritt machen würde. Es lernt Vertrautes von Fremden zu unterscheiden und begegnet Menschen nun mit einer ganz anderen Perspektive. Umgangssprachlich spricht man vom „Fremdeln“ in der Fachliteratur von der „8-Monatsangst“, welche normalerweise spätestens im dritten Lebensjahr auch wieder verschwindet. Nahezu jedes Kind durchlebt diese Phase – unterschiedlich lang und unterschiedlich intensiv und reagiert plötzlich auf andere Menschen mit Weinen, Schreien, schlechter Laune, Kontaktverweigerung, aber auch mit sehr vorsichtigem, neugierigem Erkunden. Diese Entwicklungsphase Ihres Kindes ist emotional sicher anspruchsvoll für Sie, da Ihr Kind sehr viel körperliche und zwischenmenschliche Nähe braucht und sich somit sehr an Sie klammern wird. Sie sind für Ihren Sohn in dieser Zeit wichtigste Bezugsperson, Rückzugsort und Sicherheitspol und damit helfen Sie ihm, einen wichtigen Schritt in seiner Persönlichkeitsentwicklung zu machen. Je ruhiger und sicherer Sie mit den Bedürfnissen Ihres Kindes umgehen, desto schneller wird diese Phase auch vorbei gehen. Die Belohnung für Ihre Geduld wird ein selbstsicherer, strahlender kleiner Junge sein, der munter die Welt erkunden wird.