Pustertal – Die Gemeinderatswahlen vom 4. Mai haben gezeigt, dass der Großteil der Pustertaler:innen keine markanten Veränderungen in den Gemeindestuben wünscht. Die großen Überraschungen sind demnach ausgeblieben.
Dass in neun Pustertaler Gemeinden an vorderster Front neue Gesichter zu sehen sind, war bereits vor den Gemeinderatswahlen zu erwarten. Dort hatten sich die Amtsinhaber nicht mehr der Wahl gestellt. Die neuen Bürgermeister dürften in der Zwischenzeit bei den allermeisten Bürgern:innen bekannt sein, dennoch fassen wir an dieser Stelle nochmal zusammen und stellen die neuen Bürgermeister des Pustertals namentlich vor.
Fangen wir bei der größten Gemeinde des Pustertals an, der Stadtgemeinde Bruneck: Bruno Wolf, der Kandidat der Südtiroler Volkspartei, holte im ersten Wahlgang 51,8 Prozent der Stimmen und überschritt damit knapp, aber ausreichend die Schwelle für eine Direktwahl ohne Stichwahl. Mit dem Wahlsieg trat der 60-jährige Wolf die Nachfolge von Roland Griessmair an, der nach zehn Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl antreten durfte. Trotz eines breiten Kandidatenfeldes – insgesamt sieben Bewerber:innen stellten sich zur Wahl – gelang es Bruno Wolf, sich im ersten Anlauf durchzusetzen. Der Gemeinde Gais steht nun Alex Dariz vor, der im vergangenen Jahrzehnt Bürgermeister-Stellvertreter von Christian Gartner war. Im Ahrntal gibt es ebenso einen neuen Bürgermeister: Markus Gartner folgte auf Helmut Klammer, der 15 Jahre lang im Amt war. Nicht mehr zur Wahl angetreten sind Andreas Falkensteiner in Kiens und Walter Huber in Vintl. In Kiens wurde der bisherige Vizebürgermeister Markus Mitterhofer gewählt, in Vintl war der ehemalige Gemeindereferent Robert Seebacher einziger Bürgermeisterkandidat. Den Sprung ins höchste Gemeindeamt hat auch Lukas Schnarf in Olang geschafft: Er hatte sich in den Vorwahlen gegen Amtsinhaber Georg Reden durchgesetzt. In Percha amtiert Theodor Guggenberger, der auf Martin Schneider folgt und das Rennen gegen den ehemaligen Langzeitbürgermeister Joachim Reinalter gemacht hat. In Corvara heißt der neue Bürgermeister Roman Crazzolara. Er tritt in die Fußstapfen von Robert Rottonara. Und in Abtei folgt Christian Pedevilla als neuer Bürgermeister auf Giacomo Frenademetz. In Enneberg hat Albert Palfrader ein starkes Comeback hingelegt und hievte den amtierenden Bürgermeister Felix Ploner aus dem Amt. Zusammen mit ihm sind es also zehn „neue“ Bürgermeister – oder anders ausgedrückt: Ungefähr jeder dritte Bürgermeister im Pustertal ist neu.
Frauen hatten das Nachsehen
Aufs ganze Land bezogen ist die Zahl der Bürgermeisterinnen leicht gestiegen: Statt bisher 13 sind nun 16 Gemeinden von Frauen geführt. Damit wächst der Anteil weiblicher Führungskräfte in den Südtiroler Rathäusern zwar, bleibt aber im Verhältnis weiterhin niedrig. Im Pustertal hat keine der acht Bürgermeisteranwärterinnen das Rennen gemacht; in allen 26 Gemeinden (das Gadertal mitgerechnet) stehen also weiterhin Männer an der Spitze. Das Pustertal bleibt somit jener Landesteil, in dem keine einzige Frau auf dem Bürgermeistersessel Platz nehmen darf. Ulrike Oberhammer, die SVP-Bezirksfrauenreferentin und Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit sieht dies als alarmierendes Signal und hat es sogar als „Armutszeugnis“ bezeichnet. Auch wenn die Zahl der Pusterer Gemeinderätinnen – mitunter dank der Frauenquote, die ein Drittel Frauen auf den Kandidatenlisten vorsah – von 75 auf 95 gestiegen ist, sei der Frauenanteil in der Pustertaler Gemeindepolitik erschreckend gering. Dieser liegt bei gerade mal bei ca. 27,5 Prozent, wobei der Brunecker Gemeinderat mit sieben Frauen den höchsten Frauenanteil aufweist. In den Gemeinden St. Lorenzen, Terenten, Olang und Ahrntal sind es jeweils sechs Frauen, in allen anderen Gemeinden nur noch fünf oder weniger.
Grüner Aufwind
Eine interessante Entwicklung hat sich bei der Anzahl der Grünen Gemeinderäte abgezeichnet: Im Vergleich zu den Gemeinderatswahlen vor fünf Jahren konnten die Grünen im Pustertal ihre Ratssitze mehr als verdoppeln, nämlich von drei auf sieben. Im Gemeinderat von Bruneck konnten die bisherigen drei Sitze auf fünf angehoben werden. Dazu kommen zwei Ratssitze in der Gemeinde Welsberg-Taisten, wo sich die Grünen heuer mit einem kleinen Team erstmals der Wahl stellten. Offensichtlich gibt es einige „grüne“ Themen, die die Pustertaler:innen beschäftigen. Insgesamt hat sich auch die SVP gut geschlagen; landesweit hat sie im Vergleich zu 2020 Bürgermeister dazugewonnen. Im Pustertal stellt sie in 20 der 26 Gemeinden den ersten Bürger. Was auf alle Fälle zu denken gibt: Mit einer landesweiten Beteiligung von nur ca. 60 Prozent erreichten die Gemeinderatswahlen 2025 einen historischen Tiefstand. Zum Vergleich: 2020 lag die Beteiligung noch bei 65,4 Prozent. Ob das verlängerte Wochenende rund um den 1. Mai dafür verantwortlich war? Fest steht: Die Politikverdrossenheit scheint zuzunehmen. In mehreren Gemeinden des Landes lag die Beteiligung sogar unter 50 Prozent – ein besorgniserregender Trend. Aber natürlich gab es auch Ausnahmen wie beispielsweise in Gsies, wo man mit einer Wahlbeteiligung von aussagekräftigen 81,1 Prozent mit gutem Beispiel vorangegangen ist.
SH
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