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Regina Egarter Holzer aus Sexten

“Man soll im Leben nicht alles so tragisch nehmen; der Herrgott wird’s schon richten.“

In acht dicken Albums hat Regina Holzer Berichte und Fotos ihrer Tätigkeit beim Katholischen Familienverband Südtirol KFS festgehalten. Darin blättert sie gern und schwelgt in Erinnerungen. Für ihren jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz im KFS erhielt die 78-Jährige am Hochunserfrauentag das Verdienstkreuz des Landes Tirol überreicht.

Wie kamen Sie zu Ihrer Arbeit im KFS?
1979 sprach mich der damalige Bürgermeister an, die Zweigstelle Sexten des Familienverbandes wieder zu beleben, welche 1968 gegründet worden war. Bei einer Frauen-Helferrunde war ich schon vorher dabei und so bat ich diese Frauen, mitzutun. Seitdem leitete ich die Zweigstelle bis zum Jahr 2000. 1982 bei der Landesversammlung des KFS wählte man mich in den Zentralausschuss, wo ich als Vizepräsidentin und auch im Arbeitskreis für Presse und für Pastorales tätig war und zwar über 15 Jahre. Auch wurde ich in den Bezirksausschuss Pustertal gewählt und war von 1987 bis 1997 Bezirksleiterin. Dadurch, dass ich gleichzeitig in diesen drei Gremien saß, war ich voll in sämtliche Anliegen involviert und konnte sie von der Basis an die Landesleitung vermitteln und umgekehrt. Auch wenn ich oft spät abends auf den Heimfahrten von den Sitzungen oder Veranstaltungen noch so müde war, empfand ich jedes Mal eine große innere Zufriedenheit. Wenn man etwas gern tut, wird es einem nicht zu viel. Ich erhielt viel positives Echo und spürte, dass mir mein Einsatz den Segen von Oben bringt.

Was war das Hauptaugenmerk Ihrer Tätigkeit?
Damals war es das Religiöse und die Gemeinschaft. Wir gestalteten Andachten und Gottesdienste mit, begleiteten die Erstkommunikanten und Täuflinge, machten Feiern für Senioren und am Muttertag, Wallfahrten von Sexten zur Loretokapelle in Winnebach, Bastelnachmittage, Weihnachts- und Ostermärkte usw. Fünf Jahre leitete ich den Kinderchor Sexten und band ihn auch bei Familiengottesdiensten und Schülermessen ein. 1987 initiierte ich die Pustertaler Familientage. Für das Haus der Familien am Ritten setzte ich mich auch stark ein und wir unterstützten es finanziell mit dem Erlös aus Veranstaltungen in der Zweigstelle Sexten. Auch bei der Gründung des Projektes „Frauen helfen Frauen“ in Bruneck war ich dabei; ebenso engagierte ich mich für das Haus der geschützten Wohnungen in Bozen. All diese Projekte aus dem Boden zu stampfen war sehr schwierig. Abgesehen von der Akzeptanz war oft auch Neid dabei, wie ich meine. Weiters gab ich über den KFS eine Broschüre über Kapellen und Bildstöcke in Sexten heraus.

Was machten Sie beruflich?
Nach der Handelsschule in Brixen arbeitete ich als Sekretärin in Vintl. Mit 20 heiratete ich und begleitete meinen Mann in seinem Betrieb als Wirtin in Sexten. Der KFS war für mich ein schöner Ausgleich für die Arbeit im Hotel. Dies alles ging natürlich nur mit dem Rückhalt meines Mannes und meiner Familie, die immer viel Verständnis aufbrachten für all die Zeit, die ich ehrenamtlich unterwegs war; das alles ist nicht selbstverständlich. Zudem hatte ich im Hotel und beim KFS tüchtige Mitarbeiter. Ohne sie alle ich hätte mich für den KFS nie so einsetzen und so viel bewegen können.

Was bedeutet für Sie die Auszeichnung?
Ich erhielt bereits die Goldene Ehrennadel des KFS und 1996 die Verdienstmedaille des Landes Tirol. Die Feier im August in Innsbruck war sehr schön und ich freue mich natürlich. Die Auszeichnung schmälert aber irgendwie meine guten Werke. Ich tat diese nämlich nicht, damit ich geehrt oder gelobt würde, sondern weil sie mir etwas gaben und weil sie anderen Menschen zugute kamen. Mein Einsatz geschah mit dem Segen Gottes. Viele andere würden die Auszeichnung mehr verdienen als ich, jene die im Stillen so viel Gutes tun, denen dankt es niemand. Das tut mir leid.

Was bringt Ihnen Lebensfreude?
Das Garteln ist meine ganz große Freude! Früher war es das Wandern, und ich lese viel. Immer noch betreue ich für den KFS den Schaukasten in Moos, schreibe Andachten für den Herz-Jesu-Freitag und besuche alte Leute.

Was gibt Ihnen der Glaube?
Er hat mir schon viel über schwierige Zeiten hinweggeholfen, über den frühen Tod meiner Eltern und eines meiner vier Kinder. Ich denke mir oft, wenn die Leute heute mehr glauben würden, täten sie sich im Leben leichter. (IB)