Margot Winkler Larcher aus Sand in Taufers.

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Margot Winkler Larcher aus Sand in Taufers.

Die Natur in all ihrer Zartheit, Verwundbarkeit und Farbenpracht darzustellen ist die große Leidenschaft von Margot Winkler. Und zwar vor allem die Welt der kleinen Dinge in der Makrofotografie. Selbst stellt sich die 62-Jährige lieber in den Hintergrund.

Wie kamen Sie zur Fotografie?
Ich war immer schon interessiert für Kunst, etwa 10 Jahre hatte ich einen Laden für Kunsthandwerk. Selbst habe ich Aquarell-und Seidenmalerei gemacht, genäht und viel gebastelt. Das Fotografieren begann, als meine drei Töchter klein waren, ich wollte ihre Kindheit im Bild festhalten, habe fotografiert bis zum Abwinken, damals noch mit einer kleinen Pocket-Kamera. Weiters besuche ich Kunstausstellungen, lese gern, vor allem Lyrik. So habe ich eben viele Interessen. Um mich nicht zu verzetteln, entschied ich mich schließlich ganz für die Fotografie und blieb vorwiegend bei der Makrofotografie hängen. Ich bin Autodidaktin, studiere viele Fachbücher, um zu verstehen, wie Fotografie funktioniert. Mittlerweile gehört Fotografie zu meinem Leben, ebenso wie die Poesie.

Welche sind Ihre bevorzugten Motive?
Wasser, Bäume, Blumen, unscheinbare Pflanzen und Kräuter, ich halte sie gern in all ihren Veränderungsstadien über die Jahreszeiten hindurch fest. Auch Schmetterlinge oder Insekten fotografiere ich, was immer schwieriger wird, da ihre Zahl drastisch abnimmt. Ich arbeite dabei sogar mit Nahlinsen vor dem Makroobjektiv, um noch mehr Nahbereich herauszuholen. Ich will gerade auf die kleinen Dinge in der Natur hinweisen, an denen man oft vorbeigeht, ohne sie zu beachten. Sie halten genauso wie die großen Dinge unsere Welt zusammen. Was mich am meisten fasziniert ist der Wandel der Natur. Nichts hat Dauer, es zählt nur der Moment. Was du jetzt siehst, ist im nächsten Augenblick schon anders. Im Zyklus der Pflanze ist das ganze Wunder dieser Welt verpackt. Du siehst das Wachsen, das Welken und die Endlichkeit. Der Mensch ist ein Teil dieses großen Ganzen. Fotografie ist das Festhalten der Vergänglichkeit.

Sie sind auch Mitglied der Vereinigung Strix Südtiroler Naturfotografen…
Ja. Es dauerte aber lange, bis ich mich überhaupt traute, Strix beizutreten. Sie waren durch ihr hohes Niveau eine zu ferne Welt für mich. Heute bin ich froh dabei zu sein, ich erhielt durch sie viele Anregungen, eine viel intensivere Arbeitsweise. Ja, und jetzt bin ich soweit, dass ich meine erste Foto-Ausstellung habe und zwar in Bruneck. Und ohne den Stups meiner Töchter und Freunde wäre wohl auch diese nicht zustande gekommen. Ich bin eher öffentlichkeitsscheu und zweifle an mir selbst, an meinen Werken. Aber die Reaktion des Publikums zu meinen Bildern ist durchwegs positiv und das freut mich sehr.

Haben Sie einen besonderen Bezug zur Natur?
Kräuterkunde und Botanik haben mich immer schon interessiert, schon meine Großmutter lehrte mich die Nähe zur Natur. Als Kind war ich im Sommer immer bei meinen Großeltern in St. Johann und dort gern im Wald unterwegs. Mein Mann ist Wanderleiter und gemeinsam wandern wir viel. In der Natur zu sein bedeutet mir alles, wenn mir das längere Zeit nicht möglich wäre, hätte ich ein Problem. Zum Fotografieren bin ich aber immer am liebsten allein unterwegs, weil ich dann ganz in mein Element eintauchen kann, mich ganz der Fotografie hingeben. Da vergehen halbe Tage, dass ich irgendwo in der Natur herumkrieche, nur um ein Blümlein zu fotografieren. Und bin dann von Kopf bis Fuß voll Dreck. Aber das geht bei Makrofotografie gar nicht anders. Nur liegend bis du mit der Blume auf gleicher „Augenhöhe“ und spürst den Atem der Erde. Es ist wie eine Verneigung vor der Natur.

Was ist für Sie die Schöpfung?
Vom kleinsten Grashalm bis zum Sternenhimmel ist alles Natur und wir sind ein Teil von ihr. Ich empfinde die Natur als beseelt und bin in diesem Sinne sehr religiös. Das Glitzern der Sonne in einem Regentropfen ist für mich wie ein Gebet. Ich empfinde darin die ganze Schönheit und Schaffenskraft.

Lassen Sie uns in Ihre Seele schauen…
Ich bin einerseits eine große Zweiflerin, andererseits motiviert mich dies, weiterzumachen und an mir zu wachsen, mich zu verbessern. Meine Stärken sind Geduld und ein Auge für Details. Ich versuche in der Natur und auch bei Menschen hinter die Dinge zu sehen, nicht nur die Fassade. Ich kann auch Sturheit und Ausdauer entwickeln, wenn ich mir etwas in den Kopf setze oder ich Probleme meistern will. Da ich in der Natur oft alleine unterwegs sein, war es für mich ein Lernprozess, Ängste zu überwinden.

Wollen Sie mit Ihren Fotos andere Menschen für die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur sensibilisieren?
Ich wünsche es mir. Ob es geschieht, weiß ich nicht. Wir sollten die Natur bewahren, schonen, schützen, wie nur irgendwie möglich! Die Natur kommt auch ohne uns zurecht. Wir ohne sie aber nicht.