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Perfekter Standort

Der Oberpustertaler Waldkindergarten ist von Innichen nach Toblach übersiedelt. Beim Tag der offenen Tür am 29. November wurde sein pädagogisches Konzept
und die vielfältigen Möglichkeiten, die der neue Standort bietet, vorgestellt.

Die Idee zum Oberpustertaler Waldkindergarten entstand vor fünf Jahren aus der etablierten und weit verbreiteten Praxis der Waldkindergärten, die ihren Ursprung in den 1950er-Jahren in Dänemark haben und sich nach und nach in ganz Europa verbreiteten. „Der pädagogische Grundgedanke, der den Waldkindergärten zugrunde liegt, ist die direkte Erfahrung in der freien Natur. Kinder haben die Möglichkeit, tagtäglich spielerisch Abenteuer zu erleben, ihre Sinne zu nutzen, ihr Bedürfnis nach Bewegung zu befriedigen und ihre motorischen Fähigkeiten zu verbessern“, erklärt Ruth Walder, Pädagogin des Oberpustertaler Waldkindergartens. In der natürlichen Umgebung können sich die Kinder entspannen und sich völlig stressfrei der Beobachtung von Tieren und Pflanzen widmen. Dabei wird die Gabe der Beobachtung geschult, die Kreativität gefördert und viel Wissen über die Natur im Jahreskreis gesammelt. Darüber hinaus erfordert die Bewegung im Wald Eigeninitiative und fördert sowohl Zusammenarbeit als auch Kommunikationsfähigkeit. „Hier werden wichtige Erfahrungen gesammelt, durch die die Kinder Kompetenzen erlangen, welche sie dann in den verschiedensten Lebenssituationen einsetzen können“, fügt Ruth Walder hinzu.
Seit der Öffnung dieses alternativen Betreuungsangebots wurden ca. 70 Kinder aus neun Ortschaften im Alter zwischen drei und sechs Jahren von zwei ausgebildeten Pädagoginnen betreut. Und der Trend hält an, die Nachfrage nach den beliebten Betreuungsplätzen in freier Natur reißt nicht ab.

Vielfalt als Mehrwert
Der neue Standort des Oberpustertaler Waldkindergartens befindet sich ganz in der Nähe des Baumannhofs in Toblach und des dortigen „Bunker Museums“. „Unser neuer Standort ist windgeschützt und ziemlich vielfältig, was dem pädagogischen Konzept sehr zugute kommt. So hält das Gelände wirklich alles bereit, was man sich wünschen kann: Es gibt ebene Flächen, etwas steilere und dichtere Waldstücke, ein Bächlein, einen kleinen See – dazu stehen uns die Parkplätze und die sanitären Anlagen des Bunkermuseums zur Verfügung“, beschreibt Elisabeth Schäfer, Mitbegründerin des Waldkindergartens und aktiv im Elternverein tätig, den neuen Standort. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass der Waldkindergarten keineswegs als Konkurrenz zum Landeskindergarten gesehen werden soll, sondern dass es sich dabei um ein zusätzliches, alternatives Angebot handelt, das einen Mehrwert für die Gesellschaft darstellt. „Dachverband“ der Waldkindergärten ist übrigens die gemeinnützige Sozialgenossenschaft Canalescuola mit Sitz in Bozen, die im gesamten Staatsgebiet tätig ist. Es handelt sich dabei um eine seitens der MIUR akkreditierte Sozialgenossenschaft, welche sich zum Ziel setzt, Lehrerinnen, Ausbilderinnen und Pädagoginnen zu vernetzen, Pädagogik neu zu denken und an die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft anzupassen. Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Projekte zur didaktischen Innovation gefördert, wie zum Beispiel „Educare nel bosco“ oder „Creativity Garden: Long Life Learning School“. Canalescuola führt in Italien über 20 Waldkindergärten, drei davon in Südtirol: in Lana, in St. Ulrich und in Toblach. Sie ermöglichen Kindern das, was früher gang und gäbe war und heute zu etwas Besonderem geworden ist: die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen ohne viel Input im Rhythmus der Natur voll entfalten zu können.
SH