Adrian Kirchler aus Olang

Die Wirtschaft in Osttirol
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Adrian Kirchler aus Olang

AK 2016

„Es ist mir gelungen, ein vergessenes Handwerk wiederzubeleben und damit den Weltmarkt zu bedienen.“

 

 

Fotos von Weltstars schmücken seine Werkstatt. Sie sind jedoch nicht Idole von Adrian Kirchler, sondern seine Kunden. Er zählt zu den besten Trommelbauern der Welt und wird in Fachzeitschriften als „The Boy with the Golden Hands“ betitelt, der Mann mit den goldenen Händen.

Wie wird man Trommelbauer?
Nach der Matura am Humanistischen Gymnasium in Bruneck lernte ich das Goldschmiedehandwerk und richtete mir anschließend in Olang ein Atelier ein. Immer schon fasziniert haben mich alte Instrumente, die ich auch zu sammeln begonnen hatte. Dabei bedurfte die eine und andere Trommel einer Reparatur, was mir recht gut gelang und das hat sich dann herumgesprochen. Bald erhielt ich auch von auswärts Instrumente zu restaurieren und so wuchs ich langsam in die Herstellung kompletter, neuer Trommeln hinein. Mein Trauminstrument war damals eine so genannte „Black Beauty“ der Firma Ludwig, aus den 1920ern, die allerdings nicht um einen Pappenstiel zu kriegen war. So probierte ich selbst, eine zu bauen und zu gravieren, und der Prototyp war zwar o.k., aber der Weg zu den ersten Instrumenten, die ich dann letztlich der Welt präsentieren konnte, war noch sehr lang. Da weder Lehrbücher erhältlich waren und es auch keine aktiven Werkstätten gab, wo ich diesen Beruf erlernen hätte können, eignete ich mir durch Tüfteln und Probieren alles selbst an. Auch der Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus „verwandten“ Berufssparten, wie Spengler, Schlosser und Blechblasinstrumentenbauer, brachte mich auf die richtigen Ideen und ich konnte somit ein vergessenes Handwerk zu neuem Leben erwecken. Die Ausbildung als Goldschmied zur Ausarbeitung der Feinheiten sowie der Umgang mit Metall waren aber definitiv ein gutes Fundament. Nachdem ich das Gewerbe irgendwann dann offiziell angemeldet hatte, arbeitete ich noch einige Jahre parallel als Goldschmied und Trommelbauer, bis ich schließlich 2004 endgültig auf Letzteres umsattelte.

Welche Art von Trommeln fertigen Sie?
Ich baue komplette Schlagzeuge sowie Metalltrommeln jeder Art, wobei ich Messing, Kupfer und Bronze als Kesselmaterialien verwende. Am meisten gefragt ist die Snaredrum, die Kleine Trommel mit den Schnarrsaiten. Sie ist das Herzstück jedes Schlagzeugs vom Rock über Pop, Jazz, bis hin zum klassischen Orchester. Der Unterschied für den musikalischen Einsatz besteht vor allem in der Bespannung, den verwendeten Saiten, dem Kesselmaterial und der Machart des Trommelkessels. Mit all diesen Komponenten kann ich jede mögliche Klangfarbe erreichen und individuell auf den Wunsch jedes Kunden eingehen, je nachdem ob ein weicher oder scharfer Klang, mit mehr oder wenig Nachhall verlangt wird. Jede Trommel ist „mein Baby“ und gänzlich von Hand gemacht. Im Instrumentenbau besetze ich eine eigenständige Nische, die es in dieser Art weltweit nicht gibt. Und zwar, weil ich den klassischen Instrumentenbau wie vor 100 Jahren ausübe, welchen die heutige Industrie wegen des zu großen Aufwandes nicht imstande ist zu fertigen.

Welche sind Ihre Kunden?
Fast ausschließlich Profimusiker und Sammler. Meine Trommeln werdenin den Sinfonieorchestern von New York, Los Angeles und San Francisco gespielt, im Opernorchester von Sydney, bei den Berliner und Münchner Philharmonikern, den Sinfonieorchestern Frankfurt und Hamburg, an der Volksoper Wien, am Opernhaus Zürich oder am Teatro La Fenice in Venedig. Ich habe anfangs auch antike Trommeln für Museen restauriert. Eine davon aus dem 18. Jahrhundert war mit 20.000 Dollar beziffert, das war schon eine Freude und große Ehre für mich, ein solches Instrument restaurieren zu dürfen. Mittlerweile konzentriere ich mich aber gänzlich auf die Herstellung von neuen Trommeln. In der Rockszene spielen meine Instrumente z.B. die Schlagzeuger der Rolling Stones, von Paul Mc. Cartney, Toto, The Killers, Green Day, Robert Plant oder Joe Cocker. Joe’s Schlagzeuger, den ich schon seit längerem kannte, hat mich übrigens auch vor seinem Auftritt in Bruneck hier in meiner Werkstatt besucht.

Was fühlt Adrian, wenn sein Instrument von Charlie Watts gespielt wird?
Natürlich ist das eine große Genugtuung. Da meine Instrumente im hochqualitativen Musikbereich jeden Stils gespielt werden, ist die Bandbreite sehr groß, weshalb es mich genauso freut, wenn ich mein Instrument in einem Klassik- oder Jazzkonzert höre. Ich treffe mich bei Gelegenheit mit meinen Kunden und habe die Möglichkeit, vor, auf und hinter der Bühne dabei zu sein, das ist schon jedes Mal von neuem spannend.

Welcher Art ist Ihre Werbung?
Unter den Profimusikern ist mein Name bekannt und wird durch Mundwerbung weitergegeben. Ich schalte keine Werbung, auch nicht in der Fachpresse und bin trotzdem konstant über ein Jahr im Voraus ausgebucht. Für die Firma Ludwig, eine der Weltfirmen im Schlagzeugbau, erhielt ich 2009 den Auftrag, die „Ludwig Gold Triumphal Snares“, ein Spezialmodell zum 100-jährigen Firmenjubiläum zu bauen. Mein Name wurde offiziell im Jubiläumskatalog offiziell, und so war es weltweit eine super Werbung für mich. Da waren einige Amis schon sauer, dass gerade ein Europäer das Jubiläumsmodell machen durfte. (schmunzelt)

Befassen Sie sich mit Musik?
Ja, ich spiele Schlagzeug bei der Gruppe „Queen Laurin“. Ein paar Takte gespielt, und schon bekomme ich den Kopf frei. Es dient mir auch im Beruf, weil ich auf diese Weise selbst neue Prototypen testen und Verbesserungen aushecken kann. Mein Musikgeschmack ist breit gefächert von Blues über Jazz zu Rock. Mir gefällt alles, wo Herz und Können dahinter steckt und nahezu in jeder Stilrichtung bis hin zur Volksmusik und Klassik gibt es tolle Sachen.

Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
So laut es oft in meiner Werkstatt und am Schlagzeug zugeht, so sehr ist mir daheim jede gemütliche Stunde fein. Wenn es Wetter und Zeit zulassen, genieße ich mit meiner Familie gerne unsere herrliche Natur. (IB)