Historische Foto- grafien von Frauen
23. Mai 2019
Simon Gietl aus Luttach
23. Mai 2019
Alle anzeigen

Laubwald oder Wiese?

dav

Kiens/St. Sigmund Eine Umwidmung von Laubwald in Landwirtschaftliches Grün erhitzt in St. Sigmund die Gemüter. Naturschützer sind für die Laubwald-Erhaltung des Teilstücks im Biotops Ilsterner Au. Bauer und Gemeinde wollen das Grundstück zukünftig als landwirtschaftliche Nutzfläche sehen.

Der Vorsitzende des Vereins Naturtreff Eisvogel Klaus Graber hat sich in einem Schreiben an den Bürgermeister Andreas Falkensteiner und den Gemeinderat von Kiens gewandt. Im Schreiben nimmt Klaus Graber Stellung zu einer Umwidmung von Laubwaldfläche in landwirtschaftliches Grün. „Unterhalb der Sportzone von St. Sigmund soll nun eine weitere etwa 5000 m2 große wertvolle Laubwaldfläche in landwirtschaftliches Grün umgewandelt werden. Dieser Wald bildet aber einen unverzichtbaren Bestandteil des derzeit neu entstehenden Aufweitungsbereiches an der Rienz. Durch die Verbreiterung des Flussbettes als Rückhaltebereich zum Zwecke des Hochwasserschutzes sind entlang der Rienz bereits große wichtige Waldflächen geopfert worden. Umso wichtiger ist es, die verbleibende Laubwaldfläche zu erhalten, die einen unverzichtbaren Beitrag zum Klima- und Artenschutz leistet“, so Klaus Graber im Schreiben. Die ablehnende Entscheidung der Grün-Grün-Kommission zur geplanten Umwidmung ist laut Klaus Graber absolut zu respektieren, denn das Allgemeininteresse ist vor das Privatinteresse zu stellen.
In der Gemeindeverwaltung von Kiens ist man ganz anderer Meinung: Das betreffende Grundstück, gehöre einem Bauern, der es in Zukunft landwirtschaftlich nutzen möchte und dafür ein Ansuchen für eine Umwidmung gestellt habe, erklärt Markus Mitterhofer der zuständige Gemeindereferent für Landwirtschaft. „Wir unterstützen dieses Vorhaben und werden auf unserer Entscheidung beharren. Für uns ist dies eine win-win-Situation“, sagt Markus Mitterhofer, der sehr verärgert ist über die Entwicklung dieser Entscheidung und die anschließenden Reaktionen des Landesfischereiverbandes und des Vereins Naturtreff Eisvogel. Es sei heute normal geworden, dass sich jeder in die Angelegenheiten von anderen einmische und kein Respekt mehr vor privatem Grundstück mehr herrsche, betont Markus Mitterhofer. Zudem grenze der Fußballplatz an das Biotop an und Kinder sowie Erwachsene müssten in diesem von „Schlangen und Zecken verwilderten Gebiet“ ihre verschossenen Bälle holen. Nicht auszudenken, was ein Hochwasser auf dem betreffenden Grundstück hervorrufen könne, sagt Markus Mitterhofer, der auf die starken Regenfälle im Herbst vergangenen Jahres verweist. Außerdem seien laut dem Gemeindereferent eine Naherholungszone und eine eventuelle Verlegung des Radwegs entlang des Bachlaufes in diesem Gebiet nicht ausgeschlossen. Dazu würden laut Markus Mitterhofer noch die Bauern mit ihren Traktoren und Anhängern kommen, die hier verkehren und dies zu einer zusätzlichen Konfrontation führe würde. Klaus Graber könne durchaus verstehen, „dass ein Privater versucht aus seinem Grundstück mehr herauszuholen, aber es kann nicht sein, dass das von Gemeindevertretern mitgetragen wird. Im Grunde müssen wir dann alle Biotope in Frage stellen“, argumentiert Klaus Graber. Laut dem Vereinsvorsitzenden kann das Biotop durch entsprechende Maßnahmen, im Rahmen des neu reaktivierten Biotops, aufgewertet werden. Zugleich macht Klaus Graber darauf aufmerksam, dass der erst kürzlich von der UNO veröffentlichte Bericht zum Artensterben erschreckende Ergebnisse zu Tage gebracht hat. „Das betrifft auch uns in Südtirol! Wir müssen uns bewusst machen, was in den letzten Jahrzehnten schief gelaufen ist, dass so viele Tierarten verschwunden sind. Wenn es uns nicht gelingt, zumindest jene Naturlebensräume zu erhalten, die wir noch haben, sind alle Bemühungen umsonst“, sagte Klaus Graber abschließend. (RED)