Erfolge sind schön – Perspektiven sind wichtiger

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Erfolge sind schön – Perspektiven sind wichtiger

BRUNECK – Der SSV Bruneck Handball leistet beachtliche Arbeit. Jede Menge Nachwuchskräfte, Spielerinnen und Spieler, die Karriere machen und spannende Derbies gegen die Damen des SSV Taufers: Der Handball in der Rienzstadt hat in den letzten Jahren mächtig zugelegt.

 

Der  Puschtra sprach mit dem Leiter der Sektion Handball, Hubert Durnwalder, über den andauernden Höhenflug.
Puschtra: Seit nunmehr fünf Jahren spielen Brunecks beste Handballerinnen unter der Flagge des SSV Bruneck. War die formelle Loslösung von der Mittelschule Meusburger im Jahr 2014 hin zum städtischen Sportverein in jeglicher Hinsicht der richtige Schritt?
Hubert Durnwalder: Der Schritt von der Schule zum SSV Bruneck war sicher notwendig. Die Mittelschule Meusburger wäre mit dem riesigen Aufwand und der großen Anzahl an Spielerinnen auf Dauer überlastet gewesen. Zudem sind bei uns auch Spielerinnen aktiv, die keine Schule mehr besuchen und schon berufstätig sind. Es besteht aber weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit der Schule, die den Handballverein im Jugendbereich bis zur Alterklasse U15 unterstützt. Ich finde, wir dürfen die Wurzeln des Handballsports in Bruneck nicht vergessen. Dieses Bewusstsein, diese Wertschätzung findet sich auch  in unserem aktuellen Vereinsnamen wieder: SSV Bruneck Handball Meusburger. Die vorbildlichen Strukturen und die organisatorische Arbeit im Brunecker Sportverein zeigen uns tagtäglich, dass mit dem Wechsel zum SSV ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gemacht wurde.

Jennifer Purdeller holt aus zum Wurf.

Welche strukturellen Veränderungen wurden mit dem Wechsel der Schirmherrschaft  unternommen?
Vor allem im organisatorischen Bereich hat es bedeutende Veränderungen gegeben. Mit Martin Habicher hat ein sportbegeisterter Mann das Amt des Sektionsleiters übernommen. Manchmal hat man fast den Eindruck, er arbeite 24 Stunden am Tag für den Verein. Brigitte Wielander in der Funktion als Kassierin hat wichtige Kontakte zu Sponsoren geknüpft und gemeinsam mit Martin Habicher dafür gesorgt, dass wir auf eine gut fundierte finanzielle Unterstützung zählen können. Ganz wichtig ist zudem die Arbeit, die Veronika Oberstolz übernommen hat. Sie ist zuständig für viele organisatorische Angelegenheiten und unterstützt mich nebenbei noch als Co-Trainerin. Vor kurzem konnten mit Christoph Seeber und Rudi Mutschlechner noch zwei weitere Hilfskräfte für den Ausschuss dazu gewonnen werden. Auch der Trainerstab wird Schritt für Schritt ausgebaut. In der ersten Mannschaft sowie bei den U19-Mädchen haben Helmut Durnwalder und Sepp Santi die Zügel in der Hand. In den Kategorien U9, U11, U15 und U17 sorgen Ulrike Gatterer, Veronika Oberstolz und ich für strukturierte Nachwuchsarbeit. Zwei unserer aktiven Spielerinnen machen zur Zeit die Trainerausbildung und werden uns in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen. Als wir noch als Schulverein tätig waren, hatte ich natürlich viel Unterstützung durch Sekretariat und Direktion, aber viele Dinge, die nun von dem zuvor erwähnten Team an Mitarbeitern erledigt werden, musste ich damals noch selber machen. Durch die Aufteilung der Arbeit kann ich mich mittlerweile fast ausschließlich auf die Trainings- und Wettkampfplanung konzentrieren. Das ist für mich eine riesige Entlastung.

Große Veränderungen werden oft skeptisch betrachtet. Zustimmung finden sie meist erst dann, wenn die daraus folgenden Resultate passen. Ist der Handballsport in Bruneck de facto erfolgreicher, seit er unter den Fittichen des SSV Bruneck agiert?
Ich würde nicht sagen, dass sich durch den neuen Weg größere sportliche Erfolge eingestellt haben, denn schon in den Zeiten als Schulverein haben wir tolle Ergebnisse erzielt, die wir uns niemals erträumt hätten. Dabei denke ich etwa an die vielen Landesmeistertitel und Regionalmeistertitel und nicht zuletzt an die drei Goldmedaillen, die wir bei Italienmeisterschaften holen konnten. Sportliche Erfolge sind zwar schön, aber wichtiger für mich war immer, eine Struktur zu schaffen, die Zukunft hat. Ich meine damit, Heranwachsenden die Möglichkeit zu bieten, ihre bevorzugte Sportart auch nach der Grund- und Mittelschulzeit weiter ausüben zu können. In dieser Hinsicht ist es ein großer Erfolg, dass wir unter einem so bedeutenden Verein wie dem SSV Bruneck agieren können. Die Beliebtheit unseres Vereins spricht für sich: Momentan spielen Mädchen aus Rasen und Olang, aus Vintl und aus Weitental und natürlich aus Bruneck und den umliegenden Gemeinden in unseren Teams.

