
Südtirol – Der Südtiroler Bauernbund hat gemeinsam mit dem Beratungsring Berglandwirtschaft BRING ein neues Kursangebot für Tierhalter:innen auf die Beine gestellt.
Was auf den ersten Blick nach Bürokratie klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunftssicherung für Südtirols bäuerliche Betriebe.
Der Südtiroler Bauernbund ist seit jeher Anbieter verschiedener Fortbildungen für seine Mitglieder. Vor einigen Monaten wurde nun beschlossen, dass all jene Tierhalter:innen, die weniger als zehn Jahre Praxis aufweisen, einen Lehrgang zum Thema “Tierhaltung” absolvieren müssen. „Diese neuen Tierhalterkurse sind keine reine Formalität, sondern Teil eines europaweiten Programms, das Tiergesundheit, Tierwohl und Lebensmittelsicherheit stärken soll”, sagt Daniel Gasser, Obmann vom Südtiroler Bauernbund, „In einer Region wie Südtirol, in der die Landwirtschaft oft familiär geprägt und eng mit der Tradition verwoben ist, bedeutet das vor allem eines: vorhandenes Wissen vertiefen und mit aktuellen Standards verbinden.” Bis zum Ende dieses Jahres werden mehrere hundert Landwirte:innen diesen Kurs abgeschlossen haben und das Projekt gilt dann als vorerst abgeschlossen.
Praxisnahe Ausbildung
Im Mittelpunkt des Tierhalter-Lehrgangs steht eine praxisnahe Ausbildung, die von der richtigen Tierkennzeichnung über das Stallregister bis hin zu Biosicherheitsmaßnahmen und dem verantwortungsvollen Umgang mit Tierarzneimitteln reicht. Auch Themen wie das italienweite Bewertungssystem „ClassyFarm“ oder die Zusammenarbeit mit Tierärzten spielen eine Rolle. So entstand ein rundes Paket, das sowohl rechtliche Sicherheit schafft als auch den Alltag im Stall erleichtert. Pflicht sind die Kurse für alle, die Nutztiere zur Lebensmittelproduktion halten – also Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Schweine oder Geflügel. Bis Ende 2025 müssen alle Tierhalter:innen ihre Ausbildung oder die entsprechende Prüfung abgeschlossen haben. Wer danach neu in die Tierhaltung einsteigt, muss den Nachweis bereits vorlegen, bevor er überhaupt Tiere anmelden darf. Für erfahrene Landwirte:innen gibt es Erleichterungen: Wer seit über zehn Jahren Tiere hält, kann direkt zur Prüfung antreten, ohne den gesamten Kurs besuchen zu müssen. Auch kleine Betriebe profitieren von kürzeren Kurszeiten – eine praxisgerechte Lösung, für die sich der Bauernbund stark gemacht hat. Besonders attraktiv ist die flexible Gestaltung: Neben Präsenzveranstaltungen in den Bezirken werden auch Online-Module angeboten, um möglichst vielen Tierhaltern den Zugang zu erleichtern. Der Bauernbund hat dabei bewusst darauf geachtet, dass die Inhalte verständlich, konkret und auf die Südtiroler Gegebenheiten zugeschnitten sind.
„Ziemlich lehrreich”
Dass das Angebot nicht nur der Form halber geschaffen wurde, zeigt der große Zuspruch aus der Praxis. Viele Bäuerinnen und Bauern sehen darin eine echte Chance, ihr Wissen zu erweitern und den eigenen Betrieb fit für die Zukunft zu machen. „Unsere Viehbäuerinnen und Viehbauern kennen ihre Tiere meist beim Namen, sie sind fast schon Familienmitglieder, deshalb kommt es auch relativ selten zu Verfehlungen”, betont Daniel Gasser. „Daher brauchen unsere Landwirte:innen auch keine anonyme Schulung, sondern gezielte, praxisnahe Informationen. Also genau das, was die neuen Kurse bieten: Sie verbinden bäuerliches Erfahrungswissen mit aktuellem Fachwissen – vom Stall bis zur Verwaltung. Und die Rückmeldungen sind durchwegs positiv. „Der Lehrgang ist zwar zeitintensiv, aber ziemlich lehrreich”, erzählt Christoph Steidl, SBB-Ortsobmann von Toblach. Er hat Ausbildung vor kurzem in ungefähr 14 Fortbildungsstunden absolviert und erfolgreich abgeschlossen – und erkennt einen klaren Mehrwert in diesem Angebot: „Tierhaltung ist mehr als Tradition, sie ist Verantwortung. Mit den neuen Kursen werden die Weichen gestellt für eine Landwirtschaft, die das Wohl der Tiere, die Sicherheit der Produzenten:innen und Konsumenten:innen sowie die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe gleichermaßen im Blick hat.” Der Bauernbund zeigt damit einmal mehr, dass Innovation und Tradition kein Widerspruch sind – sondern gemeinsam die Basis für eine nachhaltige und lebendige Landwirtschaft bilden.
SH