Die Wirtschaft in St. Johann und Steinhaus

TRADITION UND MODERNE
28. Mai 2018
Astrid Summerer aus Sexten
28. Mai 2018
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Die Wirtschaft in St. Johann und Steinhaus

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Als vielfältig und ausgewogen lässt sich die Wirtschaft der beiden Dörfer St. Johann und Steinhaus im Herzen des schönen Ahrntals beschreiben. Landwirtschaft, Handwerk, Tourismus und der Dienstleistungssektor spielen hier eine ähnlich wichtige Rolle und sind durch ein gelungenes Miteinander seit Jahren im Ahrntaler Wirtschaftsgeschehen stabil vertreten.

 

„St. Johann und Steinhaus sind zusammen mit Luttach die wirtschaftlich stärksten Dörfer des Ahrntals“, sagt Markus Gartner, der Vize-Bürgermeister der Gemeinde Ahrntal. Während St. Johann, die größte Ortschaft des Ahrntals, vor allem durch die starke Landwirtschaft und die zahlreichen Handwerksbetriebe auf sich aufmerksam macht, ist es im einige Kilometer nördlich liegenden Steinhaus vor allem der Tourismus, der das örtliche Wirtschaftsgeschehen prägt. Das Dorfzentrum von Steinhaus ist durch die kupferroten Häuser des „Ahrner Handels“, der ehemaligen Betreibergesellschaft des Prettauer Bergwerks, unverwechselbar geworden. Lange Zeit war Steinhaus der Sitz der Bergwerksverwaltung und Umschlagplatz des Ahrntaler Bergbaus. Das älteste Verwaltungsgebäude ist das sogenannte Faktorhaus, benannt nach dem obersten Verwalter des Bergwerks. Hier ist heute die Gemeindeverwaltung untergebracht, aus dem ehemaligen Faktorhaus ist das Rathaus der Gemeinde Ahrntal geworden. Gleich daneben befindet sich der ehemalige Kornkasten, in dem seit dem Jahr 2000 das Bergbaumuseum seinen Sitz hat. Darin zu sehen sind Ausstellungsobjekte, die zum größten Teil aus der bergbaukundlichen Sammlung der Grafen von Enzenberg stammen, die als Leihgabe an das Land Südtirol ging und nun hier der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.  „Durch den Sitz der Gemeindeverwaltung und des Bergbaumuseums ist Steinhaus ein bisschen zum Zentrum des Ahrntals geworden“, beschreibt Markus Gartner dieses historisch interessante Dorf.

LANDWIRTSCHAFTLICH GEPRÄGT
Lange Zeit waren St. Johann und Steinhaus Dörfer, in denen die Landwirtschaft eine herausragende Rolle spielte. Mit der stetigen Entwicklung des Tourismus fassten hier auch weitere Wirtschaftszweige Fuß und das Ahrntal erlebte einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Heute gehören St. Johann und Steinhaus mit ihren bestens ausgestatteten Gastbetrieben, den unzähligen Freizeitmöglichkeiten, den schönen Almen und dem Ski- und Wandergebiet Klausberg zu den beliebtesten Tourismusdestinationen des Pustertals. Dank der Modernisierung der Hauptaufstiegsanlage der Klausbergbahn ist das Ahrntal sommers wie winters ein beliebtes Ausflugs-, Urlaubs-, und Freizeitziel. Weitere wertvolle Infrastrukturen in St. Johann und Steinhaus sind unter anderem das Mineralienmuseum, das Bergbaumuseum und die Ausstellung im Pfisterhaus. Sie alle machen das Ahrntal insgesamt touristisch attraktiv, ebenso die diversen Veranstaltungen wie das bewährte Bildhauersymposium, die Mineralieninfo oder verschiedene Sport- und Freizeitmöglichkeiten, wie beispielsweise die beliebten Pferdekutschenfahrten, die das touristische Angebot abrunden. So ist neben Landwirtschaft und Handwerk der Tourismus zum stärksten Wirtschaftszweig in St. Johann und Steinhaus geworden. Eine Vielzahl an gastgewerblichen Betrieben, aber auch an landwirtschaftlichen Betrieben mit Nebenerwerb im Rahmen von Urlaub auf dem Bauernhof, Direktvermarktern landwirtschaftlicher Produkte, Jausenstationen sowie Alm- und Hofschänken zeugen davon. Die Landwirtschaft ist also direkt und indirekt eine der wichtigsten Säulen der Wirtschaft in St. Johann und Steinhaus geblieben. Sie hat hier eine jahrhundertlange Tradition und auch heute noch eine verhältnismäßig große Bedeutung. Trotz des Rückgangs der Beschäftigten in der Landwirtschaft über die vergangenen Jahrzehnte hinweg hat sich dieser Sektor in letzter Zeit stabilisiert. Schon allein aufgrund ihrer Funktion als Landschaftspfleger und als Lieferant von typischen regionalen Produkten ist sie für den Tourismus, aber auch für die örtliche Lebensqualität von großer Bedeutung. Die meisten der landwirtschaftlichen Betriebe von St. Johann und Steinhaus liefern Milch an die Sennereigenossenschaften, einige betreiben Hofkäsereien nach neuestem Standard oder beteiligen sich an der Aufzucht traditioneller Nutztierrassen. Als immer stärker werdende Branche innerhalb der Landwirtschaft hat sich auch hier der Urlaub auf dem Bauernhof entwickelt. Zunehmend mehr Gäste schätzen es, ruhige Ferien inmitten der Natur und eines landwirtschaftlichen Betriebes zu genießen.

