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Riten und Mythen rund um Ostern

Zu Ostern wird im Christentum die Auferstehung Jesu gefeiert. Besonders die Karwoche ist seit Jahrhunderten mit zahlreichen Traditionen verbunden.
Blicken wir zurück auf unser Land vor über 100 Jahren. Der Pustertaler Bote berichtet aus einer Zeit, in der das Osterfest mit Riten verbunden war – die heute teilweise nicht mehr zelebriert werden – aber auch mit Aberglauben. Was sonst noch rund um Ostern geschah lesen Sie aus originalen Auszügen:

Palmsonntag vor 130 Jahren
Mit dem Sonntage Palmarum beginnt die Vorwoche des Heiligen Osterfesttages. Der Palmsonntag wird auch blauer Ostertag, Blumensonntag oder schlechtweg Palmentag genannt. In der griechischen Kirche seit dem 4. Jahrhundert gefeiert, in welcher Zeit die russischen Kaiser schon die Palmen (Geschenke) vertheilten, führte Rom ihn erst im 7. Jh. als hohen Feiertag ein. Die Reformation übernahm im Mittelalter seinen volksthümlichen Charakter als Volksfest, weil er als letzter Fastensonntag galt. Auch der Bezug der römischen Palmen nahm bei den Protestanten ab; man wollte von Rom keine Geschenke mehr haben, von der auswärtigen Geistlichkeit nichts mehr wissen, weder Ablaß noch Palmen, statt deren man von Norditalien längst die billigeren Zweige des Oelbaumes schickte. Die Palmeselprozessionen hörten zuerst bei Luther’s Anhängern, dann auch in der Schweiz auf. In Deutschland begnügte man sich mit den Kätzchen der Saalweide, wie schon Shakespeare berichtet, selbst in manchen katholischen Gegenden, am Rhein und an der Mosel, mit der deutschen Stechpalme oder Buxbaumästchen; – der Gebrauch, die Kirchen zu Ostern mit grünen Zweigen zu schmücken, hatte sich 1200 bis 1500 Jahre erhalten.

Gründonnerstag einst Feiertag
Dagegen ist die Feier des Gründonnerstages obwohl er im 7. Jh. zum Feiertage erhoben wurde, in Deutschland erst später volksthümlich geworden, denn erst im 12. Jh. wurde es Sitte, in der Osterzeit Heilkräuter als „grüne Ostersuppen“ zu essen. Die Mönche, häufig als Aerzte und Quacksalber thätig, legten, um ihre Einkünfte zu bessern, den Osterkräutern zauberische Kräfte bei und diesen Aberglauben begünstigte das im Frühjahr scharfe Aroma der Frühlingskräuter Küchen- und Osterschelle (Annemone Pulsatilla), deren Saft man wie andern Osterpflanzen eine Verjüngungskraft beilegte. Der Ablaß galt als Lossprechung von Sünden, er machte die Schuldigen frei, los vom Teufel, die Seele wurde wieder frisch, jung, schuldlos, die Losgesprochenen nannte man Grüne („Virides“) und man sprach in der Kirche von Ablaß und Sündenerlaßtagen.

Der stille Karfreitag
Der Charfreitag gilt als ein hoher Feiertag und hat seinen Namen von der altdeutschen Silbe Kar, die Bedeutung der Sprache weist auf Trauer und Sorge hin, sinonym sind die Begriffe der Leiden Christi, der Buße, innern Einkehr, Sabbathsstille, daher ist der Tag der Frömmigkeit zu den Konfirmationsfeiern und Firmelungen häufig ausersehen. Es ist ein wichtiger Tag der Segnung, der Tag der Grablegung Christi der Keuzigung, der eigentliche Passionstag. Wohl hauptsächlich dieser Volksbedeutung wegen gilt der Tag als stiller Freitag und der Freitag überhaupt im allgemeinen als ein Unglückstag. Eine seltsame Charfreitagsfeier verdient als alter Brauch noch Erwähnung. Wie man am Charfreitage in manchen Gegenden Deutschlands noch den Erzschelm Judas Ischariot züchtigt, was vom 16. Jh. Abraham da Santa Clara berichtet, so unterlassen bei Schiffsgottesdiensten an diesem Tage portugisische und brasilianische Matrosen nicht, die Figur des Apostels beim Geläute der Schiffsglocken am Charfreitagmorgen eine Puppe in Matrosentracht aufzuhängen. Nach dem Gottesdienst wird der Gehängte wieder feierlich abgeschnitten, an Bord herumgestoßen, und mit Tauenden geprügelt, schließlich wird Judas zerschnitten und dem Schiffskoch zur Verbrennung übergeben. Das dabei gesungene Spottlied weist auf die Feuerbestattung der Ketzer hin und ist wohl sehr alt.
Der Charsonnabend, der einzige Sabbath den die lateinische Kirche aus dem Judenthume übernommen, schloß die Fastenzeit ab.
(Aus dem Pusterthaler Boten vom 31. März 1893)

