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Vom Neujahrschreien und Beschenken

Das Neujahrschreien ist ein alter Brauch, der vor allem in Südtirol, im Allgäu und in Niederbayern verbreitet ist. Am Neujahrsmorgen ziehen die Kinder von Haus zu Haus, sagen Gedichte oder Sprüche auf und wünschen ein gutes neues Jahr. Dafür werden sie mit Süßigkeitenoder kleinen Geldbeträgen beschenkt.

Zilli Forer Oberhuber.

Zilli Forer Oberhuber
Eine, der dieser Brauch besonders ans Herz gewachsen ist, ist Zilli Forer Oberhuber aus Mühlwald. Seit rund 40 Jahren bereitet sie individuelle Geschenke für die Neujahrschreier vor. Heuer bekommt jedes Kind eine kleine Holzschatulle, auf der der Name oder ein Glückwunsch eingebrannt ist. Gefüllt ist das Kästchen mit Süßigkeiten und kleinen Spielsachen -vielleicht auch mit Münzen. Immer dabei ist ein Sinnspruch, den Zilli passend zum Geschenk hinzufügt. „Ich freue mich so über den Besuch der Kinder“, strahlt Zilli. „Manche kommen alleine, manche in Gruppen, und alle sagen die verschiedensten Verslein auf. Es ist kaum ein Spruch, der sich wiederholt. Sehr oft ist auch selbst Gedichtetes dabei, sodass man merkt, dass sich die Eltern Gedanken machen, mit welchen Glückwünschen sie ihre Kinder in die Häuser gehen lassen. Die meisten Kinder sind richtig konzentriert beim Vortrag ihrer Gedichte und viele überbringen auch noch die Glückwünsche von zu Hause.“

Über 100 Geschenke
„In den 80er-Jahren kamen etwa zwei Dutzend Kinder an die Haustür, 2013 waren es 124, und heuer habe ich gut 100 Geschenke vorbereitet“, erzählt Zilli. Bereits im Sommer macht sie sich Gedanken, was sie zu Neujahr wieder schenken wird, denn es ist ihr ein Anliegen, dass sich die Geschenke nicht wiederholen. Neben Münzen und Süßigkeiten sind es z. B.: Stofftierchen, Hüpfbällchen, Mini-Autos, Taschenlämpchen, Socken, Taschentücher, Spardosen, kleine Wecker, Glücksschweinchen, usw.

Die Liebe zu den Kindern …
Warum Zilli das tut? „Ich möchte, dass dieser Brauch nicht verlorengeht. Und das Strahlen der Kinderaugen gibt mir so viel.“ Wohl auch deshalb, weil Kinder ihr ganzes Leben begleitet haben. Seit acht Jahren ist Zilli in Pension. Bis dahin war sie mit ganzem Herzen Grundschullehrerin und über viele Jahre auch Schulleiterin in Mühlwald. Vor 64 Jahren auf dem Lärcheggerhof in Mühlwald mit vier Geschwistern aufgewachsen, besuchte sie nach der Volksschule die Mittelschule bei den Ursulinen in Bruneck und anschließend vier Jahre die Lehrerbildungsanstalt in Bruneck. „Das erste Jahr hatte ich schon Heimweh. Bei den Ursulinen kam mir alles so übergroß vor, die langen Gänge und großen Säle. Aber bald fühlte ich mich überaus wohl. Ich habe sehr gute Erfahrungen bei den Ursulinen gemacht und kann aus meiner Sicht das Heimleben nur empfehlen. Abgesehen davon, dass ich sehr viel gelernt habe, wurde im Heim das Gemeinschaftsgefühl und der gegenseitige Respekt gefördert, wir hatten z. B. noch Anstands- und Aufklärungsstunden und wurden auch in religiöser Hinsicht geprägt. Generell wurden Werte vermittelt, die in der heutigen, individualisierten und ich-bezogenen Gesellschaft oft verloren gegangen sind.“

… über viele Jahre
Inwiefern haben sich in all den Jahren die Schulkinder verändert? „Das fängt bei den Stundenplänen an. Früher als Klassenlehrerin unterrichtete man alle Fächer und hatte mehr Spielraum. Wenn die Kinder müde wurden, sang man ein Liedchen oder wechselten einfach das Unterrichtsfach. Heute sind die Zeitpläne restriktiver und die Lehrmethoden haben sich zum früheren Frontalunterricht stark verändert.“ Für Zilli war Lehrerin der Traumberuf und sie möchte keinen Tag ihres Berufslebens missen. Seit der Pensionierung füllt Zilli die Freizeit mit Wandern, Skifahren, Fitness, Relaxen und mit Hausarbeit. Vor allem das Singen macht ihr großen Spaß – und passt zu ihrem sonnigen Gemüt. Sie singt im Kirchenchor, im Quartett „WioVio“, bei Schülermessen und jederzeit gerne bei geselligen Anlässen. Aber einer der Höhepunkte in ihrem Jahreslauf ist und bleibt immer das Beschenken zu Neujahr. „Was man schenkt, bekommt man doppelt wieder zurück. Ich meine damit nicht das Materielle, sondern man erhält es an Wohlwollen, Freundlichkeit und Zuneigung zurück. Und ein friedvolles, harmonisches Miteinander ist wohl das Wichtigste im Leben. Ich wünsche auch unseren Leserinnen und Lesern ein glückvolles, gesundes neues Jahr!“

IB