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Gehört der E-Mobilität die Zukunft?

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Ob auf Konferenzen, am runden Tisch, bei Projekt-Vorstellungen – überall ist heute von Nachhaltigkeit die Rede. Doch was bedeutet dieser Begriff, der nicht mehr nur als Umweltkonzept verstanden wird, sondern auch in Politik und Wirtschaft Eingang gefunden hat?
Auf den Punkt gebracht, geht es darum, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne jene künftiger Generationen zu gefährden. Eine wichtige Konsequenz daraus wäre ein schonender Umgang mit den auf der Erde vorhandenen Ressourcen.

LAND KÜNDIGT DIESEL FAHRVERBOT AN
Mit Jahresbeginn 2019 könnte in Südtirol ein Dieselfahrverbot bis zur Klasse 5 in Kraft treten. Dies verkündete kurz vor Ostern der Landesrat für Raumentwicklung, Umwelt und Energie, Richard Theiner. Südtirols Handwerker und Dienstleister laufen dagegen Sturm. Diese kurzfristige Einführung von Dieselfahrverboten würde die lokale Wirtschaft existenziell bedrohen, vor allem weil ein Großteil der Handwerkerflotte Diesel tankt. „Wir unterstützen das Vorhaben, die Luftqualität in unserem Land zu verbessern, allerdings nur, wenn dies nicht auf Kosten der heimischen Betriebe, sondern mit Augenmaß geschieht“, betonte dazu lvh-Präsident Gert Lanz. „Die Verbannung des Diesels würde die Versorgung der Geschäfte, Baustellen und Privatkunden mit Gütern und Dienstleistungen des Handwerks stark eindämmen. Es würde zu drastischen Einschränkungen für Pendler, dem Wirtschaftsverkehr und die Versorgung der Bevölkerung kommen.
„Von Betriebsschließungen und dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze in den Stadtzentren ganz zu schweigen“, erklärt der Verbandspräsident. „Eine Umstellung der Handwerksflotte in wenigen Monaten ist sicherlich nicht möglich. Die Wirtschaft benötigt zum ersten taugliche Fahrzeuge mit alternativen Antrieben und zweitens ausreichend lange Übergangsfristen, um sich auf die Fahrverbote umzustellen.“

DIE PYRAMIDE DER NACHHALTIGEN MOBILITÄT
Verkehr vermeiden – Verkehr verlagern – Verkehr verbessern: Das sind die drei Elemente der „Pyramide der nachhaltigen Mobilität“. Südtirol will bis 2030 zu einer Modellregion für nachhaltige alpine Mobilität werden – und entsprechende Maßnahmen zur Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung des Verkehrs anwenden und dann umsetzen.
1. Verkehrsvermeidung
Der umweltfreundlichste Verkehr ist der Verkehr, den es gar nicht gibt. Oberste Priorität für eine Entwicklung Südtirols zur Modellregion für nachhaltige alpine Mobilität hat also die Verkehrsvermeidung.
Verkehr kann auch durch Fahrgemeinschaften (drei Personen in einem Auto bedeuten weniger Verkehr als je eine Person in drei Autos!) und Telearbeit (ein Tag pro Woche zu Hause arbeiten bedeutet 20 % weniger Berufsverkehr!) vermieden werden.
2. Verkehrsverlagerung
Verkehr, der sich nicht vermeiden lässt, sollte nach Möglichkeit auf umweltfreundliche Verkehrsmittel verlagert werden – also vor allem auf Bus und Bahn, das Rückgrat der nachhaltigen Mobilität, aber auch auf das Fahrrad und die eigenen Beine.
Wenn es gelingt, das (Elektro-)Fahrrad als Alltags-Verkehrsmittels zu etablieren, besteht – in Kombination mit dem ÖPNV (Öffentlichen Personennahverkehr) – ein großes Potenzial zur Verkehrsverlagerung.
3. Verkehrsverbesserung
Auch der Verkehr, der sich nicht vermeiden oder verlagern lässt, muss verbessert werden. Von entscheidender Bedeutung ist hierbei die Elektromobilität. Elektromobilität, sowohl mit Batterien als auch mit Wasserstoff-Brennstoffzellen, hat den Vorteil, dass sie schädliche Abgase und Verkehrslärm von vornherein vermeidet und verringert.  Elektroantriebe sollten vorzugsweise dort zum Einsatz kommen, wo regelmäßige, tägliche Fahrleistungen gefordert sind. Diese Anwendungen sind auch aus ökonomischer Sicht interessant, denn Elektrofahrzeuge sind in der Anschaffung noch teurer, im Betrieb aber wesentlich günstiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Wichtig ist, dass nicht das heutige Verkehrssystem 1:1 elektrifiziert wird, sondern dass man sich an den Prioritäten 1.) Verkehrsvermeidung, 2.) Verkehrsverlagerung und 3.) Verkehrsverbesserung orientiert. Der umweltfreundlichste Verkehr ist der Verkehr, den es gar nicht gibt.

