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Psychiatrie gestern, heute, morgen

Rosenheim/Pustertal – Am 18. und 19. Oktober fand der 10. Internationale Psychiatriekongress statt, an dem Oberbayern, Nord- und Südtirol teilnahmen. Thema der Tagung war „Rückblick und Ausblick, Psychiatrie gestern, heute, morgen“.

Einleitend schilderte Hermann Stemmler sein eigenes Schicksal, als er vor 20 Jahren als bayrischer Psychiatriekoordinator an einer Depression erkrankte, aus der Krise kam und heute bundesweit die Interessen der Psychiatrieerfahrenen vertritt. Sein Aufruf für Selbstbestimmung der psychisch Kranken, für Selbst- und Nachbarschaftshilfe war bewegend. Norbert Erlacher sprach als Delegierter der Angehörigen Österreichs auch von seinem erkrankten Sohn und schilderte das Village-Projekt. Walter Schäl von der oberbayerischen Selbsthilfe berichtete von unbürokratischen Netzwerken, vom Entlassen der Kranken in die Mündigkeit und schloss mit dem kritischen Satz „Wem ständig geholfen wird, der wird hilflos“. Hartmann Hinterhuber fand kritische Worte für gesellschaftliche Entwicklungen, die er in Tirol nachzeichnete: Sozial Benachteiligte erkranken eher, erhalten weniger Hilfe, verarmen leichter und werden öfter ausgegrenzt, all das verschlimmert die psychische Krankheit. Alexia Toparcean stellte dar, wie bayrische Bemühungen über Teilhabearbeit aussehen und dass auf 4,7 Millionen Menschen auf ca 1.000 geschützte Werkstattplätze für psychisch Kranke kommen. Auf Südtiroler Seite fragte Dr. Thomas Karlegger, der Präsident der Selbsthilfevereinigung Betroffener „Lichtung/Girasole“, was jeder Einzelne zur Entstigmatisierung psychisch Kranker beitragen könne, und erhielt zur Antwort, es müssten positive Geschichten erzählt werden können. Anstelle der Präsidentin des Angehörigenverbandes Ariadne verlas Claudia Scherlin eine Grußbotschaft. Für die Experten der Behandlung sprach Roger Pycha, Koordinator des Netzwerks psychischer Gesundheit Südtirol, über die Kultur der Hilfeleistung durch Gemeinsamkeit, von Überwindung der Einsamkeit und von der Kraft der Kommunikation. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, und „Der Erfolg hat viele Väter“, mit diesen Sprichwörtern schloss er seinen Aufruf zur gezielten Vernetzung für humanitäre Ziele. (RED)