Die Kirche zum heiligen Wolfgang in Rein in Taufers

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Die Kirche zum heiligen Wolfgang in Rein in Taufers

Rein in Taufers – Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde in Rein  in Taufers eine Kirche zu Ehren des heiligen Wolfgang erbaut. Einige der Spender, die diesen Bau finanzierten, sind urkundlich erfasst. Sie stammen aus Weißenbach, vom Schellperg, vom Raspichl in Ahrn,von St. Moritzen, von Uttenheim und natürlich von Rein. Von der künstlerischen Ausstattung dieser Kirche ist eine Steingussmadonna erhalten, die einst in einer Nische hinten links neben dem Eingang stand und sich heute im Pfarrmuseum von Sand in Taufers befindet.

 

Im Jahre 1477 verlieh dann der Brixner Bischof Georg II. Golser der St.- Wolfgang-Kirche einen Ablassbrief, der jenen Gläubigen einen Ablass von 40 Tagen verlieh, die an bestimmten Festtagen die Kirche von Rein aufsuchten. Um 1900 erzwang der Zustand der alten Wolfgangskirche einen Neubau. Zunächst diskutierte man über einen neuen Standort der Kirche, des Pfarrhauses und der Schule, die man auf der Wischt-Ebene (in der Nähe des heutigen Hotels Hochgall) errichten wollte. Dann aber entschloss man sich für den alten Standort am Kirchbichl. Zwei Pfarrer waren es vor allem, die den Kirchenneubau betrieben, einmal Peter Wasserer, der die Vorarbeit leistete und die notwendigen Geldquellen erschloss, und dann Johann Reichegger, der aus Lappach stammte und die Bauarbeiten überwachte und das gesamte Geschehen um den Neubau genau protokollierte.

Den Plan für die Kirche entwarf der Diözesanarchitekt Peter von Stadel (1869-1919).
Die Kirche wurde aus Tonalitgestein erbaut, ein in Rein heimisches Gestein, das die Geologen „Rieserferner Tonalit“ nennen. Die Steinmetzarbeiten übernahmen Hilber (aus Pfalzen) und Karl Maier (aus Kematen). Da sich in unmittelbarer Nähe zur Baustelle mehrere große Findlinge befanden, wurde die Materialbeschaffung nie zum Problem. Die Maurer- und Zimmermannsarbeiten leitete der Brunecker Baumeister Müller. Die Innenausstattung, bestehend aus Stühlen, Beichtstühlen, Chorstühlen und Sakristeischränken, besorgten Peter Ebenkofler aus Luttach und Michael Ebenkofler aus Rein, wobei letzterer allein mehr als 300 Tagschichten ableistete, aber dafür nur die Verpflegung verrechnete.

Die Maler der Reiner Kirche
An der malerischen Ausstattung der Kirche arbeiteten insgesamt fünf Maler. Der akademische Maler Mair aus Innsbruck malte die
vier Engel an der Decke des Presbyteriums. Als die Arbeit abgeschlossen war, stürzte er beim Herz-Jesu-Altar vom Gerüst und verstarb noch am gleichen Tag. Der Triumphbogen ist ein Werk von Emanuel Raffeiner aus Schwaz. Die Pflanzenornamente zwischen den Rippenansätzen des Gewölbes sind gekonnt gemacht und stammen vom Malermeister Recheis aus Zams, dem auch das Bild der Jungfrauenfahne zu verdanken ist, während der Malermeister Müller aus Imst sich vor allem um das Bemalen der Kanzel und des Rosenkranzaltares kümmerte. Josef Bachlechner (1871-1923), dem aus Bruneck stammenden und in Hall lebenden Maler und Bildschnitzer, vertraute man die Gestaltung der drei Altäre und der Krippe am Marienaltar an. Emanuel Raffeiner (1881-1923) malte den Triumphbogen im Jugendstil und porträtierte dabei Männer und Frauen aus dem Dorfe Rein. Die vier Figuralfenster und die Mosaikarbeiten stammen aus der Glasmalerei in Innsbruck. Sie sind thematisch besonders gut durchdacht und atmen die tiefe Religiösität, welche die ganze Kirche kennzeichnet.

 

 

Der Hochaltar und das Presbyterium
Der den Prinzipien der Neugotik nachempfundene Hauptaltar besteht aus zwei mittleren Figuren, die Gott Vater darstellen, der den Gekreuzigten hält. An der Innenseite stehen die Statuen der Heiligen Georg und Florian sowie rechts- und links außen die heilige Notburga und der heilige Wendelin, der ein Lamm vor dem Adler rettet. Bei geschlossenen Flügeln sieht man rechts den Brot verteilenden Bischof Nikolaus und links einen Einsiedler mit Schlucht und Kapelle im Hintergrund. Im Triumphbogen auf der Frauen- und auf der Männerseite sind reale Personen dargestellt. Die Frau vorne an der Kapellenseite ist die Frau des Malers Emanuel Raffeiner samt zwei Kindern, die Frau im Hintergrund mit dem Kerzenlicht soll die damalige Hellauerin darstellen, die alte weißhaarigen Frau hieß die krumpe Trine oder Treindl. Auf der Männerseite stellte der Maler vier Männer dar. Der älteste Mann mit Bart und Tracht ist das Michele. Vor ihm kniet im  Lodenanzug der damalige Hellauer. Im Hintergrund steht der Unterhofer mit seinem Sohne, dem künftigen Reiner Lehrer.

