Serafin Rubatscher aus Bruneck.

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Serafin Rubatscher aus Bruneck.

„Menschen zu helfen war mir immer etwas vom Wichtigsten im Leben“

Serafin Rubatscher ist einer der 27 Südtiroler, die am Hochunserfrauentag mit der  Verdienstmedaille des Landes Tirol und Südtirol ausgezeichnet worden sind. Die Ehrenerweisung erhielt der 84-Jährige für seine 26-jährige Tätigkeit als ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Kleiderkammer Bruneck.

Was bedeutet für Sie die Auszeichnung?
Sie freut mich sehr als Anerkennung für meine Arbeit bei der Kleiderkammer. Es war schon eine große Aufgabe all die Jahre hindurch. Die Medaille allerdings habe ich noch nicht erhalten. Zur Verleihung nach Innsbruck konnte ich nämlich nicht fahren, weil es mir zu anstrengend und gesundheitlich nicht möglich gewesen wäre. Vor vier Jahren habe ich nämlich einen Schlaganfall erlitten und kann mich außer Haus nur mehr im Rollstuhl bewegen. Sehr gefreut hat mich auch, dass ich als Anerkennung dieser Auszeichnung von Bürgermeister Roland Griessmair zu einem Umtrunk eingeladen wurde.

Wie kamen Sie zur Arbeit in der Kleiderkammer Bruneck?
Ich ging mit etwa 50 in Pension und habe mich danach bereit erklärt, mal eine zeitlang ehrenamtlich bei der Kleiderkammer mitzuhelfen. Daraus sind 26 Jahre geworden und wenn mich jetzt meine eingeschränkte Beweglichkeit nicht daran hindern würde, wäre ich sicherlich immer noch dabei. Es wurde für mich so etwas wie eine Lebensaufgabe, dort anzupacken und mitzuhelfen. Durch meine Arbeit in der Kleiderkammer all die Jahre musste meine Familie auch viele Opfer bringen, weil ich einfach viel meiner Zeit dort verbrachte. Ich habe mich für die Arbeit voll engagiert.

Ist in der heutigen Zeit immer noch Bedarf an gebrauchten Kleidern?
Ja, es ist nach wie vor ein großer Bedarf. Sehr viele Einheimische sind froh darum. Einen Teil der Kleider haben wir auch manchmal mit Hilfslieferungen in andere Länder verschickt, wie nach Rumänien oder Moldawien. Die Kleiderkammer war zuerst im Hans-Müller-Haus, dann im Josefsheim und ist jetzt im Kolpinghaus.

Wie haben Sie Ihre Kindheit verbracht?
Aufgewachsen bin ich in St. Martin in Thurn mit elf Geschwistern auf einem Bauernhof. Noch im Volksschulalter kam ich als Hüterbub eines sommers nach Wengen und blieb dann dort aber das ganze Jahr über bei einer Familie.  Es wurden schließlich drei lange Jahre daraus. Ich hatte furchtbares Heimweh. Immer wieder lief ich auf so einen Kofel hinauf, von wo ich hinübersehen konnte zu meinem Heimathaus nach St. Martin. Durch die Vermittlung des Pfarrers von Wengen konnte ich dann die Mittelschule im Vinzentinum in Brixen besuchen. Auch legte man mir nahe, dass ich dadurch öfter die Möglichkeit bekäme, nach Hause zu kommen. Dem war aber nicht so. Schließlich habe ich auch noch das Gymnasium im Vinzentinum gemacht und kam dann zum Militär.

Was haben Sie beruflich gemacht?
Ich bin beim Militär hängen geblieben und wurde später Maresciallo. Stationiert war ich in mehreren Orten, wie in der Nähe von Rom, auf Sardinien, in San Donà del Piave und zuletzt bis zu meiner Pensionierung in Bozen. Bei Ferrara hatte ich mal einen schweren Unfall, von dem ich mich lange nicht erholte. Interessant für mich war ein Ausbildungsprogramm zur Raketenabwehr, das ich neun Monate lang in Alabama in Amerika absolvierte. Einer meiner Professoren dort war übrigens Wernher von Braun.

Was ist Ihre Leidenschaft?
Das war schon immer die Musik, auch meine Geschwister sind sehr musikalisch. Im Vinzentinum erhielt ich Orgelunterricht und spielte zu kirchlichen Anlässen. Beim Militär haben wir eine Musikgruppe mit fünf Mann gegründet und spielten Unterhaltungsmusik. Und nach meiner Pensionierung war ich als Alleinunterhalter in ganz Südtirol unterwegs. Ich spielte Ziehharmonika und Harmonium. Hauptsächlich trat ich in Hotels auf, bei Tirolerabenden und bei allen möglichen Festen und Feiern. Es war wirklich eine schöne Zeit und hat mir großen Spaß gemacht. Mein Repertoire war hauptsächlich Volksmusik und Schlager. Für mich persönlich sind die Oberkrainer die Favoriten.

Wie haben Sie sonst noch Ihre Freizeit gefüllt?
Ich war ein eifriger Bastler. Im Keller hab ich mir eine kleine Werkstatt eingerichtet und machte Holz- und Metallarbeiten, Kleinmöbel, Basteleien mit Wurzelholz und solche Sachen halt. Interessiert hat mich auch immer die Elektrotechnik. Sonntags haben wir kleine Wanderungen oder Radtouren unternommen oder an Veranstaltungen des Freizeitvereins teilgenommen.

Nennen Sie uns einige Ihrer Stärken…
Ich bin sehr pflichtbewusst, gewissenhaft und bei der Umsetzung einer Arbeit sehr genau.

Was macht Ihnen Freude?
Wenn ich anderen Menschen helfen kann. Heute allerdings bin ich auf die Hilfe anderer angewiesen, vor allem auf die Hilfe meiner Frau. An dieser Stelle bedanke ich mich auch für die gut organisierten sozialen Einrichtungen in Südtirol, wie den Hauspflegedienst, die Tagesstätte oder die Möglichkeiten zur Kurzzeitpflege, die ich bei Bedarf gerne in Anspruch nehme.

Was hilft Ihnen durch schwierige Momente?
Die Musik und der Glaube. (IB)