Liebe Leserin, lieber Leser,

es findet gerade ein gesellschaftlicher Umbruch statt: Die Klimakrise schreitet unaufhaltsam voran und niemand kann sich entziehen. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer und die Flüchtlingskrise immer unmenschlicher. Für viele Menschen ist die Zukunft ungewiss, das macht Angst.

Diese Zukunftsängste und Unsicherheiten führen dazu, dass Menschen sich überfordert fühlen, sich zurückziehen, sich alleine gelassen fühlen und in vielen Fällen in eine psychische Krise schlittern. Psychische Erkrankungen sind immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Umso nötiger ist es, sich diesen Themen intensiver zu widmen und niederschwellige Hilfsangebote anzubieten, die jeder und jede nutzen kann.

Solche Zusammenkünfte können aktuell in Südtirol besucht werden. In Bruneck und in Brixen treffen sich Angehörige von Menschen mit psychischen Problemen, Menschen mit psychischen Problemen sowie Experten und Exptertinnen im Bereich psychische Gesundheit, um miteinander auf Augenhöhe über ihre Erfahrungen zu sprechen. Diese Treffen werden als “Trialogische Treffen” bezeichnet und ich habe mich in der Titelgeschichte mit den Zielen und Inhalten dieser Veranstaltungen auseinandergesetzt.
Bei diesen “Trialogischen Treffen” sind auch EX-IN GenesungsbegleiterInnen (Einbeziehung Psychiatrierfahrener in die psychiatrische Arbeitswelt) mit dabei, die aufgrund ihrer eigenen seelischen Erschütterungen ein großer Gewinn für Hilfesuchende sind. Es sind dies Menschen, die Krisen positiv gemeistert haben und aus diesen Erfahrungen schöpfen können, um anderen Mut zu geben. Ihre positive Bewältigungsgeschichte gibt anderen Betroffenen Hoffnung auf Genesung.

Die Ausbildung dazu gibt es seit 2017 auch in Südtirol. Der einjährige Lehrgang umfasst 12 Module zu jeweils drei Tagen und zwei Praktika in sozialpsychiatrischen Einrichtungen. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erhalten die TeilnehmerInnen das Zertifikat als „Experte/Expertin durch Erfahrung in der Gesundheitsversorgung“ und können in der Versorgung, Forschung und Weiterbildung einbezogen werden.

Ich wünsch Ihnen eine lehrreiche Lektüre!

Herzlich
Ihre Tanja Leitner