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Andreas Waldner aus St. Johann im Ahrntal

„Der Sport hilft mir, für die Arbeit fit zu bleiben – und umgekehrt genauso.“

Man könnte ihn den radelnden Tierarzt nennen: Die große Leidenschaft von Andreas Waldner ist nämlich das Mountainbiken. „Mein Beruf und mein Hobby ergänzen sich sehr gut“, meint der fitte 60-Jährige, gebürtige Meraner.

Inwiefern ergänzen sich bei Ihnen Beruf und Hobby?
Beruflich befasse mich mit Großvieh und Nutztieren. Meine Arbeit erfordert viel körperliche Anstrengung, Kraft und Konzentration, und das Radfahren hält mich dafür körperlich und geistig fit.

Wie gestaltete sich Ihr beruflicher Werdegang?
Meine Ausbildung zum Tierarzt genoss ich in Wien und als Gaststudent in Uppsala. Die Zeit in Schweden war äußerst lehrreich, ich lernte die schwedische Sprache, aber auch Land und Leute gut kennen. Nach dem Studium arbeitete ich als Assistenztierarzt in Deutschland. Vor über 30 Jahren verschlug es mich aus beruflichen Gründen aus der Stadt ins Ahrntal.

Hinsichtlich der Viehwirtschaft rückt aktuell das Tierwohl in den Fokus
Das Tierwohl ist vor allem bei der Massentierhaltung ein heikles Thema. Auf unseren Bergbauernhöfen mit ihren kleinen Nutzvieheinheiten werden die Tiere sozusagen individuell betreut, kommen im Sommer auf die Weide oder auf die Alm, das Tierwohl ist somit hier generell besser gewährleistet. Der Bergbauer hat zu seinem Vieh einen direkten Bezug und es ist ihm wichtig und betriebswirtschaftlich notwendig, dass es dem Vieh gut geht.

Wie kamen Sie zum Radfahren?
Als ich im Ahrntal zu arbeiten begann, gab es noch nicht zu jedem Hof und noch weniger zu jeder Alm eine Zufahrt und es galt besonders im Sommer notgedrungen die „Patienten“ manchmal auch zu Fuß aufzusuchen. Durch meinen Beruf lernte ich dadurch viele kleine Bergwege kennen, die sich geradezu anboten, beradelt zu werden. Inzwischen gibt es im Ahrntal wohl kaum einen Weg, den ich nicht geradelt bin. Auch meine Frau liebt das Biken. Mittlerweile sind wir eine Gruppe von rund zehn Männer und Frauen aus nah und fern, die seit langem regelmäßig zusammen am Bike etwas unternehmen.

Was fasziniert Sie daran besonders?
Durch das Radfahren habe ich im Laufe der Jahre nicht nur nahezu jeden Winkel in Südtirol kennengelernt, sondern auch viele Gebiete in Europa. Im Frühling zieht es uns in den Süden, nach Sizilien, Sardinien, Ligurien, Cilento, oder in die Maremma, aber auch mal nach Spanien oder Griechenland, im Sommer waren wir mit dem Radl schon auf den Lofoten oder in Lappland. Seit zehn Jahren machen wir in der Gruppe jährlich auch eine Alpenüberquerung, auf den klassischen Transalpstrecken von Nord nach Süd oder in den Schweizer Westalpen, mal quer durch das Piemont, oder von West nach Ost am karnischen Höhenweg. Wir fahren dabei von Hütte zu Hütte und haben alles, was wir für die Woche brauchen, im Rucksack mit. Unser Credo lautet stets, so wenig wie möglich auf Asphalt zu radeln und alle guten Trails unterwegs miteinzubauen. Größtenteils fahren wir mit Muskelkraft, aber inzwischen eben nicht mehr ausschließlich, und das E-Bike ist von Jahr zu Jahr im Vormarsch.

Sie haben auch eine Bike-Ausbildung?
Ja. Ich habe in Mailand die Ausbildung zum Bike-Guide gemacht, die auch international anerkannt ist, und bin ausgebildeter MTB-Tourenbegleiter im AVS. Weiters ließ ich mich in Tirol als Fahrradmechaniker weiterbilden.

Wie sehen Sie die Konfrontationen mit den Wanderern auf den Wegen?
Historisch betrachtet dienten die Wege am Berg ursprünglich einem bestimmten Zweck, es waren Kirchwege, Jäger- oder Schmugglersteige, Hof- oder Almzustiege sowie Militärstraßen. Ich bin also der Meinung, dass heute der Wanderer nicht das Exclusivrecht für all diese Wege beanspruchen kann, sondern dass der Biker diese Wege gleichberechtigt nutzen darf. Wichtig ist beiderseitig Rücksicht und Respekt. Treffen Wanderer und Biker unterwegs aufeinander, hat grundsätzlich der Wanderer „Vorfahrt“ und es sollte der Biker sein, der anhält, eventuell absteigt und Platz schafft.

Als Tierarzt müssen Sie rund um die Uhr und am Wochenende abrufbar sein; wie viel an Freizeit bleibt Ihnen da überhaupt?
Ich habe das große Glück, mit einer sehr fleißigen Tierärztin zusammenzuarbeiten, die mir als freie Mitarbeiterin besonders an den Wochenenden zur Seite steht. Das ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt ein Hobby ausüben zu können.

Wie lautet ihr Lebensmotto?
Carpe diem, also das Leben im Hier und Jetzt zu genießen. Dazu schaffe ich mir die Freiräume, die ich brauche. Denn Träume auf die Rentenzeit oder überhaupt in die Zukunft zu verschieben, bringt nichts. Zu schnell kann sich alles ändern. (IB)