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Behutsame Gefühle bestprämiert

Julian Messner, Gustav Lechner, Sonja Ellemunt (hinten von links), Manuela Prenn, Annemarie Delleg, Günther Profanter und Barbara Peintner (vorne von links. Nicht auf dem Foto sind die Ensemblemitglieder: Giuliana Gastlunger, Monika Hochgruber und Klaus Pörnbacher.

BRUNECK/FRIEDRICHSHAFEN – Vom 7. bis zum 9. April 2017 fanden in Friedrichshafen am Bodensee die 33. Internationalen Amateurtheatertage am See statt, die heuer unter dem Motto „grenzen los“ standen. Erstmals mit dabei war die Kunstwerkstatt „Akzent“ mit ihrer gleichnamigen Theaterwerkstatt. Ihr Spiel begeisterte, überzeugte und erhielt den ersten Preis.

„Stille und Langsamkeit, das sei die Königsdisziplin. In unserem Stück würden Gefühle ganz behutsam auf die Bühne gebracht und die Kunst sei, zu machen, nicht zu spielen, so die Begründung der Jury für die Vergabe des ersten Preises. Da wussten wir, unsere Botschaft ist angekommen. Der Sinn unseres Stücks wurde begriffen. Das hat uns unglaublich viel Freude bereitet“, strahlt Sonja Ellemunt, Theater- und Tanzpädagogin der Theaterwerkstatt „Akzent“. Mit der Erstprämierung habe sie nicht gerechnet, gesteht Ellemunt: „Mir war wichtig, dass unsere Theatergruppe einmal an einem Festival teilnimmt. Das war das primäre Ziel, dass wir jetzt gewonnen haben, macht uns sehr stolz, auch weil die Jury als sehr kritisch und streng gilt.“

THEATERWERKSTATT
Seit 2015 führt die Kunstwerkstatt „Akzent“ die gleichnamige Theaterwerkstatt. „Die Theatergruppe besteht aus Menschen mit Beeinträchtigung. Mit ihnen stehen unsere Koordinatorin Sarah Zingerle, Betreuerin Margareth Heuschreck und ich auf der Bühne. Einmal weil dem inklusiven Gedanken Rechnung getragen werden soll und weil ein paar Darsteller Unterstützung auf der Bühne brauchen“, erklärt Ellemunt. In ihrer Szenencollage haben die neun Ensemblemitglieder Themen aus ihrem eigenen Leben aufgegriffen und diese für die Bühne interpretiert. Die großteils verwendeten Texte entstanden in einer Symbiose-Arbeit von der künstlerischen Leiterin Elfriede Kehrer und Ensemblemitglied Julian Messner. „Ich habe versucht, kompetenzorientiert zu arbeiten, den Part auf den Schauspieler auszurichten. Die Leute sollten ihre Stärken zeigen können und nicht mit ihren Defiziten vorgeführt werden“, expliziert Ellemunt. Aus der Erstversion wurde inzwischen „Voll im Leben…neu verspielt“, so Ellemunt: „Wir haben zwei Jahre intensiv an diesem Stück gearbeitet und unermüdlich gefeilt. Ich habe sehr hohe Maßstäbe und viel verlangt. Inzwischen handelt es sich nicht mehr um ein soziales Projekt, jetzt liegt der Fokus auf der künstlerischen Arbeit.“

THEATERFESTIVAL
Neun Theatergruppen mit Darstellern aus 46 Nationen gehörten zu den Mitstreitern des Südtiroler Ensembles, in welchem einzig auch Menschen mit Beeinträchtigung spielten, bestätigt Ellemunt: „Unsere Erstplatzierung ist nicht die Folge einer Sonderbehandlung. Der Preis wurde uns zuteil, weil unsere Szenencollage sehr gut durchdacht und auf beeindruckende Weise authentisch interpretiert wurde von Schauspielern, die höchst professionell arbeiten und ihr Bestes geben. Der Saal tobte nach unserer Aufführung und uns wurde die besondere wie seltene Ehre einer ‚Standing Ovation‘ zuteil. Theater muss berühren, und darauf sind wir stolz, weil wir immer wieder gehört haben: ‚Ihr habt uns berührt!‘“ (SP)