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Gekommen um zu bleiben

Oberpustertal – Vor einem Jahr gab es im Oberpustertal den ersten Biber-Nachweis in Südtirol seit mehr als 400 Jahren. Nun hat der Puschtra nachgefragt, ob der Biber denn geblieben ist.

Ende Oktober 2020 hat Verbandsjagdaufseher Reinhard Pipperger an einem Gewässer im oberen Pustertal mehrere angenagte und gefällte Bäume vorgefunden. Die Spuren waren eindeutig: Es war tatsächlich ein Biber, der sich am Ufergehölz zu schaffen gemacht hatte. Bäume waren angenagt, einige hatte das emsige Tier sogar schon gefällt und Zweige zusammengetragen. Eine Fotofalle ertappte den tierischen Baumeister dann schließlich bei einem seiner nächtlichen Ausflüge. Eine kleine Sensation, denn damit erbrachte Jagdaufseher Reinhard Pipperger den ersten Biber-Nachweis in Südtirol seit über 400 Jahren. Der letzte Biber soll nämlich 1594 bei Obervierschach erlegt worden sein und brachte stolze 25 Kilogramm auf die Waage. Lange Zeit galt der Biber in ganz Italien als ausgestorben, denn bis ins 16. Jahrhundert wurde er stark verfolgt – bis er schließlich ganz von der Bildfläche verschwunden ist. Erst 2018 wurde in Italien – in einem Ort in der Provinz Udine nahe der Grenze zu Österreich und Slowenien -, erstmals wieder ein Biber nachgewiesen; mit größter Wahrscheinlichkeit ist das Tier aus Österreich eingewandert. Ebenso ist anzunehmen, dass auch der Südtiroler Biber aus Österreich übergesetzt hat.

So sehen die Spuren aus, die der fleißige Biber nach „getaner Arbeit“ hinterlässt.

Gut eingelebt
Der Puschtra wollte nun der Frage nachgehen, ob der Biber denn wirklich „sesshaft“ geworden ist im Pustertal. „Ja“, bestätigt Walter Rienzner vom Amt für Jagd und Fischerei. Allerdings ist er bisher allein geblieben und hat sich laut Verbandsjagdaufseher Reinhard Pipperger mehrere Kilometer Tal auswärts bewegt. „Der Schwallbetrieb und Baggerarbeiten dürften den Biber von seinem ursprünglichen Revier verdrängt haben – vielleicht auch der viele Schnee im vergangenen Winter“, mutmaßt Pipperger. Auf alle Fälle hat sich der Biber im Pustertal gut eingelebt und sichtbare Spuren seines Daseins hinterlassen. Einige seiner Dämme, die er aus Ästen und Stämmen selbst zusammenzimmert, haben bereits zu verschiedenen Arbeiten und Einsätzen auch seitens der Feuerwehr geführt.

Winter in der Biberburg
Der Winter steht vor der Tür. Vor seiner Behausung, der Biberburg, lagert der Biber jetzt seine Wintervorräte für die frostigen Monate ein – vorzugsweise unter Wasser. Auf seinem Speiseplan stehen allerlei Ufergehölze, krautige Pflanzen und Wasserpflanzen. In den Wintermonaten ernährt er sich hauptsächlich von Baumrinde und Knospen, wobei er Pappeln und Weiden bevorzugt; um an die guten Knospen und die junge Rinde in den Baumwipfeln zu kommen, fällt der Biber den Baum. Und genau dadurch erkennt man das Revier eines Bibers auch recht schnell. Und es hat den Anschein, dass der Biber sein Revier im Pustertal für längere Zeit gewählt hat; vielleicht ist er gekommen um zu bleiben? (SH)