Filmische Reise in Innichens Vergangenheit

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Filmische Reise in Innichens Vergangenheit

Ein Großvater, der 1969 mit dem Kinderwagen spazieren fährt, der erste Sessellift, der Urlauber und Einheimische auf den Haunold transportiert und das 100-jährige Jubiläum der Pustertal Bahn erinnern an eine Zeit, in der filmen noch eine Seltenheit war. Der Film “Innichen in alten Filmen“, der vor kurzem vorgestellt wurde, zeigte noch unveröffentlichte Filmaufnahmen aus den 60er- und 70er-Jahren.

Innichen hat im abgelaufenen Jahr 2019 sein 1250-jähriges Bestehen gefeiert, das auf die Gründung des Klosters Innichen im Jahr 769 durch Herzog Tassilo III. zurückgeht. Zu den verschiedenen Initiativen des Jubiläumsjahrs gehört auch die Produktion des Films “Innichen in alten Filmen“ von Christian Patscheider. Patscheider, ein gebürtiger Innichner, der seine Kindheit und Jugend in Innichen verbracht und damals selbst leidenschaftlich die Geschehnisse in seinem Heimatdorf festgehalten hat, hat in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Film und Medien im Rahmen des Interreg-Projekts “Bewegtes Leben“ und dem Jubiläumskomitee Innichen den Film realisiert.

Der Pflegplatz in Innichen im Jahre 1955.

Schaulustige bei einem Autorennen durch Niederdorf.

Aus dem Kapitel Kinder: Jugendliche in Innichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Film ab

Bei der Filmvorführung am 8. Januar beginnt die Zeit der 60er- und 70er-Jahre im Josef-Resch-Haus lebendig zu werden: Der Film erzählt von Eisenbahnern und den ersten Fahrgästen, die in den Dampflokomotiven die Aussicht auf Innichen genießen. Kinder und Erwachsene tummeln sich im September bereits im tiefen Schnee und Schaulustige verfolgen ein Autorennen durch Niederdorf. Genauso zeigt dieses Bilddokument Feste, Prozessionen und Veranstaltungen rund um Innichen, so wie den Festumzug 1969 zum 1200-Jahre-Jubiläum, wo prächtig geschmückte Wägen die Vielfalt und den Einfallsreichtum vor 50 Jahren aufleben lassen. Zu den Filmausschnitten äußern sich Zeitzeugen und die Musik zum Film stammt von der Musikgruppe Titlà, der Musikkapelle Innichen und weiteren Musikern.

Innichner sind Hauptdarsteller
„Bei dem Film handelt es sich um eine Collage historischer Schmalfilme aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Innichen und seine Menschen sind dabei die Hauptdarsteller. Mir war wichtig, dass dieser Film für alle Innichner steht und die Aufführung frei zugänglich ist. Ich habe mir bei der Produktion des Films die Frage gestellt, was die Innichner Bürger interessieren könnte“, erzählt Christian Patscheider. Patscheider war über den vollen Saal bei der Erstaufführung sehr erfreut und führte das Publikum mit einigen Worten in den Filmabend ein.

Aufnahmen aus dem gesamten Tiroler Raum
Am Abend zugegen waren auch Mitarbeiter des Landesamtes für Film und Medien mit Direktorin Barbara Weis, die im Rahmen des Interreg-Projektes Schmalfilmaufnahmen aus dem gesamten Tiroler Raum gesammelt und digitalisiert und so ein Gesamttiroler Archiv von Schmalfilmen aufgebaut haben. Zudem wurden Dokumentationen für einzelne Städte und Dörfer produziert, unter anderem über Bozen und Brixen, Schnals, Welschnofen, Lana, Proveis und Lüsen, wie der Mitarbeiter Oscar La Rosa in seinen Ausführungen erwähnte. Die Filme seien auch als DVD erhältlich. Dies gelte auch für die jüngste Produktion des Films “Innichen in alten Filmen“, so La Rosa. Dieser bedankte sich abschließend bei allen Filmemachern, „weil ohne ihre Filme wäre dieser Film nicht zustande gekommen.“

Ehrung der Dorfchronisten
Im Rahmen der Filmvorführung wurden auch die Dorfchronisten Franz Brugger und Friedrich Weitlaner für ihre langjährige Tätigkeit geehrt, die sie mit Ende 2019 beendet haben. Brugger war 50 Jahre lang Dorfchronist von Innichen und Weitlaner 25 Jahre Dorfchronist von Vierschach. Lobende Worte für die langjährige Tätigkeit der Ortschronisten fand Altbürgermeister Josef Passler. Weitlaner und Brugger hätten diese Aufgabe vorbildhaft jahrzehntelang erfüllt, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen, hielt Passler fest. „Freiwillig ist nicht selbstverständlich und außerdem ist vieles keine Selbstverständlichkeit, was oft als Selbstverständlichkeit einfach hingenommen wird“, sagte der Altbürgermeister. Auch die Bürgermeisterin Rosmarie Burgmann sprach den scheidenden Chronisten ihren Dank aus und überreichte ihnen eine Ehrenurkunde „als Zeichen des Dankes und der Anerkennung“.

