Die Wirtschaft in Sexten

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28. Februar 2019
Alexander Steiner aus Bruneck.
28. Februar 2019
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Die Wirtschaft in Sexten

Die landschaftliche Schönheit Sextens beschert dem Hochpustertaler Gemeindegebiet jährlich an die 750.000 Nächtigungen. Ein starker Tourismusort also, der unter anderem auf den Säulen einer gesunden Landwirtschaft und gut arbeitender Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe fußt.

Der Eingang ins berühmte Sextental, das sich bis hinauf zum Kreuzbergpass erstreckt, lässt die spektakulären Aus- und Ansichten, die es für seine Besucher bereithält, erst erahnen. Neben dem Hauptort Sexten/St. Veit umfasst die Gemeinde die Fraktionen Kiniger, Mitterberg, Moos und Schmieden sowie einige Weiler wie Außerberg und Außerbauerschaft. Das bei Gästen aus Nah und Fern überaus beliebte Gemeindegebiet liegt auf einer Meereshöhe von 1244 Metern und reicht bis auf die 3152 Meter hohe Dreischusterspitze – dem höchsten Punkt der Gemeinde Sexten – hinauf. In der Zeit der alpinen Erschließung der Dolomiten spielte das Sextental eine führende Rolle; und bis heute ist Sexten – auch das Dorf der Drei Zinnen genannt – einer der großen Stützpunkte für Bergsteiger, Kletterer und Dolomitenbesucher geblieben. Seinen Beinamen verdankt dieses landschaftlich beeindruckende Hochpustertaler Gebiet den drei mächtigen Gebirgsspitzen der Drei Zinnen, die von der Großen Zinne in der Mitte, der Westlichen Zinne und der Kleinen Zinne gebildet werden. Seit der Erstbesteigung der Großen Zinne im Jahr 1869 zählen die Drei Zinnen unter Bergsteigern und Felskletterern zu den wohl begehrtesten Gipfelzielen der Alpen. Mittlerweile sind sie durch zahlreiche Kletterrouten verschiedener Schwierigkeitsgrade erschlossen und wurden so zu einem Zentrum des alpinen Kletterns. Von hier nahmen seither viele wichtige Entwicklungen in der Geschichte dieses Sports ihren Ausgang. Den Erfordernissen des modernen Tourismus angepasst, ist Sexten mit seinen hervorragenden Beherbergungsbetrieben verschiedenster Kategoerien und den modernen Infrastrukturen und Einrichtungen sowohl für Sommer- als auch Wintersport bis heute ein bevorzugtes Ziel für Bergsteiger, Kletterer und Naturliebhaber geblieben. Um die Beliebtheit dieses Tourismusortes zu begreifen, muss man sich erst die Zahlen vor Augen führen, die der örtliche Tourismusverein freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat: Bei ungefähr 1.900 Einwohnern hat Sexten eine Bettenkapazität von sage und schreibe 4.570 Gästebetten aufzuweisen. Insgesamt sind im Gemeindegebiet 183 aktive Betriebe ansässig, wobei es sich dabei um 68 gewerbliche und um 115 nichtgewerbliche Betriebe handelt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste, die Sexten besuchen, beträgt 4,8 Tage. Dabei sind die Saisonen, also Winter- und Sommersaison, gleichmäßig verteilt – im vergangenen Jahr wurden 156.239 Ankünfte und 742.538 Nächtigungen verbucht. Diese Zahlen machen deutlich, welch wichtige Rolle der Tourismus in Sexten einnimmt und damit auch die Landwirtschaft und die örtlichen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe.

Gute Partnerschaft
Neben Tourismus und Handwerk hat auch die Landwirtschaft einen großen Stellenwert im Wirtschaftsgeschehen von Sexten. Die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Sexten ist auf Milchwirtschaft spezialisiert und einige von ihnen bieten im Nebenerwerb Urlaub auf dem Bauernhof an. Insgesamt funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Handel, Handwerk und Tourismus gut. Seit über zwanzig Jahren gibt es sozusagen eine ungeschriebene Vereinbarung, dass die Sextner Betriebe die Milchprodukte ausschließlich aus der örtlichen Käserei beziehen und in den Regalen der örtlichen Geschäfte sind auch regionale Produkte zu finden. Dafür betätigen sich die Landwirte als unverzichtbare Landschaftspfleger und darüber hinaus ist ihrerseits die Toleranz für Wanderwege und Skipisten gegeben. Hier wird nicht gegeneinander, sonder zum großen Teil miteinander gearbeitet, ein Punkt, in dem sich das Gemeindegebiet von Sexten durchaus sehen lassen kann und sogar eine gewisse Vorbildfunktion einnimmt. Am Beispiel von Sexten lässt sich der Satz „Wenn der Tourismus floriert, geht es auch den anderen Wirtschaftszweigen gut“ eindeutig bestätigen. So profitieren in Sexten auch Dienstleister, Handel und Handwerk von den zahlreichen Feriengästen; ebenso wie die angesiedelten klein- und mittelstrukturierten Handwerksbetriebe, die fast ganzjährig gut ausgelastet und zu einem großen Teil im Pustertal tätig sind.