Der Herz-Jesu-Altar und die Kanzel
Thematisch überwiegen auf diesem Altar die Land- und die Viehwirtschaft. Da ist einmal der Tierpatron Silvester, dann der Knecht Isidor, Wolfgang mit der Kirche, Maria mit dem Jesukind, der Brückenheilige Nepomuk und der heilige Stephanus. Die Flügel dieses Altares blieben bis auf das Herz-Jesu-Fest geschlossen. Für die Kanzel hat Bachlechner die Symbolik ausgewählt, für Johannes den Adler, für Lukas das Rind, für Markus den Löwen und für Matthäus den Engel. Dazu kommt bei allen ein Buch. Der Prediger sollte möglichst die ursprünglichste Übersetzung benützen, um die Frohbotschaft in die Tat umzusetzen.

Der Marienaltar
Dieser Altar war anders geplant als er dann verwirklicht wurde. Er hätte zwei Flügel bekommen sollen. Warum das nicht geschah, weiß man nicht genau, vermutlich lag der Grund in der Arbeitsüberlastung Bachlechners. Teilweise ist dieser Altar als Gegenstück zum Herz-Jesu-Altar konzipiert. Zu oberst stehen drei Männer, die irgendwie mit der Gesundheit zu tun haben. Da ist Sebastian, der gegen die Pest hilft, dann Johannes mit dem Kelch und der kleinen Giftschlange, die vor Vergiftungen schützt, dann Jakobus mit der Muschel, der Patron der Apotheker. Hier wird daran erinnert, dass früher die Medizin ganz in den Händen der Männer war und die Frauen sich mehr auf die Naturheilkunde verließen. Auf dem Altar sind die Heiligen optimal gruppiert, so sind Maria und dem heiligen Dominikus die heilige Barbara und die heilige Magdalena beigegeben, die ein Salbölgefäß trägt. Es ist nicht klar, warum Bachlechner die Heiligen so gruppierte, wie wir sie vorfinden. Sie haben irgendwo auch Bezug zum konkreten Alltagsleben der Frauen. Barbara ist nicht nur Patronin der Köche, sondern auch der Bergleute, Magdalena der Friseure und Dominikus der Schneider und der Näherinnen. Zuunterst im Altaraufbau ist gleichsam das Fundament dargestellt für die spätere Rosenkranzkönigin auf den Wolken des Himmels. Zu sehen ist auch die Verkündigung durch den Engel Gabriel, wobei beide, der Engel und die Jungfrau Maria, zu Boden schauen und sich anscheinend ganz intensiv auf die Weihnachtsbotschaft konzentrieren.

Sankt Wolfgang, der Kirchenpatron
Der Hauptpatron der Kirche von Rein war schon bei der ersten Nennung der Kirche der heilige Bischof Wolfgang von Regensburg, der um 924 in Schwaben geboren worden sein soll. Er wäre viel lieber ein in klösterlicher Einsamkeit lebender Mönch gewesen, aber seine Oberen drängten ihn immer wieder zu Höherem, weil sie seine Begabung erkannten. Auch als Bischof von Regensburg lebte er zwei Jahre im Kloster Mondsee und soll sich der Legende nach dann in eine selbstgebaute Klause am Abersee (später in Wolfgangsee umbenannt) zurückgezogen haben, die in der später gebauten prächtigen Kirche in St. Wolfgang gezeigt wird, wo auch der berühmte Wolfgang-Altar von Michael Pacher steht. Die Attribute, mit denen der Heilige dargestellt wird, sind zahlreich: er ist mit dem Bischofsgewand oder dem Benediktinerhabit bekleidet und trägt den Bischofsstab, ein Zimmermannsbeil oder eine Axt, ein eintürmiges Kirchenmodell, in dessen Dach manchmal das Beil steckt, und ein Buch. Das Attribut Beil bezieht sich darauf, dass Wolfgang der Legende nach ein Beil warf, um zu erfahren, wo er seine Kirche bauen sollte. Nicht selten ist er von einem Wolf (Anspielung auf seinen Namen) oder vom Teufel begleitet. Seine Fürbitte wird angerufen bei Augenleiden, Schlaganfall, Lähmungen, Gicht, Ruhr und Hautentzündungen. Er ist Patron der Bildschnitzer, Hirten, Holzhauer, Köhler und Zimmerleute. Über die letzten drei Berufe ist er auch mit dem Bergbau verbunden, ohne diese drei konnte kein Bergwerk bestehen. Über den Beruf des Holzhauers waren sehr viele Bauern  und Dienstboten in den Bergbau eingebunden, weil sie sich vor allem während des Winters der Holzarbeit widmeten und so den Bergbau als Nebenerwerb nützten. Die Kirche zum heiligen Wolfgang in Rein stand bis nicht vor lange für die Tauferer und die Ahrntaler im Rang einer   Wallfahrtskirche, die sie aufsuchten, wenn sie an den oben genannten Krankheiten zu leiden hatten. (RT)