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Bezirksmeisterschaft Eisstocksport Ost

Toblach – Eine glatte Eisfläche, einen Stock in der Hand und ein Ziel, das es zu treffen gibt, so lässt sich das der Eisstocksport kurzerhand erklären. Zum 30. Mal fanden am 22. Februar die Pustertaler Bezirksmeisterschaften statt, diesmal war Toblach Austragungsort der Veranstaltung.

Der Eisstocksport hat eine lange Tradition im Pustertal, die ersten Vereine wurden bereits vor über 100 Jahren gegründet, der altertümliche Volkssport wurde zu einen regelrechten Brauchtum. Die zugefrorenen Gewässer boten früher ein wunderbares Ambiente für die Ausübung des Sports. In warmen Wintern wie diesen sind dicke Eisdecken eine Mangelware, so musste auch die Bezirksmeisterschaft ins Eisstadion ausweichen und dort ausgetragen werden. Was für die Organisatoren einfacher, ist für die alt eingesessenen Stocksport-Freunde aber nicht das Selbe wie auf Natureis zu spielen. Auch wenn die glorreichsten Zeiten der geselligen Sportart schon vorbei sind, wird sie im Pustertal noch häufig gespielt. In vielen Gemeinden gibt es einen eigenen Verein, auch im Sommer kann Stocksport auf Asphalt oder Beton ausgeübt werden.
Die Bezirksmeisterschaften wurden im Mannschaftswettbewerb ausgetragen, dabei treten zwei Teams mit bis zu vier Spielern gegeneinander an. Jeder Spieler schießt dabei seinen Stock aus dem Stand in Richtung Ziel, der nur zwölf Zentimeter breiten „Daube“ die in der Mitte des sechs Mal drei Meter großen Zielfeld liegt. Es ist immer die Mannschaft an der Reihe, dessen Stock gerade in der schlechteren Position ist. Am Ende des Durchgangs bekommt das Team mit dem bessergelegenen Stock drei Stockpunkte, für jeden weiteren Stock der besser liegt als der Gegnerische gibt es zusätzliche zwei Punkte. Ausgespielt werden sechs Durchgänge, die sogenannten Kehren, immer hin und her. Das Turnier läuft im Modus jeder gegen jeden ab, für einen Sieg gibt es zwei Punkte, bei einem Unentschieden jeweils einen Punkt. Ein Spiel dauert etwa eine halbe Stunde, somit zieht sich ein Turnier über den halben Tag, dabei dürfen die Spieler nicht die Konzentration verlieren. Ein Schiedsrichter wacht über das Geschehen auf dem Eis und schaut dass alles regulär abläuft.
Im Eisstockschießen kommt es auf ein außerordentliches Maß an Geschicklichkeit und Erfahrung an. Auch auf die Taktik spielt eine entschiedene Rolle,  wie Matthias Baur vom Austragungsverein AEV Toblach erzählt: „Es gibt eine Unmenge an Spielzügen und Herangehensweisen. Wichtig ist auch den Gegner richtig einzuschätzen und vorausahnen zu können was er als nächstes machen wird. Es braucht schon das richtige Händchen dazu, man muss mal legen, mal schießen können und alle Varianten im Repertoire haben. Auch eine gute Kommunikation und Absprache im Team ist wichtig.“
Das Arbeitsgerät der Spieler sind die Eisstöcke, sie bestehen aus Stiel, Stockkörper, der um die drei Kilogramm wiegt und der wichtigen Laufsohle aus Gummi. Diese gibt es in verschiedenen Härten, die dadurch eine unterschiedliche Reibung auf den Untergrund erzeugen und somit einen größeren, bzw. kleineren Kraftaufwand vom Spieler erfordern. Übrigens kann so ein Stock Geschwindigkeiten von über 60 Kilometer pro Stunde erreichen und so die gegnerischen Stöcke aus dem Kreis bugsieren.
„Die Eisstöcke sind eine eigene Wissenschaft: Es gibt viele verschiedene Materialien, Gewichte, schnelle und langsame Stöcke, was die unterschiedlichen Farben anzeigen. Außerdem ist der Schwerpunkt des Stiels entscheidend!“, erklärt Experte Matthias Baur. Jeder Stocksportler besitzt seinen eigenen Stock und geht behutsam damit um: „Stock und Spieler müssen miteinander harmonieren und können auf den jeweiligen Spielstil angepasst werden.“
An den diesjährigen Bezirksmeisterschaften nahmen zwölf Teams mit 48 Spielern und Spielerinnen aus zehn Vereinen teil. Die Besten nach sechs Stunden Spielzeit waren die Spieler des SSV Pfalzen Stocksport, die sich am Ende knapp vor dem AEV Stegen und der Mannschaft AEV Niederdorf 1 durchsetzten. Für die frischgebackenen Bezirksmeister Ost gab es eine Medaille als Andenken an ihren gewonnen Titel.
Eisstockschießen ist ein Sport, den jeder ausüben kann, egal ob jung oder alt. Matthias Baur fing erst damit an, als er schon volljährig war und war vom ersten geschossenen Stock an begeistert: „Ich spiele mit meinen Kollegen und habe eine gute Zeit. Trainiert wird fix einmal die Woche, am Wochenende spielen wir einige Turniere und in der Meisterschaft. Das Schöne daran ist, dass es oft Gefühl braucht, manchmal kann aber auch einfach nur draufgehauen werden!“. (MT)