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Maximilian Huber aus St. Lorenzen

“10 Prozent im Leben ist Schicksal und 90 Prozent was du daraus machst.“

Im Juli 2015 veränderte sich das Leben von Maximilian Huber schlagartig. Seitdem lebt der 25-Jährige mit einer Beinprothese unterhalb des rechten Knies.

Was ist passiert?
Ich studierte Sport in Innsbruck, Sport war immer ein großer Teil meines Lebens. Ich plante als Sportlehrer oder Trainer zu arbeiten. Neben dem Studium arbeitete ich immer als Schwimmlehrer, hielt Kurse und bereitete Athleten einer Schwimmgruppe für Schwimmwettkämpfe vor. Im Juli 2015 änderte sich mein Leben aber von einer Sekunde auf die nächste: Auf dem Weg zu einem Schwimmkurs hatte ich in Percha einen schweren Unfall mit dem Motorrad und der rechte Unterschenkel wurde mir abgetrennt. Es war ein kleiner Fehler meinerseits mit großer Auswirkung.

Wie ging es weiter?
Nach meiner Beinamputation musste ich mich erst wieder zurück ins Leben kämpfen und schauen, wie ich mein Leben wieder auf „zwei“ Beinen weiterführen kann. Es war anfangs auch nicht klar, ob ich das Studium fortsetzen könne, ich musste mich erst orientieren. Ich habe meine neue Situation aber sehr schnell akzeptiert und habe mir Ziele gesetzt. Ich war sehr motiviert mein neues Leben mit Prothese in die Hand zu nehmen. Nach einer langen Reha führte ich mein Studium fort und habe es geschafft, ohne Begünstigungen den Master in Sportwissenschaft abzuschließen und somit habe ich ein erstes großes Ziel erreicht.

Hadern Sie mit dem Schicksal, dass es ausgerechnet Sie getroffen hat?
Nein. Überhaupt nie. Ich spreche von Glück, dass es „nur“ mein Bein getroffen hat, es hätte weit schlimmer ausgehen können. Ich war froh, dass ich mit dem Leben davongekommen bin. Ich war seit dem ersten Tag immer zuversichtlich und dankbar was ich noch hatte. Sehr viel dabei geholfen hat mir der Sport, er war und ist eine große Lebensschule. Man lernt für etwas zu kämpfen, mit Rückschlägen umzugehen, nicht aufzugeben und vor allem Ziele zu verfolgen. Das Rad zurückdrehen kannst du nicht mehr und jammern nutzt am wenigsten. Jeder hat im Leben sein Packl zu tragen, jeder auf eine andere Weise. Ich denke, 10 Prozent ist Schicksal und 90 Prozent was du daraus machst. Der Kopf ist entscheidend.

Was machen Sie heute?
Ich machte mich selbstständig und eröffnete erst kürzlich eine Trainingshalle in St. Lorenzen. Es ist kein klassisches Fitnessstudio mit Trainingsgeräten, sondern das Training kommt ohne Maschinen aus und basiert auf freien, natürlichen Bewegungen, die den ganzen Körper als funktionelle Einheit mit einbezieht und somit eine höhere Übertragbarkeit auf Alltags- und Sportbewegungen haben. Im Vordergrund steht, sich und den eigenen Körper (wieder) effizient und schmerzfrei bewegen zu können. Ob jung und jung geblieben, schlank oder übergewichtig, das Training wird individuell angepasst. Ich möchte den Menschen mehr Lebensqualität ermöglichen. Heute kann ich selbst auch wieder diverse Sportarten wie vor dem Unfall ausüben. Natürlich brauche ich dafür geeignete Prothesen: Im Winter fahre ich Ski, im Sommer schwimme ich und spiele Beach Volleyball und natürlich gehe ich meiner Leidenschaft Calisthenics weiter nach.

Wie reagiert Ihr Freundeskreis?
Sehr unterschiedlich, aber in solchen Situationen merkst du, wer von deinen Freunden da ist. Auch wenn dir jemand gut zuredet, die Sache meistern musst du letztlich selbst, das kann dir niemand abnehmen. Mich hat der Unfall sehr viel reifer und erfahrener gemacht. Meinen Eltern allerdings hat der Unfall mehr zugesetzt als mir, was mir unendlich leidtut. Die Eltern bedeuten mir sehr viel, weil sie immer für mich da waren und alles für mich getan haben, vor allem nach dem Unfall. Zusammenhalt in der Familie ist etwas vom Wichtigsten im Leben, da zählt weder Besitz noch Geld.

Steigen Sie jemals wieder auf ein Motorrad?
Ich habe kein Bedürfnis danach. Ich würde mein Leben nicht nochmals unnötig einem erhöhten Risiko aussetzen.

Was wünschen Sie sich?
Dass sich die Medizin weiter entwickelt und sinnvolle Beintransplantationen möglich werden.

Was bedeuten Ihre Tattoos am linken Oberarm?
Der Löwe symbolisiert für mich sehr viel, vor allem aber innere Stärke und Zielstrebigkeit, das passt recht gut zu mir. Auf der Rückseite des Armes ist ein Kreuz mit dem Geburtstag und der Unterschrift meines Vaters, er starb im vorigen Jahr. Auf der Innenseite des Armes ist ein Porträt meiner Mutter abgebildet. Somit ist meine Familie vereint, welche mir Kraft gegeben haben und gibt, welche mir das Leben und die Zukunft überhaupt ermöglichen. Oberhalb des Löwen ist ein Himmel dargestellt, wo Sonnenstrahlen zur Richtung meines Herzens strahlen, darüber eine Schrift, wo es darum geht, dass alles, was dir geschieht, einen Grund hat und dass man Veränderungen zulassen soll. Dass du jede Chance nutzen musst und dass der Kampf dich nur stärker macht.
(IB)