Die Wirtschaft in Niederdorf

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11. Oktober 2018
Fabian Forer aus Gais
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Die Wirtschaft in Niederdorf

Als die Wiege des Pustertaler Tourismus hat Niederdorf seinen Gästen auch heute noch viel zu bieten. Doch nicht nur in puncto Fremdenverkehr, auch in Sachen Dorfentwicklung und Kooperationen tut sich so einiges im beschaulichen Hochpustertaler Höhenkurort.

„Als 2005 die Umfahrung von Niederdorf feierlich eröffnet wurde, war in Niederdorf die Sorge groß, dass die Auswirkungen negativ ausfallen könnten“, erinnert sich Bürgermeister Herbert Fauster zurück. In der Zwischenzeit sei Niederdorf aber im wahrsten Sinne des Wortes aufgeblüht und habe sich „überdurchschnittlich entwickelt“. Nach dem Bau besagter Umfahrungsstraße haben nämlich gleich mehrere Betriebe in Um- und Ausbau investiert. Somit konnten sie in höhere Kategorien eingestuft werden, was der touristischen Nachfrage entgegenkam. Ein Konzept, das auch heute noch gut anzukommen scheint: „Im Sommer und Winter ist Niederdorf, so wie auch die restliche Dolomitenregion Drei Zinnen, vor allem beim italienischen Gast sehr beliebt und Niederdorf erzielt jährlich über 150.000 Nächtigungen, Tendenz steigend“, erzählt der Bürgermeister. Als Stärken im Tourismus bezeichnet er die vielen Angebote rund um den zurzeit schnell anwachsenden Sektor des Gesundheitstourismus, aber auch die zahlreichen Möglichkeiten, Ruhe und Erholung zu tanken sowie die Zertifizierung zum ersten Kneipp-für-mich® Erlebnisdorf Italiens. So spielt der Tourismus in Niederdorf auch heute noch eine wesentliche Rolle, schließlich ist er ein wichtiger Arbeitsbeschaffer und andere Sektoren profitieren davon.

Gemeinde mit vielen Qualitäten
Das heute mit einladenden Cafés, Restaurants und Hotels gut ausgestattete Dorf erkannte früh seine günstige Lage und trug in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wesentlich zur Entwicklung des Fremdenverkehrs im Pustertal bei. Bad Maistatt, das damals die Elite der europäischen Gesellschaft beherbergte, war ein wichtiger Anziehungspunkt und machte den Ort weit über die Grenzen hinaus bekannt; doch der ausschlaggebende Punkt für die Blüte des Tourismus im gesamten Pustertal war wohl der von Frau Emma Hellenstainer geführte „Schwarze Adler“, der sich bereits um 1870 in ganz Europa einen Namen gemacht hat. Auch heute noch gibt es gleich mehrere Vorzeigebetriebe im Ort. Und nicht nur das, Niederdorf weist noch andere Qualitäten auf: „Niederdorf ist eine der wenigen Gemeinden, bei denen der Radweg direkt durch das Dorf führt. Dies ist eine Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine große Chance“, erzählt Herbert Fauster. So entwickelt sich die Gemeinde zunehmend zum Radkompetenzzentrum; Südtirol Dolomiti Superbike, Tour the Friends, Tour of the Alps und die Mitarbeit in der Gruppe rund um München Venedig zeigen dies auf eindrucksvolle Weise auf. Auch die Nähe zum Bahnhof kann als Stärke bezeichnet werden, allerdings erweist es sich immer noch als schwierig, dem Gast diesen Vorteil zu kommunizieren. So richtig scheint es bei den Touristen leider noch nicht angekommen zu sein, dass man beispielsweise die zwei nahe gelegenen großen Skigebieten auch per Zug gut erreichen kann.