Regie und Konzept des Films “Innichen in alten Filmen“ stammt von Christian Patscheider.

Für Christian Patscheider war die Produktion des Filmes ein Herzensprojekt.

Puschtra: Wie ist der Film “Innichen in alten Filmen“ Zustande gekommen?
Christian Patscheider: Wegen dem Jubiläumsjahr haben mich Herbert Watschinger und Franz Ladinser vom Jubiläumskomitee im Jahre 2018 kontaktiert und mich gebeten einen Film über Innichen zu produzieren, weil ich als Jugendlicher selbst viel gefilmt habe. Anfang der 70er-Jahre habe ich damit begonnen und da ist viel Filmmaterial zusammengekommen. Damals war Otello Masoni, mein leider schon verstorbenen Freund, mein Lehrmeister. Otello Masoni hat mich dann 2003 gebeten sein Filmarchiv zu übernehmen, was ich auch gemacht habe. Damals habe ich angefangen diese Aufnahmen zu überspielen und ein kleines Archiv in Innichen angelegt. Im Landesamt für Film und Medien habe ich diese 8-mm-Filme digitalisiert und im Rahmen des Projektes “Bewegtes Leben“ und gemeinsam mit dem Jubiläumskomitee Innichen den Film produziert.

Aus welcher Zeit stammt das Filmmaterial?
Das Filmmaterial stammt aus den 1960er- und 1970er-Jahren.

Wo wurden die alten Bestände gefunden?
Zwei Drittel des Filmmaterials stammt von mir, ein Drittel von acht anderen Filmemachern vor allem Hobbyfilmern. Dazu habe ich im Landesamt für Film und Medien lange recherchiert.
Beim Film handelt es sich um eine Collage historischer Schmalfilme.

Wie läuft die Produktion eines solchen Films ab?
Zuerst habe ich mein Originalmaterial mit alten Projektoren gesichtet und eine Vorauswahl getroffen, sozusagen einen Rohschnitt gemacht und dieses Material zum Digitalisieren ins Landesamt für Film und Medien gebracht. Anschließend haben diese digitalen Aufnahmen Schritt für Schritt zur Themenfindung geführt. Dann wurde der Film geschnitten und mit passender Musik und Interview O-Tönen bereichert, die so genannt Nachbearbeitung gemacht. Dabei war mir der Musiker Alexander Werth aus Eppan eine große Hilfe.

Wie lange dauert der Film?
Der Film dauert 62 Minuten und ist am Ende viel länger geworden, als ich mir gedacht habe.

Im Film geht es um Innichen und seine Menschen: Welche Szenen zeigt er?
Nach Rücksprache mit dem Jubiläumskomitee hat sich herausgestellt, dass das Interesse in Richtung historischen Umzug zur 1200-Jahres-Feier 1969 in Innichen ging. Zu dieser Zeit gibt es sehr wenig Filmmaterial. Ich aber hatte den Umzug fast zur Gänze gefilmt und dieser stellt im Film jetzt einen Hauptteil dar. Ansonsten gliedert sich der Film in acht Kapitel/Themen Bilder/Szenen. Andere Themen/Szenen waren zum Beispiel die neue Innerfeldhütte, die 1975 eingeweiht wurde, dann geht es auch um das Jubiläum der Pustertal Bahn 1971 und um ein Autorennen in Niederdorf. Eine andere Szene lautet: ´Schnee immerzu´ mit Bildern um Anfang September und April, wo sehr viel Schnee lag. Weiters werden auch Bilder vom Fremdenverkehr gezeigt. Mittels Interviews mit fünf Zeitzeugen aus Innichen habe ich zum Beispiel jemanden zum ersten Liftbau 1956 befragt. Für mich das emotionalste Kapitel war das Kapitel Kinder, weil ich ja meine ganze Kindheit und Jugend in Innichen verbracht habe. Auch die Entwicklung des Dorfes und der Umgebung wird durch einige Bilder gezeigt, so zum Beispiel die Drau vor ihrer Regulierung. Ein anderes Kapitel beschäftigt sich zum Beispiel mit den Alpini und den Eisenbahnern, von denen damals viele in Innichen lebten.

Ihr Zugang zum Film war ein sehr persönlicher. Der Film war demnach ein Herzensprojekt für Sie?
Es war für mich sehr emotional, mich mit diesem Filmmaterial auseinanderzusetzen. Einerseits, da ich in Innichen aufgewachsen bin und andererseits die Freundschaft zu Otello Masoni, der im Februar 2019 gestorben ist. Genau in diesem Jahr habe ich an diesem Film gearbeitet. Er wusste davon, hat es aber leider nicht mehr erleben können, den Film zu sehen. Ich bin jetzt sehr froh, erleichtert und zufrieden, dass ich den Film produziert habe und er war absolut ein Herzensprojekt für mich. Wenn es mir gelingt, dass Innichner Bürger etwas in diesem Film finden, was sie anspricht, was sie berührt, was tiefer in sie eindringt, bin ich umso glücklicher. (TL)