

Südtirol – Dominik Paris ist eine lebende Ski-Legende. Zu Beginn seiner vielleicht wichtigsten Saison sprach der Ultner mit uns über harte Einsichten, liebe Menschen und
die Stimmung in St. Lorenzen.
24 Weltcupsiege, Weltmeister im Super G, Siege auf der Streif, der Stelvio und der Saslong. Hattest du in deiner Laufbahn schon einmal das Gefühl ’satt‘ zu sein?
Dominik Paris: Nein, und ich bin noch immer hungrig aufs Rennfahren. Ich gehe an den Start, um zu gewinnen. Wenn ich ein Rennen verpatze, dann weckt das meinen Ehrgeiz. Der anfängliche Ärger über einen Fehler wird dann schnell zu einer Triebfeder.
Spitzensportler wie du müssen sich nicht selten mit Niederlagen auseinandersetzen. Wie verdaust du Rückschläge und Enttäuschungen?
Niederlagen sind eigentlich das Wichtigste. Aus ihnen lerne ich am meisten. Auf der ‚Saslong‘ in Gröden zum Beispiel habe ich 14 Jahre lang Fehler gemacht und daraus gelernt, bis es 2023 dann endlich mit dem Sieg geklappt hat. Wichtig ist, dass man aus jeder Niederlage eine Lehre zieht. Wenn‘ s nicht rund läuft, dann hilft nichts außer schonungslos zu analysieren. Wo liegt der Hund begraben? Und auch wenn‘ s wehtut, meistens komme ich zum Schluss, dass die Schuld nicht irgendwo, sondern nur bei mir selbst liegt.

22.01.2025, Streif, Kitzbühel, AUT, FIS Weltcup Ski Alpin, Abfahrt, Herren, 2. Training, im Bild
Bei der Olympia-Abfahrt im Februar 2026 erwartet ganz Südtirol und ganz Italien quasi einen Sieg von dir – zumal auf deiner ‚Heimstrecke‘ in Bormio. Ist das zu viel Druck für dich?
Nein, überhaupt nicht. Ich weiß, wie man ein Rennen in Bormio angeht und die ‚Stelvio‘ ist eine Strecke, die auch Fehler verzeiht. Mich freut‘ s, dass viele mit mir mitfiebern. Aber das empfinde ich nicht als Druck, sondern eher als Ansporn, noch einen Ticken mehr zu geben.
Rekordsieger in Bormio und dreimaliger Sieger in Kitzbühel. Von so was kann ein Marco Odermatt nur träumen. Welchen Tipp kannst du dem Superstar geben, damit er endlich auf der ‚Streif‘ gewinnt?
Es gibt schon so was wie einen Erfolgsschlüssel dort. Den werde ich aber ganz sicher nicht preisgeben, solange ich selbst noch in Kitz an den Start gehe. Ich verstehe die Neugier, aber was, wenn der Odermatt irgendwie das Puschtra Magazin in die Hände bekommt? Dann wäre mein Erfolgsgeheimnis futsch.
Apropos Puschtra. Im Mai dieses Jahres warst du mit deiner Band „Rise of Voltage“ beim Open Air in St. Lorenzen auf der Bühne. Wie war das Lorenzner Publikum?
St. Lorenzen war ein geiles Konzert. Die Leute sind richtig mitgegangen. So ein Abend mit Musik, mit feinen Leuten und guter Unterhaltung gibt mir ganz viel. Das ist eine willkommene Abwechslung von meinem Alltag als Profi-Sportler. Musik machen ist für mich ein Hobby, das mich entspannt und das mich mit Menschen zusammen bringt – so wie eben beim ‚Mai-Rock‘ in St. Lorenzen.
Unlängst hast du in einem Interview gemeint, du wärst im falschen Beruf, wenn du Angst hättest vor einer Abfahrt. Aber was sagen deine Liebsten dazu?
Nun, soweit ich mich erinnern kann, hatte meine Mamma immer schon Angst um mich, wenn es um’s Abfahren ging. So bin ich aufgewachsen, das gehört quasi zu meinem Beruf dazu. Allerdings muss ich zugeben, dass weder meine Partnerin noch meine Kinder bis jetzt Bedenken in diese Richtung geäußert haben. Sollten sie irgendwann besorgt sein um mich, würde ich das sehr ernst nehmen. Bisher aber ist genau das Gegenteil der Fall: Jedesmal, wenn ich zu einem Rennen fahre, sagen sie: „Tata nimm an Pokal mit!“.
Wann kommst du wieder mal ins Pustertal zum Skifahren?
Ach, schön wär‘ s. Ich bin fast das ganze Jahr über eingespannt, zwischen Vorbereitung, Training, Weltcup und nationalen Meisterschaften. Meine Saison endet erst dann, wenn die meisten Südtiroler Skigebiete wieder geschlossen sind. Dann wäre wohl eher Radfahren im Pustertal angesagt.
Fährst du gerne Rad?
(im Dialekt): Noa, sel tu i net gearn. I wohn in Ultn, woasch? Sem tut man net gearn Radl fohrn. Sem konnsch lai owärts odo aufwärts. Sem hosch entwedo zi wienk Zähnde afn Kranzl odo zi wienk Bockn af di Bremsn.
Dominik, danke für das Gespräch!
RF
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