Die Wirtschaft in Toblach

Kurt Mair am Tinkhof aus Mühlwald / Hall in Tirol
8. Juni 2020
Kronprinz Rudolf – ein Jäger aus Leidenschaft
8. Juni 2020
Alle anzeigen

Die Wirtschaft in Toblach

Toblach mit seinen Fraktionen Aufkirchen und Wahlen wird wegen seines atemberaubenden Blickes auf berühmte Dolomiten-Gipfel wie beispielsweise die Drei Zinnen das „Tor zu den Dolomiten“ genannt.

Seine landschaftliche Schönheit und die gute Luft haben schon früh Reisende aus Nah und Fern angelockt. In den Hotels von Neu-Toblach stiegen beispielsweise bis 1914 sogar königliche Gäste ab, wie König August von Sachsen, König Albert von Belgien sowie der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser. Aus dem ehemaligen Grandhotel ist ein wichtiges Kulturzentrum geworden, die noble Ausstattung dieses Gebäudes lässt den Glanz der vergangenen Zeiten heute noch erahnen. Eigentlich ist Toblach ein überaus beliebtes Ferienziel, dessen zahlreiche Beherbergungs-, Restaurations-, und Dienstleistungsbetriebe gut gerüstet für die touristische Nachfrage sind. Leider hat sich auch hier die Corona-Krise stark bemerkbar gemacht. Obwohl die heimischen Beherbergungsbetriebe seit einigen Wochen wieder arbeiten dürfen, sind die Unsicherheiten immer noch groß. Die Fragen, wie man mit all den Sicherheitsvorgaben am besten umgeht und wie die Gäste darauf reagieren werden, stehen im Raum. Genauso wie die Frage: Werden heuer überhaupt wieder Touristen kommen?

Unsicherheit in den Beherbergungsbetrieben
Die Frage ist berechtigt, denn ob die Menschen heuer überhaupt Lust auf Urlaub haben, lässt sich noch nicht gut einschätzen. Zu viele unbekannte Faktoren, wie etwa die Grenzöffnungen oder das Konsumverhalten der Menschen spielen mit, als dass man eine hieb- und stichfeste Prognose wagen könnte. Toblach wartet seinen Gästen jedenfalls mit einer breiten Palette an Aktivitäten, Sport- und Freizeitmöglichkeiten auf. Bei Familien besonders beliebt ist der grenzüberschreitende Radweg von Toblach ins benachbarte Osttirol, und auch der Toblacher See gilt als beliebtes Naherholungsgebiet. Dem Kletter-Trockentraining kann man sich in der Kletterhalle von Toblach widmen, bevor es dann in den Klettergarten am Dürrensee oder in den Abenteuerpark von Toblach geht. Kein Wunder also, dass es Menschen, die sich einen aktiven Urlaub inmitten einer einzigartigen Naturlandschaft wünschen, nach Toblach zieht. So bleibt zu hoffen, dass die Infektionszahlen Italienweit weiterhin sinken und die Menschen wieder Mut schöpfen und auch heuer Lust auf Sommerurlaub in den Bergen haben. Die meisten Händler, Lokale und Handwerker im Toblacher Gemeindegebiet sind nach Ende des coronavirusbedingten Lockdowns wieder gestartet. Doch die Krise und ein merklicher Konsumrückgang werfen bei so manchem Schatten auf die Zukunftsperspektiven. Besonders unter Druck geraten sind – nicht allein in Toblach, sondern in ganz Südtirol – Restaurants, Pizzerien und Gasthäuser; auch Friseure und Kosmetiksalons mussten lange ausharren und stöhnten wegen der negativen Auswirkungen der Corona-Sicherheitsvorkehrungen.

Guter Mix
Auch wenn der Tourismus mittlerweile als Wirtschaftsmotor Nummer eins gilt, kann man nicht uneingeschränkt von einem vorherrschenden Wirtschaftszweig in Toblach sprechen, denn im Grunde ist es die Vernetzung der einzelnen Wirtschaftszweige, die in Toblach wichtig ist. Hier spielen Land- und Forstwirtschaft genauso eine tragende Rolle wie Handel, Dienstleister, Handwerk und Industrie. Glücklicherweise ist das Toblacher Wirtschaftsgeschehen zwar touristisch geprägt, aber dennoch durch einen guten Mix verschiedener Wirtschaftszweige gekennzeichnet. Das macht es insgesamt widerstandsfähiger gegen eine Krise wie die derzeitige. Doch ist die örtliche Wirtschaft eben auch branchen- und vor allem auftragsbezogen, was bedeutet, dass man durch Höhen und Tiefen muss. Besonders in Tourismus und Handwerk, aber auch bei diversen Dienstleistungsunternehmen gibt es nun eine schwache Zeit, die es bestmöglich zu überbrücken gilt. Im Toblacher Gemeindegebiet macht beispielsweise das Baugewerbe immerhin starke 21 Prozent des gesamten Handwerks- und Dienstleistungssektors aus. Man muss also davon ausgehen, dass viele der insgesamt 81 örtlichen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sich mit den ruhigeren Zeiten wohl oder übel arrangieren müssen. Doch da die Toblacher Unternehmerinnen und Unternehmer als offen und engagiert gelten, werden sie auch diese Hürde meistern und blicken insgesamt optimistisch in die Zukunft.

Kultur großgeschrieben
An der Corona-Krise leidet besonders auch die Kultur, die in Toblach seit jeher großgeschrieben wird. Und hier entstand auch große Kultur: Gustav Mahler, der in den Sommermonaten von 1908 bis 1910 in Toblach verweilte, schuf hier große Werke wie die Neunte und Zehnte Symphonie sowie das Lied von der Erde. Noch heute erinnern die Gustav Mahler Musikwochen an den großen Komponisten und seine Zeit im Hochpustertal. Andere große Veranstaltungen, die Menschen aus Nah und Fern nach Toblach locken, sind das Dolomiti Balloonfestival, der Volkslanglauf Toblach Cortina sowie das Internationale Chörefestival. Toblach ist übrigens auch der Austragungsort der von Hans Glauber initiierten Toblacher Gespräche und seit 2001 verleiht die Toblacher Gemeinde in unregelmäßigen Abständen den Toblacher Prosapreis für literarische Werke, die Grenzüberschreitungen und Grenzerfahrungen thematisieren. Auch im Kulturzentrum Grand Hotel finden während des ganzen Jahres zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Tagungen statt. Das Kulturgeschehen von Toblach kann sich somit sehen lassen: Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen und Vorträge finden normalerweise in regelmäßigen Abständen statt. Dabei sind die meisten der genannten Events zudem keine „Eintagsfliegen“, sondern für längere Zeiträume gedacht. Gerade in auslastungsschwachen Zeiten kann Toblach durch diese regelmäßigen Veranstaltungen für neue Gäste sorgen. Somit bildet Toblach mittlerweile die Bühne für mehrere große Kultur- und Sportveranstaltungen, die durch ihre professionelle Organisation und das stimmige Drumherum für großen Publikums- und Teilnehmererfolg sorgen. Allesamt Veranstaltungen, die in nächster Zukunft – wenn überhaupt – natürlich nur unter großen Vorsichts- und Schutzmaßnahmen – abgewickelt und besucht werden dürfen. (SH)