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Stotternder Tourismus-Motor?

Pustertal/Gadertal – Das Wirtschaftsbarometer Gastgewerbe der Handelskammer Bozen hat für das erste Semester 2019 aufgezeigt, dass sowohl das Geschäftsklima im Südtiroler Tourismus als auch die Nächtigungszahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht im Abnehmen begriffen sind. Welche Gründe dahinterstecken und wie die Situation bei uns aussieht, verrät uns Thomas Walch, seines Zeichens Bezirksobmann des Hoteliers- und Gastwirteverbands (HGV) im Pustertal / Gadertal.

Zu Beginn einige Zahlen vom Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO): Über 19 Millionen Übernachtungen gab es hierzulande zwischen Jänner und Juli des heurigen Jahres, was einem Minus von ca. 177.000 (0,9 Prozent) gegenüber demselben Zeitraum von 2018 entspricht. Dieser Rückgang ist hauptsächlich beim italienischen, weniger beim deutschen Gast spürbar, während uns Touristen aus sonstigen Herkunftsländern einen 4-prozentigen-Zuwachs bescherten.
Laut Thomas Walch seien die Gründe hierfür vielschichtig, beispielsweise das schlechte Wetter im Frühjahr sowie die späten Osterfeiertage (Ende April), welche sich speziell in den Wintersportgebieten wie dem Pustertal bemerkbar gemacht hätten.

Getrübtes Geschäftsklima
„Das Konjunkturbarometer der Handelskammer wertet sozusagen die Gemütsstimmung zum Zeitpunkt der Umfrage aus“, unterstreicht der Tourismusverantwortliche eingangs. Walch weiter: „Ich denke, deutlich zum Vorschein kam, dass der Tourismus kein Selbstläufer und eine der ersten Branchen ist, welche eine wirtschaftliche Eintrübung in unseren Hauptherkunftsmärkten spürt“. Nichtsdestotrotz zeige er sich von der Wettbewerbsfähigkeit der Gastbetriebe im Puster- und Gadertal überzeugt, welche mit den Strukturen, den Angeboten und vor allem mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis punkten könnten.

Beschäftigung im Tourismus
Gemäß der Erhebung des WIFO entwickle sich die Beschäftigung positiv (+ 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum) – genau seien es bis zu 33.000 Mitarbeiter/innen pro Monat gewesen, so Thomas Walch, und das trotz Fachkräftemangel im Tourismus.
Hier gelte es, die junge Mitarbeitergeneration mit klar geregelten Arbeitszeiten sowie Aufgaben- und Verantwortungsbereichen anzusprechen. Denn der Lohn stehe nicht unbedingt im Vordergrund: letztendlich wolle der Mitarbeiter bei einem attraktiven Arbeitgeber arbeiten, weiß der Hotelier aus Toblach.

Ausblick
Thomas Walch schaut voraus: „In der westlichen Landeshälfte kommen nun starke Monate. Die Rechnung, so sagen wir immer, wird am Ende der Saison gemacht. Gefühlsmäßig denke ich werden die Nächtigungen stagnieren. Für uns Wirte ist aber der Umsatz und letztlich die Wertschöpfung wichtig. Diese urteilt über den wirtschaftlichen Zustand der Branche“.

Thomas Walch, HGV-Bezirksobmann Pustertal und Gadertal.

Zukünftige Herausforderungen würden die erwähnte Mitarbeitersuche sein, dazu speziell im Pustertal die Verkehrssteuerung und die Aufwertung bzw. Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs. Damit hänge die Erreichbarkeit, eine zukunftsorientierte Produktgestaltung in den Betrieben und schließlich die Frage, wohin sich der Tourismus in Südtirol in Zukunft bewegen solle, zusammen. (MP)