Positive Entwicklungen
Bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen zu beobachten ist ein durchaus positiver Trend, der deutlich in Richtung Erholung und Gesundheit geht, Bereiche, in denen Niederdorf besonders gut aufgestellt ist. „Neben dem Radtourismus schätzen die Gäste den neu errichteten Themenweg, die Kneippanlage und den Kurpark mit Kinderspielplatz. Insgesamt ist Niederdorf bei Einheimischen und Gästen besonders beliebt, wenn es um Ruhe und Entschleunigung geht. Denn Niederdorf setzt auf einen sanften und nachhaltigen Tourismus, lädt zum zeitweiligen Abschalten ein“, sagt Bürgermeister Herbert Fauster. Insgesamt ist der Kurpark eine wertvolle Anlage: Neben der Kneippanlage gibt es hier Ruheinseln, einen See mit Seebühne, einen botanischen Lehrpfad, eine Grillstelle, die Gradieranlage „Freiluftinhalatorium“ sowie einen großen Kinderspielplatz und ein Adventureland für Kinder ab zwölf Jahren. „Im Winter kann Niederdorf eine perfekt gespurte und präparierte Langlaufloipe vorzeigen, die von allen gelobt wird. Übrigens hat Niederdorf den ersten und einzigen Curlingverein in Südtirol“, betont Fauster. Fragt man ihn, was Niederdorf denn darüber hinaus noch auszeichnet, weiß er schnell zu antworten: „Wir haben Großveranstaltungen wie den Südtirol Dolomiti Superbike oder Pustertaler Skimarathon, wo Niederdorf beteiligt ist, aber auch viele kleine und feine Events, die Niederdorf auszeichnen. Wie der jährliche Adventkalender, das Kartoffelfest, die Dorfkuchl und vieles weitere“.

Familienfreundlich und gesundheitsbewusst
Niederdorf ist damit bestens für Familien ausgestattet, was auch die Einheimischen zu schätzen wissen. Neben den Freizeitangeboten sind es vor allem die Wohnmöglichkeiten sowie die Kultur- und Sozialeinrichtungen, die das das Dorf attraktiv machen und die Lebensqualität vor Ort steigern. „Der Handel und die spezialisierten Geschäfte im Dorf sind dabei sehr wichtig und tragen zur Lebensqualität bei“, sagt Bürgermeister Fauster. Damit das alles gegeben sein kann, müssen viele verschiedene Bereiche wie Zahnräder in einem Uhrwerk ineinander greifen. So kann der Tourismus nur funktionieren, wenn auch Land- und Forstwirtschaft, der Handel, das Handwerk und die Dienstleistungsbetriebe funktionieren. „Die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft ist sehr gelungen, das erst kürzlich stattgefundene Kartoffelfest zeigt einmal mehr, wie Synergien für beide Seiten gewinnbringend genutzt werden können“, berichtet Herbert Fauster. In Zusammenarbeit mit dem Tourismusverein wird derzeit an der strategischen Neuausrichtung im Tourismus gearbeitet. „Hier hat die IDM klare Vorstellungen, die von uns voll mitgetragen werden. Egal ob bei Veranstaltungen, Baulichkeiten oder Veränderungen: Wenn die lokale Bevölkerung nicht eingebunden ist und mitwirkt, sind Projekte zum Scheitern verurteilt“, ist der Bürgermeister überzeugt.

