St. Peter / Ahrntal – Vor kurzem ging in St. Peter eine ganz besondere Veranstaltung über die Bühne bzw. über den Waldboden: das erste Internationale Holzfuhrwerken am Obergruberhof, bei dem Fuhrleute und Pferde gleichermaßen glänzten.
Holzfuhrwerken oder Holzrücken mit einem Pferd im Wald hört sich nach Natur und Romantik an, ist aber schwere körperliche Arbeit für Mensch und Tier. Dieses alte Handwerk trifft man zum Glück auch heute noch an – selten zwar, aber wie man es am 21. Jänner in St. Peter im Ahrntal sehen konnte, hat die Leidenschaft dafür überlebt. Worum geht es beim Holzfuhrwerken: Starke, für diese Arbeit gut ausgebildete Pferde ziehen in unwegsamen Wäldern gefällte Holzstämme bis hin zum nächst befahrbaren Weg. Dort werden die Stämme auf Lastwagen und Hänger verladen. Dieses Holzfuhrwerken hat in Berggebieten eine lange Tradition und wird auch heute noch in der naturnahen Waldwirtschaft eingesetzt, da mit dem Pferd weniger Schäden am Baumbestand entstehen und der Boden weniger verdichtet wird. „Allerdings wird nur noch selten davon Gebrauch gemacht, weil es kaum noch vorkommt, dass die Wälder unzugänglich oder die Wege so schmal sind, dass man weder mit Traktor noch mit Transporter das Waldstück erreichen kann“, weiß Oswald Plankensteiner, der Organisator des ersten Internationalen Holzfuhrwerken am Obergruberhof. Gerade aus diesem Grund war es ihm wichtig, diese Veranstaltung ins Leben zu rufen. „Es ging mir hauptsächlich darum, diese alte Tradition aufzuzeigen. Damit dieses einst wichtige Handwerk nicht in Vergessenheit gerät“, erklärt er. Und wer die imposanten Gespanne am 21. Jänner in Aktion bestaunen konnte, wird sie auch garantiert nicht mehr vergessen!
Perfektes Zusammenspiel von Mensch und Tier
18 Teilnehmer aus Süd- und Osttirol sowie aus Kärnten waren beim Internationalen Fuhrwerken in St. Peter mit dabei. Zwei Kilometer oberhalb des Obergruberhofs hatte Oswald Plankensteiner bereits vor Weihnachten jenes Holz geschlagen, das nun mit Pferden und Holzschlitten talwärts transportiert wurde. Eine seltene Schau und eine spannende noch dazu, schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Mensch und Pferd sich dermaßen gut ergänzen. Gebremst wurden die mit gewaltigen Lasten beladenen Schlitten genauso wie früher mit schweren Ketten und allein schon das Binden der „Fuder“ – also der Holzladung – zeugte von altem Wissen. Die Fuhrleute und Pferde zeigten, was sie konnten und präsentierten sich bei der anschließenden Paradefahrt von ihrer besten Seite. Es kamen Pferde verschiedener Kaltblut-Rassen zum Einsatz, die eher gedrungen, stark und mittelschwer sind. Neben Wenigkeit und Trittsicherheit brauchten die Tiere auch einen starken Charakter. Grundsätzlich gilt es für sie, ruhig und unerschrocken zu sein, denn wegrollende oder rutschende Stämme, wegbrechende Äste, knisterndes Dickicht oder die lauten Geräusche von Kettensägen und Traktoren gehören zum Alltag und dürfen nicht durch in Panik geratene Pferde zur Gefahr werden. Und sie benötigen neben den charakterlichen und körperlichen Eigenschaften auch eine gute Erziehung. Denn um Gefahren größtmöglich auszuschließen und ein gutes Team zu werden, wo das Pferd nur auf Stimmkommando stehen bleibt, wendet, abbiegt und sich um Hindernisse schlängelt, benötigt es eine solide mehrjährige Ausbildung von Pferd und Mensch.
Holzfuhrwerken heute
Zusammen mit dem Tourismusverein Ahrntal und dem Verein „Pietra Gsichto“ hat Oswald Plankensteiner ein wahres Highlight für Pferdeliebhaber:innen, Traditionsbewusste und Freunde des alten Handwerks veranstaltet. Das zur Seltenheit gewordene Handwerk hat zahlreiche Zuschauer:innen begeistert und einen Austausch zwischen den Fuhrleuten ermöglicht. Es war ein wunderschöner Tag im „Obergruberwald“ für Mensch und Tier.
SH