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Evi Mair aus Kematen in Taufers

„Nicht immer ist das Leben einfach zu ertragen. Manchmal musst du viel wagen – und manchmal kann es helfen, eine rosa Brille zu tragen.“ (aus dem Song „Brille“)

Geschmeidige Energie wie die eines Panthers und ein Timbre wie Bernsteinharz. Das ist Evi Mair auf der Bühne. Jazz gewinnt unter der 46-jährigen Sängerin ganz neue Klangnuancen.

Sie sind daheim bei Jazz, Funk, Pop …
Ja. Ich bin angekommen in meiner Musikrichtung und fühle mich geruht darin, auch wenn es immer noch ein ständiges Wachsen und Sich-verbessern gibt. Die Kommunikation auf der Bühne mit der Band und dem Publikum gibt mir viel, vor allem wenn ich merke, meine Musik fesselt. Ich glaube, inzwischen eine gewisse musikalische Reife zu besitzen und kann jetzt voll zu meiner Musik, zu meinem Können und zu meinen Schwächen als Künstlerin stehen. Ich fühle es als ein Ehre, Musik in meiner, für mich richtigen Weise interpretieren zu dürfen. Das ist Balsam für meiner Seele.

Sie sind aber eine Spätberufene …
Ja, das stimmt. Ich entschloss mich erst mit 35 Musik zu studieren und machte ein Masterstudium in Musikdidaktik für modernen Gesang. Der Auslöser dazu war ein Konzert zweier Gitarristen, das mich dermaßen faszinierte und inspirierte, mich musikalisch fortzubilden. Also inskribierte ich mich am Konservatorium in Innsbruck. Zur Aufnahmeprüfung für zwei Studienplätze waren über 20 Interessierte angetreten – und mittendrin ich, fast 15 Jahre älter als alle anderen. Dass ich trotzdem aufgenommen wurde, überraschte mich total und anfangs war ich mit der neuen Situation komplett überfordert. Ich bin sehr selbstkritisch, war nie zufrieden mit meinem Gesang und dadurch sogar blockiert. Aber jetzt bin ich sehr dankbar, dass ich nicht aufgegeben habe.

Wie verlief die Studienzeit?
Lange Zeit verspürte ich Stress, weil ich mir nie genügte. Man muss Geduld haben, sich die eigenen Schwächen verzeihen, nicht an ihnen verzweifeln, sondern an ihnen wachsen.

Wie geht es Ihnen, wenn Sie auf der Bühne stehen?
Vor dem ersten Song auf der Bühne verspüre ich ein Knistern in der Luft, eine positive Anspannung. Wenn das Konzert gut läuft und das Feeling zwischen Band und Publikum passt, ist es für mich eine große Freude, dass das, was ich mache, andere Leute interessiert. Es wäre ja langweilig, nur daheim in der Besenkammer zu singen. (lacht)

Wie kamen Sie überhaupt zur Musik?
Musik war schon als Kind meine Leidenschaft, ich spielte Klavier, sang später im Frauenchor von Kematen. Als ich nach dem Abschluss der Lehrerbildungsanstalt in Bruneck in Bozen an der Grundschule unterrichtete – was ich hauptberuflich übrigens immer noch tue – suchte man eine Sängerin für eine Faschingsrevue. Ich meldete mich und kam dabei mit einer Band in Verbindung, mit der ich auch nachher zusammenarbeitete, hauptsächlich in Richtung Rock. Irgendwann stieg ich bei einer Jazz-Band ein, wodurch sich mir bzgl. Harmonieabfolge und Interpretation nochmal ein neues musikalisches Fenster auftat.

Gibt es weitere Hobbys?
Musik ist für mich Beruf und Berufung zugleich, und zwar nicht nur auf der Bühne, sondern auch der Musikunterricht mit den Kindern erfüllt mich mit großer Freude. Mittlerweile unterrichte ich auch Gesang für Jugendliche und Erwachsene. Da bleiben mir weder Zeit noch Lust für weitere Hobbys. Weiters arrangiere ich und schreibe selber Stücke. Letztes Jahr gewann ich den ersten Preis beim Euregio Festival der Liedermacher in Toblach mit meinem Song „Brille“, ein jazziges Arrangement mit Text im Dialekt.

Haben Sie musikalische Vorbilder?
Neben der Bravour und der gleichzeitigen Einfachheit der Spielweise des Jazzmusikers Chet Baker gefallen mir auch besondere Stimmen wie von Rachelle Ferrell oder der norwegischen Jazzmusikerin Rebekka Bakken. Als Mädchen begeisterte mich die Soul-Sängerin Aretha Franklin – unvergessen.

…und auch Giorgio Moroder?
Oh, ja!! Durch Moroders Comeback in den letzten Jahren begann ich vermehrt Moroder zu hören, was mich aber gleichzeitig ins Grübeln brachte. Ich fragte mich, wie wäre sein Song „Call me“ mal anders ausgedrückt. So begab ich mich mit vier Moroder-Hits ins Studio und nahm meine Interpretationen auf. Es würde mir aber niemals einfallen, mich an seinem Stil zu messen. Die originalen Songs als Disco-Hits sind ja per se schon genial, denen gibt es nichts mehr hinzuzufügen. In meinen Interpretationen erkenne ich vielmehr meine persönliche Musikgeschichte wieder: eine Prise Rock, ein wenig Fusion, da etwas Jazz, dort ein Stückchen Pop.

Ihr Wunsch an die Welt?
Den Frieden in der Welt und dass es den Menschen gut geht. Dabei geht es nicht um Reichtum, sondern um Geruhsamkeit im Herzen. (IB)