TRADITIONELL UND MODERN ZUGLEICH: DAS HANDWERK
Die Handwerksbetriebe von St. Johann und Steinhaus können sich sehen lassen: Sie arbeiten zum Teil mit modernster Technik und großem handwerklichen Geschick, um ihre Kunden mit qualitätsvollen Produkten zu versorgen. Die meisten der verschiedenen Handwerksunternehmen befinden sich in einer der drei Ahrntaler Gewerbezonen, wobei es allein in St. Johann 59 und in Steinhaus 15 Handwerksbetriebe gibt. Für die Zukunft werden sogar Erweiterungen der Gewerbezonen ins Auge gefasst. Immer wieder ein Höhepunkt ist die Ahrntal-Expo, eine Ausstellung, an der sich die zahlreichen Betriebe und Vereine des Ahrntals beteiligen. Die wirtschaftliche Zukunft des Ahrntals hängt natürlich auch mit der nationalen und internationalen Gesamtentwicklung zusammen, aber vom örtlichen Standpunkt aus betrachtet, befindet sich das Handwerk in St. Johann und Steinhaus im gesunden Wachstum.

SOZIALES WIRD GROßGESCHRIEBEN
Nicht allein durch die Wirtschaft entscheidet sich, wie hoch die Lebensqualität in einer Ortschaft ist. Besonders ausschlaggebend dafür ist auch der politische Einsatz für soziale Belange. Dass es sich beim Ahrntal um eine Talschaft mit relativ hoher Lebensqualität handelt, in der in Zusammenarbeit zwischen Politik und Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten einiges erreicht wurde, zeigen unter anderem die vielfältigen Wohnmöglichkeiten, die bestehenden Bildungsangebote und der ideale Anschluss ans Verkehrsnetz. „St. Johann und Steinhaus stechen im Ahrntal durch zahlreiche soziale Einrichtungen wie Kindergärten, Grundschulen, Mittelschule, Musikschule, Seniorenheim, Kindertagesstätte, Eltern-Kind-Zentrum, Sportplatz und Spielplätze für Kleinkinder und für Grund- und Mittelschüler hervor“, beschreibt Brigitte Marcher, Gemeindereferentin für Soziales, Familie u. a., das große soziale Engagement der Gemeinde. Auch die Nahversorgung ist gewährleistet. All das sind Themen, die  besonders für Familien relevant sind, genauso wie die verschiedenen Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Diese sind in St. Johann und Steinhaus vor allem im Gastgewerbe, im Handwerk und bei den verschiedenen Dienstleistungsanbietern zu finden. Die funktionierende Wirtschaft ist mitunter darauf zurückzuführen, dass viele Wirtschaftstreibende um ihr Potential wissen und auf Innovation und Nachhaltigkeit setzen. Insgesamt ist es jedoch in vielen Fällen gelungen, einen Bogen über die verschiedenen Wirtschaftszweige zu spannen. Vor allem die drei großen, ineinandergreifenden Bereiche der hiesigen Wirtschaft – Tourismus, Handwerk und Landwirtschaft – gehen in St. Johann und Steinhaus oft Hand in Hand. Die Synergien, die daraus entstehen, ermöglichen es, das gemeinsame Potential optimal auszuschöpfen. „Eigentlich kann man sagen, dass sich sowohl in St. Johann als auch in Steinhaus Wirtschaft und Soziales die Waage halten“, erklärt Brigitte Marcher. Das ausgeglichene Verhältnis schafft beste Voraussetzungen, der Landflucht entgegen zu wirken und die relativ hohe Lebensqualität auch in Zukunft halten zu können. (SH)