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Über die Grenzen hinaus

Der Schwimmverein SSV Bruneck konnte vom 4. April bis 10. April von einem tollen Teamzuwachs profitieren: das Schwimm/Triathlonteam der französischen Jugendmannschaft trainierte eine Woche lang mit der ersten Mannschaft des SSV Bruneck Schwimmen. Anschließend flog man gemeinsam nach Palermo, um an einem internationalen Wettkampf teilzunehmen.

Die Idee für den Austausch entstand zwischen den Trainern der beiden Mannschaften, die sich noch von ihren Tagen als Freiwasserschwimmer kannten. Seit September wird das SSV Bruneck Schwimmteam von Trainer Dario Taraboi betreut. Dieser war lange Trainer bei Bolzano Nuoto und hatte den Posten des Sportdirektors bei der Österreichischen Nationalschwimmmannschaft inne, bevor er zurück nach Südtirol kehrte. Der Austausch hatte bereits schon einmal zwischen Bozen und Frankreich geklappt, weshalb Dario sich ein weiteres Mal dafür einsetzte. Und es hat sich gelohnt, denn nach den Worten des Trainers, verlief der diesjährige Austausch noch besser als der letzte.
Beide Trainer stimmten täglich ihr Programm aufeinander ab und stellten neue Programme zusammen. So wurde der Alltag des täglichen Trainings durchbrochen und wieder neue Emotionen und Energie getankt. Wenn man etwas erreichen will, erklärt Trainer Dario, muss man sich viel Zeit fürs Training nehmen. Das kann manchmal langweilig werden, weshalb solche Programme sehr wichtig sind. Das Schwimmteam des SSV Bruneck trainiert von September bis Juli insgesamt sieben Mal die Woche: zwei Trockentrainings und fünf Schwimmtrainings. Insgesammt zwölf Studen. Das mag nach viel klingen, ist aber im Vergleich zu anderen Mannschaften noch wenig, so Dario.
Aber nicht nur sportlich war der Austausch ein voller Erfolg. Vor allem Zwischenmenschlich hat das Projekt die Athleten bereichern können, denn Schwimmen ist keine Einzelsportart. Zwar muss man schlussendlich alleine in die Bahn, aber um überhaupt dorthin zu kommen, braucht man ein Team, das hinter einem steht.
Am Ende der Austauschwoche flogen die beiden Teams gemeinsam nach Palermo, wo sie an einem internationalen Schwimmwettbewerb teilnahmen. Beide Mannschaften des SSV Bruneck (erste Mannschaft und Jugend) schlossen mehr als gut ab. Bei insgesamt 103 Starts waren nur zwei Zeiten keine Bestzeiten – ein Erfolg den selbst der Trainer nicht erahnen konnte. Für einige der jüngeren Athleten aus der Mannschaft war es nämlich das erste Mal in einer Langbahn. Ein solcher Erfolg kann durchaus auch auf das besondere Training und die gute Atmosphäre zurückgeführt werden, die das Austauschprogramm mit sich gebracht hat.
Obwohl die Athleten und der gesamte Trainerstab am Ende des Wettbewerbs geschlaucht waren, hat man zum Abschluss noch zusammen gefeiert und sogar zusammen gesungen. Eine Strophe auf Deutsch, eine Strophe auf Französisch – so haben wir gemeinsam ein tolles Erlebnis abgeschlossen, erklärt Dario Taraboi.

Beim SSV Bruneck Schwimmteam gibt es einen Athleten, der gar nicht mehr vom Wasser wegzudenken wäre. Der Puschtra hat Adam Ungericht (15 Jahre) interviewt und nachgefragt, wie er ein solches Austauschprogramm und das Schwimmtraining im Allgemeinen meistert?

Puschtra: Wie war der Austausch für dich?
Adam: Es war wirklich der Hammer. Am Anfang war es ein bisschen schwierig mit der Sprache, weil nicht jeder so gut Englisch konnte. Aber das französische Team hat sich unglaublich schnell eingelebt. Auch beim Training haben wir uns sofort gut verstanden und sind zusammen in den Bahnen geschwommen. Vor allem gegen Ende hin, waren die Athleten, die über den Zeitraum in unseren Familien wohnten, fast schon zu Geschwistern geworden. Morgens sind wir zusammen aufgestanden und aus dem Haus gegangen – ich in die Schule und er zum Training. Nach der Schule haben wir uns wieder getroffen und haben immer zusammen etwas unternommen. Mit ein bisschen Englisch, Händen, Füßen und Google-Übersetzer konnten wir uns eigentlich bis zum Schluss super verständigen.