Natur als größtes Kapital
In Sexten gilt es ganz besonders, eine gute Partnerschaft zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen und dem Naturschutz zu pflegen. Schließlich ist die attraktive Landschaft das wohl größte Kapital „des Dorfes der Drei Zinnen“. Das Gebiet rund um Sexten ist reich an einzigartigen Schätzen botanischer und zoologischer Seltenheiten, die im Naturpark Drei Zinnen unter Schutz stehen. Dieser umfasst eine Fläche von fast 11.900 Hektar, die auf die Gemeinden Innichen, Sexten und Toblach verteilt ist. Der Naturpark Drei Zinnen umfasst den nordöstlichen Teil der Dolomiten und wird im Norden durch das Pustertal, im Osten vom Sextnertal, im Süden durch die Landesgrenze zu Belluno hin und im Westen durch das Höhlensteintal begrenzt. Seit 2009 gehört er zum Dolomiten UNESCO Welterbe und ist Teil des europaweiten Schutzgebiets-Netzwerks Natura 2000, welches vorrangig den Schutz der Lebensräume sowie der wild lebenden Tier- und Pflanzenarten zum Ziel hat.

Handel im Wandel
In Sachen Nahversorgung sieht es im Gemeindegebiet von Sexten relativ gut aus. Das Entscheidende dabei ist, dass der Einzelhandel im Dorf stattfindet. Dieser sorgt nicht allein der nahen Waren wegen für mehr Lebensqualität, sondern auch wegen seines wertvollen Beitrags für ein attraktives, lebendiges und lebenswertes Dorfleben. Nichtsdestotrotz gibt es im Handelssektor wichtige Trends zu beobachten: Er befindet sich – in Sexten genauso wie im ganzen Rest des Landes – zunehmend in einem Veränderungsprozess. Das Internet bestimmt das Einkaufsverhalten ganz wesentlich mit, der Onlinehandel nimmt stetig zu. Für die stationären Händler wird die Umsetzung der eigenen Stärken in Zukunft umso wichtiger. Dazu gehören beispielsweise der persönliche Kontakt zu den Kunden, Freundlichkeit, individuelle fachkundige Beratung, ein guter Service, Vertrauen gegenüber dem Händler und dem Produkt, die Nähe zu den Menschen und nicht zuletzt das Übermitteln von Emotionen. Schließlich wird das Berühren, das „Ertasten“ und die sinnliche Wahrnehmung eines Produktes gerade in Zeiten des Internet immer wichtiger für die Kunden. Einen anderen Trend stellen die regionalen Produkte dar, die sich auch in Sexten großer Beliebtheit erfreuen. Nicht nur in den Geschäften, auch in Restaurants, Hotels und auf Märkten ist die bunte Vielfalt aus Südtirol Programm. Regionalität ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein Erfolgsrezept – mittlerweile ist sie sogar eine Tendenz, die in ganz Europa zu beobachten ist. Ein Produkt, von dem man weiß, dass es aus der Nähe kommt, wird mittlerweile höherwertig eingeschätzt, als Produkte aus der Ferne. Das war nicht immer so. Regionale Produkte liegen zurzeit eben voll im Trend, sowohl wegen des gesundheitlichen als auch wegen des ethischen Aspekts, der dahinter steckt – eine bewusste Entscheidung des Konsumenten. So auch im Hochpustertal, wo es zunehmend mehr Anbieter und Liebhaber regionaler Produkte gibt. Eine Gemeinsamkeit zwischen vielen dieser ist, dass sie regionale Produkte produzieren und anbieten und damit nicht nur den lokalen Markt versorgen; einige ihrer Aktivitäten – vor allem jene der größeren Unternehmen – reichen sogar weit über den lokalen Markt hinaus. Glücklicherweise herrscht zwischen diesen Betrieben nicht nur Konkurrenz, es besteht auch eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Branchen. Es wird eben geschätzt, was vor Ort produziert wird, und das nicht nur in Bezug auf die verschiedensten Lebensmittel, sondern auch betreffend Gebrauchsgegenstände und Alltagswaren.

Große Pisten-Projekte
Sexten möchte seinen Feriengästen auch in Zukunft mit zahlreichen Pistenkilometern und besseren Verbindungen aufwarten, weshalb man sich in den vergangenen Jahren an die Verwirklichung großer Pisten-Projekte gemacht hat. Zuerst wurde das „Skizentrum Hochpustertal“ gegründet, das zwischen dem Kreuzbergpaß im Süden, dem Grenzort Winnebach im Osten und dem wildromantischen Prags im Westen liegt, während die Hofmark Innichen den Abschluss im Norden darstellt. Fünf Orte gehören nun zu diesem Skizentrum: Sexten, Innichen, Toblach, Niederdorf und Prags. Das heutige Skikarussell „3 Zinnen Dolomites“ wurde in vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und um zahlreiche Highlights – Pisten und Verbindungen betreffend – reicher. Heute ist das preisgekrönte Skigebiet inmitten des UNESCO Welterbes der Dolomiten ein absoluter Geheimtipp: über hundert aussichtsreiche, schneesichere und bestens präparierte Pistenkilometer für alle Könnerstufen. Teilweise und mit Auflagen genehmigt hat die Landesregierung Ende Oktober 2018 ergänzende Eingriffe für die Entwicklung der Skizone “Sexten-Helm-Rotwandwiesen”. So wird wohl auch in Zukunft am perfekten Skierlebnis gefeilt. Doch sind es nicht allein die Skipisten, die die Menschen ins Sextner Gemeindegebiet locken. So lassen beispielsweise auch die wunderschönen Loipen die Herzen aller Langlauf-Fans höher schlagen. Infrastrukturen wie Tennishalle oder Eislaufplatz runden das Angebot schließlich ab. Und damit steht fest: Aus dem kleinen, abgeschiedenen Dorf in der Nähe der berühmten Drei Zinnen ist ein traumhafter Ort für Urlauber und Genießer geworden. (SH)