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5 nach 12 für unsere Gletscher

Der Rückgang der Gletscher ist eines der sichtbarsten Alarmzeichen der Klimaveränderung der letzten Jahrzehnte. Weltweit und auch bei uns.

Die Gletscher als Burgen ewigen Eises schwinden, zerfließen im aufgeheizten Globus der menschlichen Ignoranz. Achselzucken und Desinteresse ist die vielfache Reaktion gleich einer Episode im Auf und Ab des Weltgeschehens.

Sichtbare Zeichen
Unsere Väter und Großväter erinnern sich noch gut, wie weit sich die Gletscher an den Flanken der Zillertaler oder Rieserferner Berge herabgezogen haben. Im überschaubaren Rahmen von 50 Jahren ist der Rückgang des Eises erschreckend sichtbar geworden und es scheint, als verschnellere er sich von Jahr zu Jahr. Seit den 1960ern sind bei uns Gletscherrückgänge von einigen hundert Metern zu verzeichnen. „In den 1970er Jahren waren die Winter kalt und schneereich“, sagt Gottfried Leitgeb, seit rund vier Jahrzehnten Hüttenwirt der AVS-Rieserferner Hütte, „der Gletscherrückgang ist seit den 1980er Jahren aber eindeutig festzustellen, besonders verstärkt hat er sich seit 1989“. So war es auch der Gletscherrückgang, der im Jahre 1991 am Gemsbichljoch Kleidungsstücke aus der Älteren Steinzeit zutage brachte, welche Leitgeb bergen konnte. Weitere sichtbare Folge des Klimawandels ist der Anstieg der Permafrostgrenze (dauerhaft gefrorener Boden). Dieser bewirkte, dass der Untergrund der 1895 erbauten Schwarzensteinhütte (2922 m) instabil wurde und starke Rissbildung im Gebäude verursachte. Ein Neubau in noch höherem Gelände auf 3026 Meter war die Folge, wobei fraglich ist, ob nicht auch dort in den nächsten Jahrzehnten mit einer Instabilität zu rechnen sei. Laut einer Studie der Permafrostdegradation von Bodo Damm und Astrid Felderer, betreffend das Naturparkgebiet Rieserferner Ahrn,  würde sich bei einem mittleren Temperaturanstieg von 1 bis 2 Grad bis zum Jahr 2050 die Permafrostfläche um 72 Prozent verringern. Felsstürze und Murenabgänge werden sich häufen.

Die Politik ist gefordert
Unser ökologischer Fußabdruck wird immer größer. So produziert jeder Südtiroler im Jahr etwa 5 bis 7,5 Tonnen CO²-Aquivalent, wie der jüngste Klimareport der Eurac Research aus Bozen ergab. Dieser bestätigt, dass seit den 1960er Jahren die Jahresdurchschnittstemperatur um 1,5 Grad angestiegen ist, in den Städten Bozen und Brixen im Sommer sogar um drei Grad. Schätzungen der Eurac zufolge werden im Jahr 2100 80 bis 90 Prozent weniger Schnee fallen und Wassermangel herrschen. Unser Aller dringendste Forderung sollte an die Politik gehen, globale wie regionale Klimaschutzstrategien umzusetzen, in der sämtliche Wirtschafts- und Mobilitätszweige eingebunden sind. Jetzt und sofort. (IB)