Wie hat das gemeinsame Training sich auf deine Leistung und Motivation ausgewirkt?
Es war wirklich ziemlich gut. Die Franzosen hatten einige ziemlich gute Athleten in der Mannschaft. Gegen oder mit denen zu schwimmen hat uns echt gut getan, weil es mir eine vollkommen neue Motivation gegeben hat, mitzuhalten. Wir haben aber auch super interessante Infos austauschen können. Einer hat mir zum Beispiel erzählt, dass er auf ein Schwimmstipendium in den USA hinarbeitet. Solche Tipps und Infos waren wirklich sehr interessant.

Die ganzen Stunden im Wasser müssen schon ziemlich anstrengend sein. Wie schaffst du es, das durchzuziehen?
Also, ich habe den ersten Schwimmkurs mit 3/4 Jahren gemacht. Dann bin ich in der ersten Volksschule zum Verein dazugekommen. Es ist zwar nicht einfach so viel zu trainieren, aber ich könnte es mir mittlerweile gar nicht mehr wegdenken. Vor allem mit dem Team genieße ich es sehr, fünf Mal in der Woche für jeweils zwei Stunden in Schwimmbad zu gehen. Früher wäre mir lieber gewesen, ein wenig mehr Freizeit zu haben, aber ich habe bald verstanden, dass unser Training das Minimum ist, wenn man vorne mitschwimmen möchte. Und in der Hinsicht bin ich schon ziemlich ehrgeizig.

Wie sieht es bei dir mit dem Druck aus? Kennst du sowas oder gehst du eher gelassen in die Wettkämpfe?
Ich spüre schon Druck, wenn ich zu den Wettkämpfen gehen – aber den mache ich mir selbst. Ich habe meine persönlichen Ziele und Zeiten, die ich schwimmen möchte. Diese sind nicht unrealistisch, aber es muss halt auch alles aufgehen – vor allem beim Start und beim Ende.

Welche Disziplinen liegen dir besonders gut?
Ich mache vor allem 100 Meter und 200 Meter Wettkämpfe in Freistil und Delphin. Das sind Kurz-Mittelstrecken und da fühle ich mich ziemlich wohl. Wettkämpfe machen wir auf der Lang- (50 Meter) und Kurzbahn (25 Meter), wobei die Zeiten auf der Langbahn immer etwas langsamer sind. Im Winter können wir in Reischach auf der 25 Meter Bahn trainieren. Ab Ende Mai können wir dann auch in Bruneck ins Außenbecken, das 50 Meter misst.

Adam Ungericht.

Wie hast du den Wettkampf in Palermo in Erinnerung?
Der Wettkampf war echt der Hammer. Wir sind am Donnerstag angekommen und haben mit einem leichten Schwimmtraining begonnen. Die Anlage hatte zwei Langbecken – eines draußen und eines drinnen. Es war das erste Training seit langen, das wir draußen machen konnten – das war schon ziemlich gewöhnungsbedürftig. Auch vor der Umstellung von Kurz- auf Langbecken hatte ich ein bisschen Sorge, weil wir im Winter nur die 25 Meter trainieren können. Aber die Umstellung ging überraschend gut und schnell. Am Freitag hatte ich dann meinen ersten Wettkampf: die 100 Meter Delphin, was eine der Hauptstrecken ist. Wir konnten vorher auch nur zwanzig Minuten einschwimmen, weshalb ich schon nervös war. Das Rennen ging dann aber überraschend gut. Ich hatte nur bei der Wende einen kleinen Fehler drin, war aber wirklich sehr zufrieden. Am Samstag war es dann etwas anstrengender, weil ich Vormittag und Nachmittag ein Rennen hatte. Das war schon bissig. Aber gottseidank sind auch diese Rennen gut gelaufen und ich habe mich auch immer besser ans neue Becken gewöhnen können. Am Sonntag waren wir schon ziemlich k.o. aber trotzdem war es eine unglaublich tolle Erfahrung und ich bin echt zufrieden mit meiner Leistung.

Am Ende eines so erfolgreichen Trainingsausaustausches sieht man den Schwimmern die Müdigkeit zwar etwas an – aber die Freude in den Gesichtern über die tollen Erinnerungen überwiegt. Und der Austausch soll nicht der Einzige bleiben. Bereits für Oktober plant Trainer Dario, mit dem SSV Bruneck zum französischen Team nach Redon zu gehen. Könnte das etwa der Beginn einer langjährigen, sportlichen Freundschaft werden?
(LMK)