LVH Präsident Gert Lanz: „Der Austausch des Diesels durch alternative Antriebe kann nur schrittweise erfolgen.“

 

RAUM- UND MOBILITÄTSPLANUNG IN SÜDTIROL
Großstädte und urbane Zentren – das klingt doch nicht nach Südtirol, das betrifft uns nicht, werden sich so manche denken. Doch auch hierzulande gibt es einen starken Siedlungsbau und einen Trend zur Verstädterung und Zersiedelung. Eine vorausschauende Siedlungsplanung sorgt dafür, dass Menschen ihre Ziele in Reichweite haben. Denn die räumlichen Bedingungen wirken sich stark auf das Mobilitätsverhalten aus. Wenn Dienstleistungseinrichtungen, Infrastrukturen oder Läden in der Nähe von Wohngebieten mit hoher Siedlungsdichte errichtet werden, kann der Verkehrsaufwand eingedämmt werden und auf den öffentlichen Personennahverkehr, Fahrrad oder E-Bike umgestiegen werden.
FÖRDERUNGEN ERLEICHTERN DIE ENTSCHEIDUNG
Ein neu eingerichteter Fördertopf für nachhaltige Mobilität bietet für Gemeinden, Unternehmen und Organisationen, die Maßnahmen z. B. in den Bereichen Radmobilität, Fußmobilität und Mobilitätsmanagement umsetzen wollen, eine neue Fördermöglichkeit mit einer Maximalförderung von 75 Prozent. Das emissionsfreie und gesundheitsfördernde Verkehrsmittel Fahrrad soll auch dadurch aufgewertet werden, dass zukünftig über die Verkehrsmeldezentrale Informationen zu Sperrungen im Radwegenetz gemeldet werden und das Landesstatistikamt Astat wichtige Indikatoren zur nachhaltigen Mobilität veröffentlichen soll. Die dritte Kategorie des Maßnahmenpakets, die „Verkehrsverbesserung“, umfasst vor allem Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität. Südtirol besitzt dank sauberem Wasserstrom das Potenzial, die Elektromobilität – sei es mit Batteriefahrzeugen oder Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge – als lärm- und emissionsfreie Alternative zu Benzin und Diesel zu forcieren. Dank der nun eingeführten Kaufprämie von 4.000 € für reine Elektroautos bzw. 2.000 € für Plug-In-Hybride sind Elektroautos, wenn man nicht nur den Kaufpreis, sondern die sogenannten „Total Cost of Owernship“ betrachtet, nun in vielen Fällen insgesamt billiger als Verbrennerfahrzeuge. Damit die Reichweite der Elektrofahrzeuge im Alltag zu keinen Einschränkungen führt, wurde als Teil des Pakets #greenmobilitybz auch der Ausbau eines landesweiten Netzes an Ladestationen beschlossen. In den Garagen der Landesverwaltung sollen Ladesäulen nachgerüstet werden, bei Neubauten und Sanierungen sollen zukünftig generell Vorrichtungen für passende Garagen-Stromanschlüsse vorgesehen werden. Für Ladestationen in Privatgaragen und bei Unternehmen wird es eine Förderung durch das Land von bis zu 1.000 € geben. Für Brennstoffzellen-Fahrzeuge ist der Bau von zusätzlichen Wasserstoff-Tankstellen vorgesehen. Für Unternehmen gibt es zusätzlich zur Förderung von Elektroautos auch eine Förderung für Kleinmotorräder (30 Prozent, bis maximal 1.000 Euro) und Lastenfahrräder (30 Prozent, bis maximal 1.500 Euro).

 

Bernhard Hilber, Mitglied des Gemeinderats Bruneck: „Wir brauchen Ladestationen nicht allzuweit weg von jeder Wohnung.“

MIT GUTEM BEISPIEL VORAN
Mit gutem Beispiel vorangehen werden die öffentlichen Institutionen in Südtirol: Der Fuhrpark des Landes, der Agenturen und Hilfskörperschaften sowie der Schulverwaltung und auch anderer öffentlicher Einrichtungen wie der Gemeinden soll so weit möglich schrittweise auf emissionsfreie Fahrzeuge umgestellt werden, und zwar nach dem Prinzip, dass jeder Kauf von Fahrzeugen, die keinen Elektroantrieb haben, eigens begründet werden muss (Beweislastumkehr). Insgesamt stehen für die Umsetzung der #greenmobilitybz-Maßnahmen pro Jahr 10 Mio. € zur Verfügung.