Palmsonntag im Schneesturm
Am Palmsonntag wütete durch das Taufertal ein furchtbarer Nordsturm, der in den Nachmittagsstunden auf kurze Dauer in ein wüstes Schneegestöber überging, Am Montag früh bedeckte die ganze Gegend eine Schneeschichte, die jedoch schon in den ersten Tagesstunden gänzlich verschwand. Der Sturmwind setzte in etwas geringerer Stärke wieder ein. Die alte Sitte der Ahrnerburschen, mit 7 bis 8 Meter hohen Stangen die Palmsonntagsprozession zu begleiten, wurde trotz des heftigen Sturmwindes eingehalten.
(Aus dem Pustertaler Boten vom 10. April 1903)

Die Karwoche vor 110 Jahren
Mit dem Palmsonntag beginnt die sogenannte „stille Woche“, die das Volk auch Trauer-, Kar- oder Marterwoche nennt und die uns die Leidenszeit des Heilandes ins Gedächtnis ruft. In früheren Jahrhunderten schwieg während dieser Tage sogar Orgel und auch die Glocken blieben stumm, ja unter Kaiser Konstantin musste selbst jegliche Arbeit ruhen.
Die einzelnen Tage dieser Woche haben ihre besonderen Bezeichnungen. Da gibt es den „guten Montag“, den „Schellendienstag“, den „krummen Mittwoch“, den „grünen Donnerstag“, den „stillen Freitag“ und endlich den „Kar-Samstag“. Nach dem Aberglauben des Volkes darf man in der stillen Woche kein Hemd waschen, da derjenige, der ein solches anzöge, am ganzen Körper Geschwüre bekommen würde. Wer am Kar-Samstag Kohlen unter der Stalltür vergräbt, der hält, so heißt es, damit dem Vieh die Hexen fern und schützt seine Felder vor Hagelschlag und Insektenschaden. Auch soll Holz, das an diesem Tage gefällt worden ist, den Kornbrand verhindern, weshalb die Bauern Späne von einem solchen Scheite gern auf ihr Ackerland streuen
(Aus dem Pustertaler Boten vom 14. März 1913).

Kassiani-Sonntag vor 170 Jahren
In der Gemeinde Wengen im Gadertal herrscht schon bereits seit einem halben Jahrhundert die gewiss sehr nützliche Gewohnheit, dass die vorzüglicheren von der Schuljugend am zweiten Sonntage nach Ostern in der Kirche feierlich den ganzen Katechismus herzitieren. Dies fand denn auch heuer Statt. Schon Morgens früh verkündeten Pöllerschüsse das Feierliche des Tages. Um 1 Uhr Nachmittags versammelten sich die betreffenden Kinder, die Mädchen weißbekleidet, den jungfräulichen Kranz auf dem Kopfe, in der von der Kurazie-Kirche etwa 200 Schritte entfernten Filial-Kirche zur hl. Barbara, von welcher sie dann gewiss mit innigen Herzklopfen von der Hochw. Geistlichkeit unter Vorantragung der Fahnen, Gesänge, Pöllerschüsse und Glockengeläute zur Seelsorgskirche begleitet wurden. Dort angelangt, bestiegen die Kleinen die für sie bestimmten erhöhten Sitze in zwei Reihen u. nach vorangegangenem Veni creator ward der ganze Katechismus auf die vom Herrn Curaten gestellte erste Frage: Was ist der Katechismus? ohne Anstand hermemorirt, bis ein fröhliches mit erhöhter Stimme hervorgebrachtes „Il Fine“ das Ende anzeigte. Hierauf Tedeum, dann feierliche Preisvertheilung an die Rezitanten und feierliche Prozession, wie am Fronleichnamsfeste. Nur die zwar saubern weißen Schürzen der kleinen Rezitantinnen wurden von der noch mehr weißen Felddecke etwas zu Schanden gemacht. Nach beendigter Kirchenfeierlichkeit wurden die kleinen Rezitanten u. Rezitantinnen, deren Kehle gewiß ausgetrocknet war, dreißig an der Zahl, im Widum des sehr liberalen Herrn Kuraten gepflegt und der zwar theure aber nichts desto weniger flüssige Etschländer brachte den kleinen ungewohnten Zechern eine große aber unschuldige Munter- und Fröhlichkeit bei.
(Aus dem Pusterthaler Boten vom 15. April 1853) (IB)