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Faszination aus Spaß und Anstrengung

Taisten – „Die Faszination besteht darin, dass man immer gegen sich selbst kämpft, probiert das Beste aus sich herauszuholen!“ Südtirols beste Cross-Triathletin, Sandra Mairhofer spricht über ihren etwas anderen Weg zur Spitze. Erst spät hat sie die spannende Sportart für sich entdeckt und es auf Anhieb weit nach oben geschafft.

Sandra Mairhofer aus Taisten ist 27 Jahre jung und Südtirols Aushängeschild im Cross-Triathlon. Im Interview mit dem Puschtra blickt sie auf eine bisher sehr erfolgreiche Saison zurück, berichtet über Ihren Trainingsalltag und gibt Einblick in Ihr Leben als berufstätige Spitzensportlerin.

Puschtra: Sandra, du zählst mittlerweile zur internationalen Weltelite im Cross-Triathlon, einer noch relativ jungen Sportart. Kannst du erklären, was der Cross-Triathlon ist und wo die Unterschiede zum herkömmlichen Triathlon liegen?
Sandra Mairhofer: Beim Schwimmen bleibt alles gleich. Der Unterschied liegt in den darauffolgenden Disziplinen: das Radfahren bestreiten wir auf dem Mountainbike, offroad, also abseits vom Asphalt. Die Strecken sind meist sehr anspruchsvoll, die 30 bis 40 Kilometer Radstrecke beinhalten rund 1.000 Höhenmeter. Zum Schluss folgt der entscheidende Traillauf, auch hier müssen wir drei- bis fünfhundert Höhenmeter bewältigen.

Dein Werdegang ist ja recht ungewöhnlich, du hast erst spät mit Triathlon angefangen. Wie kamst du dazu?
Ich war immer schon sportlich aktiv, habe Vieles ausprobiert, auch Fußball gespielt, aber nie Leistungssport betrieben. Als ich vor zwei Jahren eine Zeit lang in Apulien gearbeitet habe, hat mich ein Freund angespornt es mit Triathlon zu versuchen und mich direkt bei seinem Verein eingeschrieben. Kurz darauf habe ich meinen ersten Triathlon bestritten. So ist meine Leidenschaft dazu entstanden.

Nun hast du es in kürzester Zeit weit nach oben geschafft, kannst aber nicht vom Sport alleine leben. Wie schaffst du es Arbeit und Spitzensport zu verbinden und wie bestreitest du deinen Lebensunterhalt?
Nachdem ich vor anderthalb Jahren an der Sportuniversität Innsbruck das Masterstudium abgeschlossen habe, arbeitete ich seit letztem Jahr an der WFO Innichen und in Bruneck als Turnlehrerin. Fürs kommende Schuljahr muss ich erst schauen, wo ich einen Lehrauftrag bekomme. Klar ist es schwierig neben meiner Arbeit noch Spitzensport zu betreiben. Bisher habe ich alles unter einen Hut bekommen, viel ist Einteilung und man muss Prioritäten setzten, dennoch ist es nicht immer einfach. In unserer Kategorie Elite sind eigentlich alle Profis. Doch Stipendien gibt es kaum, obwohl das Leistungsniveau gleich hoch ist wie im normalen Triathlon. Das Preisgeld ist ok, aber nicht zu vergleichen mit anderen Sportarten wie zum Beispiel Ski Alpin. Vom Team bekomme ich nur eine Spesenvergütung, sowie Material zur Verfügung gestellt; die Flüge muss ich selbst bezahlen.

Sandra Mairhofer bei den Europameisterschaft 2019 in Rumänien.

Gibt es denn keine Unterstützung von Seiten der Sporthilfe?
Bei der Sporthilfe habe ich angefragt, aber nicht den Zuschlag erhalten.