E-MOBILITÄT: KAUFPRÄMIEN FÜR PRIVATPERSONEN
Förderbeiträge gibt es für E-Fahrzeuge und Ladesysteme zugunsten von Privatpersonen, öffentlichen Körperschaften, Vereinen und anderen Organisationen, die keine unternehmerische Tätigkeit ausüben. Durch die Förderung der Elektromobilität will die Südtiroler Landesregierung den Umstieg auf umweltschonende Technologien in der Mobilität unterstützen, um so die Belastung durch Verbrennungsmotoren möglichst zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Will jemand ein fabrikneues E-Auto kaufen, so kann er sich direkt an die teilnehmenden Fahrzeughändler wenden. Um den bürokratischen Aufwand für Private möglichst gering zu halten, ist kein eigenes Formularansuchen notwendig. Wer also ein Elektroauto kauft, bekommt bereits beim Kauf des Fahrzeugs die Kaufprämie von der Rechnung abgezogen. Voraussetzung ist, dass der Autohändler die entsprechende Konvention mit dem Land unterzeichnet hat.
Wie wird gefördert?
4.000 Euro für den Ankauf (auch mittels Leasing) für reine Elektroautos mit Batterie- oder Brennstoffzelle. Davon wird die Hälfte durch das Land, der Rest vom Fahrzeughändler finanziert;
2.000 Euro für den Ankauf (auch mittels Leasing) für Plug-in-Hybride. Davon wird die Hälfte durch das Land, der Rest vom Fahrzeughändler finanziert.

WIE DIE STADTWERKE BRUNECK DIE E-MOBILITÄT VORANBRINGEN KÖNNEN
Der Brunecker Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit, Bernhard Hilber, schlägt ein Konzept für die Elektromobilität für Bruneck und St. Georgen vor. Nach dem Diesel-Skandal nimmt z.B. in Deutschland die Zahl der Elektroautos schneller zu. Der Umstieg ist zwar noch keine einfache Sache, aber die Probleme werden zügig beseitigt. Es werden Stromtankstellen für die Langstrecken errichtet, Das Netz der Marke Tesla ist in Westeuropa schon flächendeckend. Für den normalen Alltag braucht man aber eine Lademöglichkeit entweder in der Firma oder, besser noch, zuhause. Da manche aber im 5. Stock wohnen und kein Kabel aus dem Fenster hängen lassen können, könnten die Stadtwerke Ladesäulen in den Straßen montieren. Der hohe Spritpreis in Italien sollte eigentlich zu einem schnellen Umstieg auf das Elektroauto führen, aber Italien hat noch ein anderes großes Problem: kaum jemand kann das Auto zuhause laden. Die Wohnungen haben nur einen 3 kW- Anschluss, das reicht nicht fürs Elektroauto. 11 kW, so wie in Deutschland für jede Wohnung üblich, würden ausreichen, 22 kW wären noch besser. Die schnelle flächendeckende Umrüstung der Wohnungsanschlüsse auf 11 oder 22 kW ist bei der italienischen Bürokratie nicht zu erwarten. Eine andere Lösung muss her.

BEISPIELE FÜR BRUNECK
Wir brauchen Lademöglichkeiten nicht allzu weit weg von jeder Wohnung. Dazu können die Stadtwerke öffentliche Ladesäulen mit je 2×22 kW-Anschluss in allen Wohngebieten installieren. In Bruneck Stadt wären zehn Standorte sinnvoll, in St. Georgen reichen drei, Aufhofen einer, Dietenheim zwei, Reischach drei, Stegen zwei. Der Strompreis soll zwischen 10 und 20 Cent pro Kilowattstunde liegen.

BEISPIEL FÜR ST. GEORGEN
Ort für die erste Ladestation wäre direkt vor der Trafostation neben dem Hotel Gissbach. Zwei Ladestationen mit je 2x22kW Anschluss. Somit könnten vier Autos parallel geladen werden. Man parkt sein Auto vor einer Ladesäule, schließt das Kabel an, hält eine RFID-Karte hin und der Strom fließt. Nach einigen Stunden ist das Auto vollgeladen. Das Geld wird am Ende jedes Quartals vom Konto abgebucht. Mit 20 Ladeorten mit insgesamt 40 Ladestationen wäre Bruneck für einige Zeit gerüstet. Die Investitionskosten dafür dürften bei etwa 100.000 Euro liegen. Somit hätte jeder Bürger von Bruneck schon mal die Grundlage, um auf ein Elektroauto umzusteigen. Dieses Konzept ist bereits in München erfolgreich von den Münchner Stadtwerken verwirklicht worden. Informationen dazu findet man im Internet oder man schaut es sich direkt vor Ort an. (Red)