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Eisbären im Damenformat

Toblach – Eishockey hat in Toblach eine lange Tradition, bereits im Jahre 1930 wurde der AHC Toblach gegründet und zählt somit zu den ältesten Hockey-Vereinen Italiens. 2018, also fast 90 Jahre später, fiel der Startschuss für die erst reine Damenmannschaft im Pustertal. Die jungen “Eisbärinnen” greifen seither in der IHL Women, Italiens höchster Hockey-Spielklasse an.

Bereits seit Jahrzehnten leistet der AHC Toblach eine hervorragende Jugendarbeit, welche zuletzt etwa Top-Spieler wie Daniel Glira oder Viktor Schweitzer hervorbrachte. Die Pionierin des toblacher Damenhockeys war Hanna Elliscasis, bei den Eisbären als junges Mädchen mit dem Hockey angefangen, ist sie seit mittlerweile fast zehn Jahren bei den Eagels Südtirol in Bozen unter Vertrag und dort zu einer wichtigen Stammspielerin gereift. Das Interesse und die Nachfrage am Damenhockey stiegen in den letzten Jahren zunehmend. 2018 fiel in Toblach der Vorschlag zur Gründung einer reinen Damenmannschaft von Seiten der Spielerinnen und deren Eltern aus, erzählen uns die beiden Spielerinnen Eva Maria Grunser und Kathrin Stauder. Die beiden 18-jährigen toblacher Eigengewächse waren von Anfang an mit dabei. Ihr Weg zum Hockey ist wie bei den Meisten derselbe: Mit dem Eishockey begannen sie bereits in jungen Jahren, der Sport lag in der Familie, wo die großen Brüder spielten und die beiden Mädchen es ihnen gleichtun wollten. Anfangs waren die zwei Freundinnen in der Bubenmannschaft unter sich, lernten sich aber schnell durchzusetzen. Aus nur zwei, drei hockeybegeisterten Mädels im Team der Eisbären, wurden schnell sieben, acht und Weiterte folgten. Da der Verband es den Mädchen nur bis zu einem gewissen Alter gestattet, bei den Buben mitzuspielen und es die nächstliegende Damenmannschaft erst in Bozen gibt, setzte der Toblacher Hockeyklub schließlich den Startschuss für das Projekt Damenhockey. Dank tatkräftiger Unterstützung von der ehemaligen Nationalspielerin Wally Kaser ist es dem Toblacher Vorstand rund um Projektleiter Klaus Volgger gelungen eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Das Durchschnittsalter lag in der ersten Saison bei gerade einmal 16 Jahren. Das jüngste Team der Liga besteht immer noch zum Großteil aus Toblacher Spielerinnen, wobei einige bereits Erfahrungen in der Nationalmannschaft sammeln durften. Verstärkt wurde die Mannschaft durch weitere Spielerinnen aus Osttirol, Sterzing, Gröden, Vittorio Veneto oder Alleghe. Sie kommen meist ein oder zweimal die Woche in die Toblacher Eishalle zum Training. Der Kader besteht aus 16 Feldspielerinnen, zwei Torfrauen, einem Trainer und zwei Betreuern. Den Mädchen wird in Toblach die Möglichkeit geboten in einer reinen Damenmannschaft zu spielen, was im Eishockey hierzulande noch eine Seltenheit ist. Im männerdominierten Sport haben es junge Spielerinnen meist schwer ihren Sport auszuüben. In der IHL-Meisterschaft treffen die Toblacher Eisbären auf die Lakers Neumarkt, die Eagles aus Bozen, sowie auf weitere Vereine aus dem Aosta, Fleimstal und dem Piemont. „Auswärts gegen Aosta sitzen wir rund achteinhalb Stunden im Reisebus, aber wir halten die Stimmung hoch!”, sagt Spielerin Stauder. Alle anderen Mannschaften weisen bereits eine mehrjährige Erfahrung in Italiens höchster Spielklasse auf; als Neulinge und krasser Außenseiter in ihre erste Saison gestartet, konnten die Eisbären nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ihren ersten Sieg feiern. Spielermacherin Grunser erzählt: “Mittlerweile sind wir als Mannschaft eng zusammengewachsen und uns auch spielerisch entwickelt. Dennoch bezeichnen wir unser Team immer noch als “Projekt” wo der Spaß an erster Stelle steht!”. In der abgebrochenen Corona-Saison lag der AHC Toblach in den Playoffs noch auf Rang drei, während er heuer mit zwei Siegen und einer Niederlage vielversprechend in die Saison gestartet ist. Für einen Monat wurde der Spielbetrieb in der Damenliga Ende Oktober auf Eis gelegt, ob dieser planmäßig wiederaufgenommen werden kann steht noch in den Sternen. Dennoch wollen sich die Toblacher Kracks weiterhin fit halten: “Bereits im ersten Lockdown haben wir von unseren Trainern einige Übungen aufgetragen bekommen, um in Form zu bleiben”, sagt Spielerin Stauder. “Normalerweise haben wir Ende Saison ein paar Wochen Pause, ehe wir im Sommer ins Trockentraining wieder einsteigen. Mitte September steht uns in Toblach das Eis wieder zur Verfügung und nicht lange später erfolgt der Saisonsauftakt. Momentan kommt aber alles anders wie geplant, es gilt sich auf diese Situation anzupassen und gesund zu bleiben!”, fügt sie hinzu. Trainiert wird bis zu vier Mal pro Woche in der Eishalle. Trainer Luca Larese aus Auronzo ist übrigens auch Chef der Männer Serie-C-Mannschaft und macht im Training nicht groß Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. In der Vorbereitung wird oft zusammen trainiert, für das Konditionstraining ist dabei Fitnesscoach Paola Less zuständig. Einziger Regelunterschied im Vergleich zum Männerhockey ist, dass bei den Frauen der Körperkontakt eingeschränkt ist, was das Spiel weniger gefährlich machen soll und zudem den technischen Aspekt in den Vordergrund rückt. Mehrere Spielerinnen des ACH Toblach wurden bereits ins Aufgebot der U18 und der Senior Nationalmannschaft berufen. Darunter war auch Eva Maria Grunser, die in den letzten vier Jahren für die U18 Azzurra auflief: “Eine Einberufung ist schon etwas ganz Besonderes! Beim Nationalteam ist das Niveau nochmals höher, ich konnte mir Einiges von den anderen Spielerinnen abschauen und dazulernen. Unter anderem haben wir Turnieren in der Schweiz und Schweden gespielt, dem Ländern wo das Frauenhockey einen hohen Stellenwert hat. Highlights waren sicherlich die Weltmeisterschaften die immer im Jänner stattfinden.” In Zukunft wollen sich die Eisbär-Mädels weiterhin steigern und die großen Namen in der Liga ärgern, als langfristiges Ziel wurde der Gewinn der Meisterschaft ausgerufen. Die beiden Nachwuchshoffnungen Stauder und Grunser wollen ihre Hockeykarriere in den nächsten Jahren weiterhin forcieren und vielleicht schon bald den Schritt ins Ausland wagen, um dort Spielerfahrung auf einem höheren Niveau zu sammeln. Beide liebäugeln mit einer Teilnahme an den Olympischen Spielen Mailand-Cortina 2026, die quasi vor der Haustür stattfinden werden: “Ja, von Olympia träumen wir!” sagen sie. (MT)