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50 Jahre Hauspflege Bruneck

Bruneck – Bereits seit 50 Jahren gibt es in Bruneck nun schon den Hauspflegedienst. Dieses Jubiläum nutzt das Team der Hauspflege Bruneck der Bezirksgemeinschaft Pustertal, um mit verschiedenen Veranstaltungen und Initiativen rund ums Jahr die Pflege und Betreuung zu Hause stärker in den Fokus zu rücken.

Seit 50 Jahren unterstützt das Team der Hauspflege Bruneck pflegebedürftige Personen durch eine Reihe von Hilfsangeboten, welche am Wohnort und in den Tagesstätten erbracht werden. Die Fachkräfte helfen den Betroffenen beim Aufstehen, bei der täglichen Körperpflege, sind soziale Stütze im Alltag und Ansprechpartner in vielen Belangen. Sie geben den Betreuten Hilfestellungen bei der alltäglichen Haushaltsführung und schaffen am Nachmittag mit Spaziergängen und kleinen Aktivitäten Abwechslung im Alltag.

Interview mit Susanne Ungericht
Frau Susanne Ungericht, Einsatzleiterin der Hauspflege Bruneck, hat dem Puschtra Magazin einen Einblick in 50 Jahre Hauspflege und die Zukunft dieses ungemein wichtigen Dienstes gegeben:

50 Jahre Hauspflegedienst – inwiefern hat sich dieses Angebot, das heute nicht mehr wegzudenken ist, in den vergangenen fünf Jahrzehnten verändert?
Susanne Ungericht: Da gibt es viele und große Unterschiede zu den Start- und Pionierjahren: am 01.01.1974 startete Ottilia Mölgg als erste Altenpflegerin ihren Dienst in der offenen Altenhilfe mit ‘nichts‘, einer ehrenamtlichen Einsatzleitung und einem Blatt Papier mit Adressen von Personen, die besucht werden sollten. Ottilia war konfrontiert mit zu Teil ärmlichen Wohnverhältnissen der Menschen ohne Warmwasser, Plumpsklo außer Haus usw. Abmachungen mit den Betreuten mussten mündlich gemacht werden, vereinbarte Zeiten konnten nicht verschoben werden, da praktisch niemand über ein Telefon verfügte. Die Hausbesuche bei den Betreuten wurden auch bei Schnee und Kälte zu Fuß gemacht.

Susanne Ungericht zusammen mit zwei der freiwilligen Helfern.

Haben sich neben diesen Verhältnissen auch die Tätigkeiten selbst verändert?
Ja, die Haupttätigkeiten der ersten Altenpflegerin im Pustertal waren einkaufen, kochen, Wasser und Holz tragen, Wäscheversorgung und Putzarbeiten. Körperpflege, wie sie heute vornehmlich gemacht wird, konnte bei den Betreuten nur nach einer langen Phase der Vertrauensbildung durchgeführt werden. Die vielen Veränderungen im Laufe der letzten 50 Jahre hier aufzulisten, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Nur so viel noch: Der Weg von einer Altenpflegerin zu 34 Pflegerinnen und Pfleger im Jahr 2024, von Hausbesuchen zu Fuß zu heutigen 30 Dienstautos, zum Angebot des Essens auf Rädern, zur digital gestützten Koordination, zur dreijährigen Ausbildung der Fachkräfte u.v.m. hat eben 50 Jahre gedauert.

Was sind heute die größten Herausforderungen des Hauspflegedienstes?
Eine Herausforderung ist für mich immer wieder von Neuem, wenn ich Betreuungsanfragen aus Kapazitätsgründen absagen oder die Angehörigen auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten muss. Und dies wird – wenn man weiß, dass die Zahl der alten und pflegebedürftigen Menschen in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird – die wohl größte Herausforderung auch in Zukunft bleiben. Wir werden wahrscheinlich ambulant nicht in der Lage sein, die Pflege zu Hause in ausreichendem Ausmaß so zu unterstützen, um Angehörige genügend zu entlasten, um sie vor der Überforderung zu bewahren. Wir werden mit immer mehr alleinstehenden Menschen konfrontiert sein, die entweder keine Angehörige/Kinder haben oder deren Kinder weit weg leben. Diese Personen brauchen viel mehr an verschiedenen Hilfen als nur eine halbe Stunde Körperpflege am Morgen.

Der demografische Wandel bringt auch mehr und mehr Arbeit für den Hauspflegedienst. Wie sieht dieses „Mehr“ konkret aus. Kann man es beziffern?
Wir werden den Dienst in den nächsten Jahren personell aufstocken müssen, um den Anfragen gerecht zu werden, denn wir werden den Menschen mehr als „nur“ Pflege geben müssen. Wir werden uns auch auf eine starke Wertschätzung und Unterstützung der pflegenden Angehörigen konzentrieren müssen, eben weil wir nicht in der Lage sein werden, alle Anfragen anzunehmen. Ich denke, wir werden das Ehrenamt in diesem Bereich, die kleinen Helferkreisläufe in den Dörfern, wieder schätzen lernen.

Wie gestaltet sich der Hauspflegedienst der Zukunft?
Wir werden uns wie bisher auf die sich verändernden Anforderungen einstellen und durch verstärkte Digitalisierung Verwaltungsabläufe vereinfachen müssen, um mehr Zeit für die Betreuten zur Verfügung zu haben. Auch werden wir mit einer zunehmenden Anzahl an pflegebedürftigen Mitbürgern:innen aus anderen Kulturen konfrontiert sein: Hier wird es spezielle Weiterbildungen für unser Pflegepersonal brauchen, wahrscheinlich auch Mitarbeiter:innen aus eben diesen Kulturen. Der wichtigste Baustein, um dies umzusetzen, sind hierbei die Mitarbeiter:innen, unsere Pflegekräfte. Wenn wir wie aktuell auf ein hoch motiviertes Team an Fachkräften zählen können, werden wir unseren Teil an der Betreuung unserer Väter und Mütter ganz sicher beitragen – und das wird ein großer sein.
SH