Starkes Handwerk
Niederdorf ist die Wiege des Pustertaler Tourismus und überzeugt heute noch mit seinem Charme und als erstes Kneipp Erlebnisdorf Italiens. Dennoch ist es vor allem das Handwerk, das die Wirtschaft des Hochpustertaler Höhenkurortes prägt. „Neben dem Tourimsus runden die zahlreichen Handwerker und Landwirte die Wirtschaft ab. Sie sorgen mit viel Einsatz und Fleiß für die Vielfalt der Tätigkeiten und Arbeitsplätze im Dorf“, betont Herbert Fauster. In der Tat hat Niederdorf zahlreiche Handwerksbetriebe und dementsprechend dort auch am meisten Beschäftigung. Das Handwerk genießt hier nach wie vor einen hohen Stellenwert, weshalb mehrere traditionsreiche und auf Erfahrung bauende sowie junge und moderne Handwerksbetriebe im Gemeindegebiet von Niederdorf ihren Sitz haben. Mit zahlreichen Betrieben aus den verschiedensten Sparten stellt das Handwerk somit einen wichtigen Faktor für die Lebensqualität vor Ort dar. Schließlich geht es um Arbeitsplätze vor Ort, vielen Einheimischen bleibt es dadurch erspart, weit zur Arbeit zu pendeln. Doch auch als Wirtschaftsstandort für Handels- und verschiedene Dienstleistungsbetriebe hat sich Niederdorf bestens bewährt. Ein wichtiges Standbein der Wirtschaft von Niederdorf und zudem eine wichtige Voraussetzung für eine selbständige Gemeinde ist natürlich auch der Einzelhandel vor Ort. Die Nähe zu Bruneck und Sillian, die leichte Erreichbarkeit und die einladende, zentrale Lage im oberen Pustertal haben viele Betriebe dazu bewogen, ihren Standort in Niederdorf anzusiedeln. Aus all diesen Gegebenheiten hat sich insgesamt eine lebendige Wirtschaft in einem lebendigen Ort entwickelt. „Eine weitere uns sehr wichtige Säule der Gemeinde sind die vielen Vereine mit unzähligen geleisteten Stunden, die freiwillig und unentgeltlich erbracht werden“, lobt Bürgermeister Herbert Fauster. Die jährlich an mehreren Tagen stattfindende „Dorfkuchl“ ist ein beliebter Treffpunkt zwischen Dorfbevölkerung, Einheimischen und Gästen. Hier sind es vor allem die Vereine, aber z.B. auch die Handwerker, die sich von der kulinarischen Seite präsentieren.

Gemeinsame Zukunftsgestaltung
„In den kommenden Wochen finden Treffen zwischen allen politischen Kräften im Dorf statt, um die gemeinsame Zukunft von Niederdorf zu gestalten“, berichtet der Bürgermeister, „wir haben im Gemeinderat zwar zu gewissen Themen unterschiedliche Standpunkte, aber es arbeiten alle mit vereinten Kräften zum Wohle des Dorfes. Es hat sich hier die Erkenntnis durchgesetzt und gefestigt, dass man nur gemeinsam effizient nach vorne arbeiten und schauen kann.“ Ein Schwerpunkt für die Zukunft ist die Um- und Neugestaltung des Kurparks mit dem Kinderspielplatz. „Derzeit wird die Tennisanlage saniert und die Tennisbar wird erweitert und „winterfest“ gemacht. Ab Ende November wird auch der beheizbare Ballon in Betrieb genommen und somit ist der Ganzjahresbetrieb möglich“, beschreibt der Bürgermeister die derzeit laufenden Projekte. Mit dem Glasfaserausbau ist die Gemeindeverwaltung auf einem guten Punkt, und die ersten beiden Baulose stehen kurz vor dem Abschluss, erste Betriebe und Privathaushalte sind bereits angeschlossen. Für das dritte Baulos für die Glasfaseranbindung ist die Planung abgeschlossen und die Arbeiten starten im Idealfall bereits im kommenden Jahr. Weitere geplante Arbeiten sind die Erweiterung des Seniorenwohnheimes, die Fertigstellung der Sanierung der Eggerbergerstraße, die Erneuerung der Straßenbeleuchtung, um nur die größten Arbeiten zu nennen. „Als Gemeindeverwaltung setzen wir alles daran, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, die Betriebe und die Bevölkerung sind aber dann schlussendlich diejenigen, die das Dorf mit Leben füllen“, ist sich Herbert Fauster bewusst. (SH)

„Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt und gefestigt, dass man nur gemeinsam effizient nach vorne arbeiten und schauen kann.“

Bürgermeister Herbert Fauster