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Filigraner Ostergruß

Klosterarbeiten sind ein Kunsthandwerk, das nur noch wenige beherrschen. Einst für die Reliquienausstellung entwickelt, konnten sich Techniken dieser filigranen „Drahtarbeiten“ bis in die heute Zeit retten. Zu Ostern sind es vor allem Eier, die mit edlen Materialien kunstvoll verziert werden.

Die Techniken der Klosterarbeiten gehen zurück bis ins Mittelalter, wo in den Klöstern diese filigrane Handwerkskunst von den dort lebenden Schwestern ausgeübt wurde. Der Begriff Klosterarbeit ist allerdings ein neuzeitlicher und erst ca. vor 40 Jahren entstanden, vorher wurde ausschließlich von „schönen Arbeiten“ oder „Drahtarbeiten gesprochen, weiß Helene Baumgartner Psenner, die sich seit über 30 Jahren mit Klosterarbeiten beschäftigt. Laut Literatur war es erst nach dem 16. Jahrhundert erlaubt Reliquien auszustellen und damit begann auch das kunsthandwerkliche Verzieren dieser heiligen Gebeine mit verschiedenen Drahttechniken. Der Umgang mit den heiligen Skeletten war ausschließlich den Klöstern gestattet und auch sie waren es, die den Zugang und die Mittel zu edlen Materialien und feinsten Geweben hatten, die für die „schönen Arbeiten“ notwendig waren. „Jedes Kloster gab diese Handwerkskunst durch das Vorzeigen und durch mündliche Überlieferung weiter, es wurde kaum etwas niedergeschrieben. Jedes Kloster entwickelte auch seine eigenen Drahttechniken“, erzählt Helene Baumgartner Psenner. So waren etwa die Zisterzienserklöster in Bayern für ihre kunstvollen Techniken weitum bekannt. Erst viel später wurde dieses Kunsthandwerk auch zur religiösen Volkskunst, wo einzelne Techniken übernommen und nachgemacht wurden. Allerdings wurde nicht so kunstvoll und mit einfachen Materialien gearbeitet. Diese religiöse Volkskunst ist in verschiedenen Tälern wiederbelebt worden.

Geduldige Handarbeit
Alle Arbeiten in der althergebrachten Klosterarbeit werden von Hand durchgeführt und sind dementsprechend einzigartige Unikate. Meistens handelt es sich um Kastenbilder, die meist aus Holz gefertigt sind, und in Techniken der Klosterarbeit geschmückte Reliquien oder Wachsarbeiten enthalten. Zum Schmücken werden verschiedene Techniken angewandt: Zum Beispiel die filigrane Drahtarbeit, die Krülltechnik, Goldstickereien usw. Für diese Arbeiten werden verschiedene, edle Materialien verwendet. So kommen etwa am häufigsten Gold- und Silberdrähte, Cordonettdrähte sowie Gold- und Silberbouillon in verschiedenen Stärken, alte Baumwoll- und Goldspitzen, Perlen und Glassteine, edle Brokat-, Samt- und Seidenstoffe sowie unterschiedliche Borten und Soutagen zum Einsatz. Aus diesen Materialien werden zum Beispiel feinste Blüten, Blätter und Ornamente händisch hergestellt, gebunden und auf dem Wachskristkindlein, Fatschenkindl oder dem Wachsjesulein befestigt und diese im Kastenbild ausgestellt. „Heute verziere ich auch Weihnachts- und Christbaum- sowie Osterschmuck in diesen Drahttechniken. Das Ei ist ein beliebtes Motiv zu Ostern. Als christliches Symbol steht es für Fruchtbarkeit und der Auferstehung Christi und kann in verschiedenen Größen bearbeitet werden“, erzählt Helene Baumgartner Psenner, die zu Ostern Hühner-, Gänse-, Straußen-, Wachtel- oder Emueier als Ganzes oder als “eingerichtetes Ei“ mit unterschiedlichen Techniken ausstattet.

Marianna Flatscher Steger liebt umfangreiche Klosterarbeiten.

Mit diesem Osterei, das mit Maiglöckchen verziert wurde, hat Marianna Flatscher Steger viele Stunden verbracht.

Ein „eingerichtetes Straußenei“ von Helene Baumgartner Psenner mit Wachslamm und Drahtarbeiten.

Puschtra: Frau Baumgartner-Psenner, was gefällt Ihnen an der Klosterarbeit?
Helene Baumgartner-Psenner: Mich begeistert, wie in dieser althergebrachten Technik genau gearbeitet worden ist. Mein erster Eindruck von Klosterarbeiten war jener, dass ich von dieser Kunst fasziniert war und mir damals aber nicht vorstellen konnte, dass man dieses Kunsthandwerk heutzutage noch lernen und ausüben kann.

Welche Eigenschaften sind für diese Handwerkskunst notwendig?
Geduld, Ausdauer, Zeit, Genauigkeit und ein bestimmtes Wissen sind Voraussetzungen für die Klosterarbeiten.

