Niederdorf – Klausurtagung
4. April 2022
Es muss aufgeholt werden!
4. April 2022
Alle anzeigen

Segensbringer Palmbesen

Palmbesen und hohe, mit bunten Papierbändern geschmückte Palmstangen gehören bei uns traditionell zur Feier des Palmsonntags. Von Talschaft zu Talschaft gibt es feine Unterschiede bei deren Fertigung.

Sie erinnern an die Palmenzweige beim Einzug Christi in Jerusalem: die Palmbesen und die langen Palmstangen bei den Palmsonntagsprozessionen, die seit dem 4. Jahrhundert nachweisbar sind.

Dies sind Gebinde aus Weiden, Oliven- oder auch Buchsbaumzweigen, welche an einen langen Stock – an der Palmstange also – befestigt sind. Nach deren Weihe werden sie dann als Abwehr- und Fruchtbarkeitssymbole an den Gartenzaun oder auf das Feld gesteckt. Dort bleibt er bis zum Gründonnerstag oder bis Christi Himmelfahrt. Damit soll der Segen auf die Ernte übertragen werden und diese vor Unwetter schützen. Die geweihten Zweige werden später im Haus verwahrt, ursprünglich wurden sie hinter das Kreuz im Herrgottswinkel gesteckt und in den Stall gehängt, wo sie vor Krankheiten und Dämonen schützen sollen. Bei aufziehendem Gewitter verbrennt man einige der geweihten Zweige im Ofen, was ebenso ein Schutz gegen Blitzschlag sein soll.

Symbol für das Leben
Seit dem Altertum gelten Zweige als lebensfördernd bzw. als Symbol für das Leben.
Die echte Palme war eigentlich das Siegessymbol in der Antike. Im 9. Jh. drangen die sogenannten Palmprozessionen von Frankreich aus in die Alpen vor, und die Segnung der Zweige kam allmählich auf. Im 16. Jh. importierten daher viele Fürstenhöfe Europas Palmzweige aus dem Mittelmeerraum für prunkvolle Prozessionen. Die Bezeichnung „Palm“ wurde nun auch auf andere Zweige, z. B. Olivenruten oder Weidenkätzchen übertragen. Die älteste Form der bei uns gebräuchlichen „Palmen“ war die Rute, erst später entstand der ausladende Palmbuschen am langen Stiel. Dieser, also der große alpenländische Palmbesen, wurde bis vor etwa 40 Jahren fast ausschließlich von jungen Burschen zur Kirche getragen. Heute eifern auch Mädchen darum, wer wohl die längste Palmstange mitträgt.

Interessante lokale Besonderheiten
Die Herstellung von Palmstangen ist ein Brauch, der bei uns im ganzen Land verbreitet ist. Wie die Palmstangen aussehen, ist je nach Gegend etwas verschieden. Während in den meisten Ortschaften die mit Bänder umwickelte Palmstange einen Palmbesen aus Weiden- und Olivenzweigen, bunt geziert mit Papierstreifen, trägt, sehen die Palmstangen im Gadertal etwas anders aus. Vor allem in Wengen beispielsweise ist es Tradition, die Stange zusätzlich mit mehreren Büscheln aus Fichtenzweigen zu schmücken; ein immergrünes Gehölz, das auf ewiges Leben und Hoffnung hinweisen soll. (SH)