Welche Wettkämpfe bestreitest du und wie sieht es mit den Medieninteresse aus?
Ich starte vor allem bei den Xterra Wettkämpfen. So heißen die Langdistanz-Rennen (1.5 Kilometer Schwimmen, 30 Kilometer Mountainbike, elf Kilometer Trail Run). Sie dauern drei bis vier Stunden und fallen unter die World-Triathlon-Series (WTS), die höchste Liga, wenn man so will. Die Europa-und Weltmeisterschaften sind etwas kürzer und dauern ungefähr zwei Stunden. Weiters gehe ich bei Rennen der WTE, also der europaweiten Serie und bei nationalen Rennen an den Start. Der Sport wird eigentlich gut vermarktet, die Rennen live im Fernseher oder auf online Streaming-Platformen übertragen.

Du bist fester Bestandteil der italienischen Nationalmannschaft und hast jetzt den nächsten Schritt ins Ausland gewagt, um beim wohl besten Team der Szene unterschrieben.
Genau und zwar beim französischen Privatteam „T-Vert“. Wir haben eine tolle Truppe, drei Frauen und vier Männer, bis auf mich alles Franzosen. Bei den Rennen haben wir auch einen Physiotherapeut und ein kleines Kamerateam dabei, die alles für die Sozialen Medien festhalten. Um unsere Fahrräder kümmern wir uns allerdings selber.
Bei italienweiten Rennen starte ich aber weiterhin für „Gran Bike“, einem Team aus Turin.

Wie schaut eine Trainingswoche bei dir aus und hast du eine Trainingsgruppe?
Der Cheftrainer der Nationalmannschaft Max Galetti hilft mir beim Schwimmen, sonst mache ich viel alleine. Manchmal finde ich jemanden zum Radfahren, seit kurzem habe ich begonnen einmal die Woche mit dem Athletic Club Toblach ein Lauftraining mitzumachen.
Ich trainiere immer blockweiße, das heißt ich lege den Fokus immer auf eine Sparte und trainiere die anderen beiden nebenbei mit. In der Woche komme ich somit auf ca. 10 Stunden Training wenn ich unterrichte und auf 15 bis 17 Stunden in den Sommerferien.

Hast du eine bestimmte Stärke oder auch Schwäche?
Früher war ich mehr die Läuferin, mittlerweile habe ich aber in den anderen Disziplinen, auch beim Wechsel, der vierten Disziplin, aufgeholt und bin sehr ausgeglichen.

Die bisherige Saison verlief ausgezeichnet für dich, du bist Italienmeisterin und hast dich im rumänischen Targu-Mures zur Vize-Europameisterin gekürt, welcher Erfolg sticht für dich heraus?
Das erste Rennen Ende April war das einzige wo ich ziemlich enttäuscht war. Es ist nach dem langen Winter wahrscheinlich etwas zu früh gekommen und ich konnte mich nicht so gut vorbereiten und die fehlenden Stunden auf den Mountainbike aufholen. Aber danach ging es nur bergauf, die Silbermedaille im EM-Duathlon und die Bronzene im Triathlon waren auf jeden Fall etwas ganz Besonderes!

Kürzlich bist du auch beim renommierten MTB-Marathon, dem Superbike an den Start gegangen und zwar mit Erfolg! Auch im Winter machst du Triathlon, wie kommt es dazu?
Vom letzten Weltcup vor dem Superbike habe ich mich gut erholt und so kurzfristig entschieden teilzunehmen. Mit dem dritten Platz bin ich wirklich zufrieden, auch da ich nur vier Minuten hinter der Mountainbike-Spezialistin Anna Oberparleiter war. Wintertriathlon ist ein anderes Kapitel, hierbei wird das Schwimmen durchs Langlaufen ersetzt. Eine sehr interessante Art des Triathlons, die im Kommen ist. Mit dem Langlaufen habe ich schon etwas früher begonnen, aber auch erst seit dem Triathlon-Training, richtig angefangen zu trainieren.

Welche sind deine Ziele für die Zukunft?
Der Saisonhöhepunkt, die Weltmeisterschaften im Oktober auf Maui (Hawaii), steht noch vor der Tür. Dieser Wettkampf ist sicherlich ein großes Ziel. (MT)