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Mehr als nur ein Spiel

Fußball und Politik sollten nichts miteinander zu tun haben? Doch, sollten sie! Das beweist der Alpencup 2017 – ein Stelldichein, das Freunde schafft, an unbekannte Orte führt, den Sport hochleben lässt.  Mit dabei: das Team der Südtiroler Bürgermeister.

Es ist stockfinstere Nacht, an einem Wochenende Mitte September. 18 Männer, eingezwängt in zwei Kleinbusse, lassen die Gebirgskette der Karawanken hinter sich und steuern unbeirrt den Ort Podcetrtek an. Schon seit mehreren Stunden eilen sie mit ihren Autos durch die Nacht.  Sie sind müde. Aber sie haben eine Mission, ein Ziel, das sie wach hält. Wenn der Morgen graut, dann beginnen die Duelle. Und ihre Gegner sind stark, das wissen sie. Einige von Ihnen sind sogar übermächtig. Angst haben die zwölf Männer dennoch keine. Denn sie sind Bürgermeister oder Vizebürgermeister in einer der vielen Gemeinden Südtirols. Diese Männer sind es gewohnt, Herausforderungen anzunehmen. Die Challenge, der sie sich in ein paar Stunden in Podcetrtek stellen, heißt ‚Alpencup 2017‘. Der Alpencup, das ist ein Turnier, bei dem sich Politiker aus Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien und Südtirol auf dem Fußballplatz messen. Alle zwei Jahre findet er statt, 2015 ging er im Südtiroler Unterland über die Bühne, genauer gesagt in Neumarkt. 2017 ist nun  Slowenien als Gastgeber an der Reihe. In Podcetrtek, zu Deutsch Windisch Landsberg, einer kleinen Gemeinde in Ost-Slowenien, nur 70 Kilometer von der kroatischen Hauptstadt Zagreb entfernt, treffen sich die sportlichen Politiker um zwei Tage lang Fußball zu spielen. Für das Team Südtirol steht viel auf dem Spiel. Angeführt von Kapitän Siegfried Gatterer, seines Zeichens Vizebürgermeister von Pfalzen, gilt es für die Südtiroler, den Erfolg von 2015 zu bestätigen. Damals, beim Heimspiel im Unterland, hat das Team Südtirol den dritten Rang geholt, als beste Mannschaft hinter den übermächtigen Teams aus Deutschland und Italien. Ein riesiger Erfolg, der jetzt, zwei Jahre später, als Hypothek auf den Schultern des Teams lastet. Österreich und Slowenien sollten eigentlich zu schlagen sein. Sollten. Aber wie’s tatsächlich laufen wird? Geht sich Platz drei noch einmal aus? Bei diesem Turnier geht’s um die Ehre. Kein Gegner sollte bei so was unterschätzt werden. Wobei, von Gegnern kann eigentlich nur im sportlichen Sinne die Rede sein. Denn im Grunde genommen ist der Alpencup ein Treffen unter Freunden. Vor und nach dem Spiel werden hier  alte Freundschaften gepflegt und neue Bekanntschaften geknüpft. Man kennt sich und schätzt sich,  nur auf dem Platz tritt man gegeneinander an. Dieses Turnier ist der erfolgreiche Gegenbeweis zur These, wonach Fußball und Politik nichts miteinander zu tun haben sollten. Für das Gastgeberland ist der Alpencup immer besonders schön. 2017 freuen sich die Slowenen, den Kollegen aus den Alpenländern ihre Heimat zeigen zu können und ihre Gastfreundlichkeit auszuleben. Auf dem Fußballplatz dagegen sind sie weniger großzügig. Gleich im ersten Spiel düpieren sie das Team Südtirol. Die Mannen von Coach Christian Stricker aus Latsch sind zwar überlegen, am Ende aber machen die Slowenen das Tor. Das Spiel endet 1:0. Südtirol lässt fix eingeplante Punkte liegen und steht vor dem nächsten Duell gegen Österreich schon unter Zugzwang. Diesmal hält Südtirol dem Druck aber stand. Und wie. In der allerletzten Spielminute bekommt das Team einen Elfmeter zugesprochen. Kapitän Siegfried Gatterer übernimmt Verantwortung und versenkt das Runde im Eckigen. Südtirol schlägt Österreich. Mit dem Rückenwind dieses Last-Minute-Sieges  trotzen die Südtiroler darauf hin dem hohen Favoriten Deutschland ein 0:0 ab. Platz drei geht sich am Ende aber doch nicht aus. Das abschließende 0:5 gegen Italien und das starke Auftreten von Gastgeber Slowenien werfen Südtirol schließlich auf den vierten Rang zurück. Ein Resultat, mit dem Kapitän Gatterer nicht ganz zufrieden ist. „Da wäre noch viel Luft nach oben gewesen“, zieht er nach Abschluss des Turniers Bilanz. Sein Resümee ist aber frei von Verbitterung. Dafür war das Erlebnis Alpencup 2017 viel zu schön. Das Team Südtirol hat sich wacker geschlagen und ist als Mannschaft enger zusammen gerückt. Ganz nebenbei haben Gatterer, Überbacher, Pichler, Strickner, Tappeiner, Falkensteiner und wie sie alle heißen die Chance genutzt und das Alpenland Slowenien näher kennen gelernt. Der Alpencup 2017 hat eindrucksvoll bewiesen, dass Fußball viel mehr ist als bloß ein Spiel. Fußball verbindet die Menschen. Deshalb hat es sich gelohnt: Die lange Anreise durch die finstere Nacht, das Kicken auf regennassem Rasen, das Stelldichein nach Abpfiff. Bei  diesem Abenteuer war für das Team Südtirol gewinnen zwar wichtig, aber mehr noch zählte die Tatsache, dass man mit dabei war: beim Treffen mit Freunden, in einem fernen Land, um Fußball zu spielen.