Sand in Taufers – Ein Paradies der Puppen

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Sand in Taufers – Ein Paradies der Puppen

Im neuen Puppenmuseum von Sand in Taufers gibt es über 1.200 Puppen zu bewundern. Es sind die Lieblingsstücke aus Edith Winklers 40-jähriger Sammelleidenschaft.

Das Wort Puppe in der figürlichen Darstellung eines Kindes stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „kleines Mädchen“. Doch bereits aus der Jungsteinzeit sind puppenähnliche Objekte bekannt, man fand sie als Beigaben in Kindergräbern, dienten wohl zum Spielen oder hatten vielleicht auch eine magische oder religiöse Bedeutung. Sie bestanden meist aus Ton, Holz, Pflanzenfasern oder Bronze. Ab dem Mittelalter wurden sie auch aus Wachs, Alabaster oder Terrakotta hergestellt. Erste gewerbliche Manufakturen entstanden im 15. Jahrhundert in Nürnberg und Thüringen. Käufer von Puppen waren früher meist Adelige oder das Großbürgertum, welche sich kostspieliges Spielzeug für ihre Kinder leisten konnten. Die „Schildkröt-Puppen“ aus Zelluloid wurden erstmals vor rund 130 produziert und sind bis heute begehrte Spiel- und Sammelobjekte. Im Laufe der Zeit und mit dem Einsatz neuer Materialien und Produktionsmaschinen änderte sich auch das Aussehen der Puppen, die heute oft Nachbildungen verkleinerter Menschen ähneln.

Edith Winkler vor ihrem Puppenmuseum

Mit Pèatole fing es an
In Sand in Taufers gibt es seit Kurzem ein wahres Paradies der Puppen! Das neue Puppenmuseum ist in der Doktorvilla des ehemaligen Arztes Dr. Anton Mutschlechner am Dorfeingang von Sand untergebracht. Einen idealeren Standort mit so großer Historie gibt es kaum. Allerdings sind die Räumlichkeiten im Erdgeschoss nicht allzu groß, weshalb die Puppen ziemlich eng ausgestellt sind. Es sind nämlich rund 1.200 Puppen, die es zu bewundern gibt, was nur etwa die Hälfte der Puppen ist, die Edith Winkler aus Sand in Taufers besitzt. Angefangen hat eigentlich alles, als Edith im Alter von zwei Jahren von ihrer Tante die erste Puppe geschenkt bekam. Es war ein Bübchen und erhielt den Namen Pèatole. Spielen durfte Edith damit aber nicht, um das Püppchen ja nicht allzu sehr zu strapazieren bzw. beschädigen. Passiert ist das dann doch, als die Sechsjährige ihr Pèatole endlich „bemuttern“ durfte, und der Puppendoktor aus Bruneck öfters „Reparatur-Operationen“ am kleinen Peter vornehmen musste. Mit dem Heranwachsen schwand Ediths Interesse für die Puppe, die nun in einem Karton verstaut im Keller landete.

Der Beginn einer Sammelleidenschaft
40 Jahre später wurde Pèatole durch Zufall wieder entdeckt – und Ediths Liebe zur Puppe wieder geweckt. „All meine Erinnerungen aus der Kindheit zeigten sich mir wie in einem feenhaften Film“, erzählt Edith, „auch Pèatoles Puppenwagen fand ich wieder und meine Mutter schenkte mir meinen eigenen Kinderwagen, wo ich als Baby gelegen hatte. Von diesem Augenblick an packte mich das Puppenfieber und ich begann, Puppen zu sammeln. Anfangs kaufte ich Puppen auf Flohmärkte, später auf Versteigerungen, und aus jedem Urlaubsland musste selbstverständlich auch eine Puppe mit nach Hause genommen werden. Wenn ich meine mehr als 2.000 Puppen sehe, freue ich mich riesig und ich weiß auch noch fast von jeder die Geschichte, wie und wo ich sie erworben habe bzw. wie sie zu mir in die Sammlung gekommen ist. Gerade diese Geschichten im Hintergrund sind oft interessant. Damit meine Puppen auch von anderen bewundert werden können, habe ich das Puppenmuseum eröffnet. Die strahlenden Kinderaugen sind mir dann das größte Geschenk.“

Das Puppenmuseum
Die kleinste Puppe misst einen Zentimeter, die größte 120. Bedeutende Raritäten sind eine Metallpuppe der Turiner Firma Ratti, Künstlerpuppen von Anette Himstedt, Puppen aus Bisquit-Porzellan von Armand Marseille aus dem Zeitraum von 1890 bis 1940 oder Zelluloid-Puppen der Marke Schildkröt. Die älteste ist eine etwas unproportionierte Puppe von 1750, zwei recht einfache, aus Pappmaché gemachte Puppen sind aus der Mussolini-Zeit. Eine Vinyl-Puppe mit echten Haaren, sie kommt aus Schweden, entspricht naturgetreu einem Neugeborenen; sie gefällt den Kindern eigenartigerweise aber eher nicht. An Schnüren hängen zwei etwas eigenartige Marionetten von 1760, denen man ihr Alter bedauerlicherweise ansieht. Neben dem Rotkäppchen mit Großmutter und Wolf, was alles durch eine einzige Puppe dargestellt wird, sind Puppen aus aller Welt und aus verschiedensten Materialien zu bestaunen. Utensilien wie Puppenherde, -möbel, -geschirr, Badesachen und Puppenwagen dürfen im Puppenmuseum selbstverständlich auch nicht fehlen. Zahlreiche Puppenhäuser, alte und neue Kleidchen und weitere Accessoires besitzt Edith Winkler, die sie aber wegen Platzmangels im Museum gar nicht alle ausstellen kann. Der älteste Puppenwagen stammt von 1840. Die Puppen haben auch Namen und heißen Marie, Paul, Verena usw. Edith gibt es keine, „weil mir mein Name nicht gefällt.“ Hansl und Gretl mit Lederhose und Dirndl aber sind Ediths Lieblingspuppen. „Ich finde Puppen einfach faszinierend!“, sagt Edith und lässt gerne auch andere Menschen an ihrer Leidenschaft teilnehmen. Geöffnet ist das Puppenmuseum in der Doktorvilla immer mittwochs von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 11 und von 14 bis 17 Uhr. Auf Anfrage ist ein Besuch jederzeit möglich. Infos unter: T. 347 212 0207. Der Eintritt ins Museum ist kostenlos, um eine freiwillige Spende ist die Puppenmutti jedoch dankbar!
IB