Was verzieren Sie zu Ostern mit Klosterarbeiten?
Zu Ostern verziere ich vor allem Eier in verschiedenen Drahttechniken: Alle Größen, vom Wachtel- bis zum Straußenei, finden sich in meiner Werkstatt. Jene Eier, wo es möglich ist, schneide ich mit einem kleinen Diamantbohrer auf und verziere sie mit verschiedenen Materialien. Zurzeit sind Eier zur Erstkommunion sehr gefragt. Daraus fertige ich ‘eingerichtete Eier‘ mit Klosterarbeit.

Was sind typische Ostermotive?
Ostermotive sind Kreuz, Kreuzigung, Auferstehung, Osterlamm, Kommunion, letztes Abendmahl. Österliche Motive werden aus Wachs angefertigt. Eier gehören zu meinen Lieblingsmotiven. Ein Ei ist ein Sinnbild des Lebens und damit ein schönes Geschenk.

Für welche Anlässe werden die von Ihnen gearbeiteten Kunstwerke häufig nachgefragt?
Jetzt zu Ostern werden sicher die Kommunioneier am meisten nachgefragt. Zu meinen Kunden gehören zum Beispiel viele Eiersammler.
Viele Menschen erfreuen sich heute wieder mit den eigenen Händen etwas herzustellen. Erlebt die Technik der Klosterarbeit Ihrer Meinung nach auch eine Renaissance?
Meiner Meinung nach ist diese Renaissance schon wieder vorbei. Die Klosterarbeit ist sicher ein Nischenhandwerk. Wobei ich sagen muss, dass dieses Handwerk bei uns in Südtirol nicht wirklich Fuß gefasst hat.

Gibt es auch alte Motive, nach denen gearbeitet werden kann?
Man kann nur nach alten Motiven arbeiten. Natürlich kommen verschiedene Techniken zum Einsatz und Farben können unterschiedlich kombiniert werden, aber es wird keine neue Technik erfunden. Im Profanen Bereich kann ich zum Beispiel je nach Belieben für ein Geburtstagsbild oder ein Ei jene Farben zusammenstellen, die mir gefallen. Bei einer traditionellen Klosterarbeit geht das nicht, da muss ich mich an die Vorgaben halten.

Wo kann dieses Kunsthandwerk heute noch erlernt werden?
Das Wissen der Klosterarbeiten wird über Kurse weitergegeben. Ich selbst habe auch zahlreiche Kurse abgehalten. Man kann sich nur über Kurse Materialkenntnisse aneignen und Handwerkutensilien kennenlernen.

Puschtra: Frau Flatscher Steger, Sie beschäftigen sich bereits seit 20 Jahren mit Klosterarbeiten. Was gefällt Ihnen an diesem Kunsthandwerk?
Marianna Flatscher Steger: Schon als Kind liebte ich die Handarbeit und meine Mutter hat uns Kindern auch viel beigebracht. Neben den Klosterarbeiten, klöpple, häkle, stricke und sticke ich auch. Die Beschäftigung mit den Techniken der Klosterarbeit beruhigt mich. Es dauert lange, bis man zu einem Ergebnis kommt, aber ich habe viel Zeit und ich genieße es. Da vergehen schon einige Stunden, bis so ein Kunstwerk fertig ist.

Was verzieren Sie zu Ostern mit Klosterarbeiten?
Zurzeit bohre ich Löcher in einige Eier, aber dabei handelt es sich nicht um Klosterarbeit, sondern um eine Technik, die ich erst lernen möchte. Wenn es mir gelingt und nicht alle Eier zerbrechen, hoffe ich, dass ich damit zu Ostern einen Strauß behängen kann (lacht). Ansonsten sind diese kleinen Arbeiten eigentlich nicht mein Steckenpferd, ich beschäftige mich lieber mit größeren Arbeiten wie zum Beispiel Wachskristkindlein, Fatschenkindl, Wettersegen, usw. die ich in der Technik der Klosterarbeit verziere und die dann in einem Glasschrein ausgestellt werden.

Welche Techniken verwenden Sie speziell für die Herstellung von Ostereiern?
Mittels Drahttechnik habe ich zum Beispiel ein Osterei, das mit Maiglöckchen umrankt ist, gefertigt. Dazu wurden mit Gold- und Silberdraht, Seidenfaden und verschiedenen Perlen, unterschiedliche Blüten und Blätter kreiert und diese dann in Form von Ranken auf das große Straußenei gefädelt. In der Klosterarbeit sollt nämlich nicht geklebt werden. Das Ei steht auf eigens dafür angefertigten Metallfüßchen und kommt dann unter eine Glasglocke mit Holzteller.

Was geschieht mit den von Ihnen hergestellten Klosterarbeiten?
Meine Arbeiten befinden sich alle in meiner Wohnung. Es sind bestimmt an die 30 große Arbeiten, die alle einen Platz gefunden haben. (TL)