Die Damen des SSV Bruneck Handball spielen seit geraumer Zeit in der italienischen Serie A2. Lange standen sie dort ein wenig im Schatten der Damen vom Lokalrivalen und  Traditionsverein SSV Taufers. Nach dem Derbysieg der Bruneckerinnen Mitte Dezember 2017 scheint der Abstand zu Taufers aufgeholt. Bahnt sich da etwa eine Wachablöse in der Pusterer Handball-Hierarchie an?
Nein, da gibt es keine Wachablöse. Taufers leistet eine hervorragende Jugendarbeit und wird auch in den nächsten Jahren immer wieder ganz vorne mitspielen.  Der Verein hat im Handball eine viel längere Tradition als Bruneck, aber wir dürfen auch behaupten, dass wir aus dem Schatten schon längst herausgetreten sind und die Spiele auf Augenhöhe bestreiten. Es wird immer wieder Spielzeiten geben, in denen der eine oder der andere Verein die Nase vorne haben wird. Auf dem Spielfeld wird natürlich um Punkte, Erfolge und Prestige gekämpft, außerhalb der Wettkämpfe haben wir allerdings gute Kontakte mit dem SSV Taufers und arbeiten im Jugendbereich der Männer sehr gut zusammen. In Bruneck spielen wir mit den Buben nur bis zum Mittelschulabschluss verschiedene Turniere, aber keine Meisterschaften. Wir haben es so geregelt, dass diese Spieler im Anschluss die Möglichkeit haben, ihre Laufbahn in Sand in Taufers fortzusetzen, wo mittlerweile gar einige ‚unserer‘ Jungs spielen. Die Zusammenarbeit funktioniert also gut, auf Derbys zwischen Taufers und Bruneck freuen wir uns aber auch weiterhin, da diese Spiele jedes Mal etwas Besonderes sind.

Macht Bruneck zu einem Handball-Hotspot: Hubert Durnwalder.

Handball ist – zumindest in Bruneck – eine ausgewiesene Frauen-Domäne. Woher kommt der hohe Reiz dieser Sportart für Mädchen und Damen? Oder anders gefragt: Warum lassen sich nur relativ wenige Buben und Männer in Bruneck für Handball begeistern?
Das ist so nicht ganz richtig. Auch die Buben lassen sich sehr wohl für diesen Sport begeistern. So hatten wir zum Beispiel auch schon Bubenmannschaften bis in die Kategorien U15 und U17 bzw. U18 – in letzterer zusammen mit dem SSV Brixen. Zwei Spieler aus Bruneck – Benni Mairvongrasspeinten und Michael Ranalter – schafften sogar den großen Sprung in die erste Mannschaft des SSV Brixen in der höchsten italienischen Liga.
Warum wir uns in Bruneck auf die Mädchenabteilung konzentrieren, ist einfach erklärt: Wir haben zur Zeit etwa 30 Buben und Mädchen in der Kategorie U9/U11, ebenso viele Buben und Mädchen bei den U13, nochmal fast 30 Mädchen in zwei U15 Mannschaften, dann noch zwei U17 Mannschaften, eine U19 Mannschaft und die Damenmannschaft. Wollten wir jetzt noch eine Bubenmannschaft ab U15 weiterführen, müssten weitere Traningseinheiten eingeplant werden. Dazu fehlen uns allerdings die Trainer, aber vor allem auch die nötige Hallenverfügbarkeit. Die Turnhallen in Bruneck sind so stark ausgelastet, dass wir keine weiteren Trainingseinheiten unterbringen könnten. Auch das zusätzliche Pensum an Training und Wettkampf wäre mit dem momentanen Personalkontingent nicht zu stemmen. Wir haben uns für den leichten Fokus auf die Mädchen entschieden, weil die Begeisterung dafür riesig und das Sportangebot für Buben ohnehin sehr umfangreich ist.

Welche sportlichen Ziele haben Sie für die verschiedenen Teams des SSV Bruneck in der Saison 2017/18 ausgegeben?
In der ersten Mannschaft der Damen der Serie A2 findet nach dem Abgang mehrerer Stammspielerinnen ein Umbruch statt. In der Meisterschaft dürfen wir uns deshalb nicht all zu viel erwarten. Das Hauptaugenmerk gilt der Heranführung junger Spielerinnen an das Niveau der ersten Mannschaft. Es geht also vorrangig um einen geregelten Umbruch, die Integration der jungen Wilden und den mannschaftlichen Neuaufbau: ein Prozess, der sicher zwei bis drei Jahre dauern wird. Für die Jugendmannschaften steht jedes Jahr der sportliche und persönliche Fortschritt im Vordergrund, nicht etwa Platzierungen. Heuer schaffte unsere U17-Spielerin Daniela Lanz den Sprung in die Jugendnationalmannschaft und auch Lisa Stoll steht in dieser Hinsicht schon unter Beobachtung. Auch das sind schöne Erfolge!