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Die Aufklärungs-Mission

Stegen – Der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) hat vor kurzem zum Medien-Brunch geladen. Im Gespräch wurden Daten und Fakten auf den Tisch gelegt, Verkehrslösungen anvisiert und erklärt, wie Gäste in Zukunft gesteuert werden.

Da der Tourismus in letzter Zeit vermehrt mit Themen wie Verkehr, Auslastung und Nachhaltigkeit kritisch im Focus der Bevölkerung und der Medien stand, empfand es der HGV als seine „Pflicht über diese Entwicklungen zu sprechen“, sagte Thomas Walch, der Bezirksobmann des Pustertals beim Mediengespräch im Hotel Langgenhof. Dazu zitierte Walch zu Beginn eine Umfrage zur Tourismusgesinnung der Südtiroler Bevölkerung, die der Verband im letzten Sommer in Auftrag gegeben hat. „Mit großer Genugtuung konnten wir feststellen, dass 95 Prozent der Befragten grundsätzlich Vorteile im Tourismus sehen und nur fünf Prozent den Tourismus kritisch beobachten“, sagte Walch. Direktor Thomas Gruber stellte im Anschluss Details dieser Studie vor und zeigte auf, dass der Tourismus als größter Arbeitgeber im Lande mit einer Wertschöpfung von 2,2 Milliarden Euro zum Wohlstand bis in die hintersten Fraktionen beiträgt.

Mit der Bahn fahren
Der Verband stehe vor großen Herausforderungen, von denen die Verkehrsproblematik eine wesentliche sei, betonte der Präsident Manfred Pinzger. Alle Sektoren seien gewachsen, die Aufenthaltsdauer des Gastes habe sich mit 4,4 Tagen verringert und dementsprechend sei mehr Bewegung auf allen Verkehrsschienen. „Der Bau der notwendigen Verkehrsinfrastrukturen hat bei der Entwicklung der Wirtschaft nicht mitgehalten. Nichtsdestotrotz sollten aber alle positiven Seiten, wie mehr Planungssicherheit für Familien und eine starke wirtschaftliche Entwicklung nicht vergessen werden, so Pinzger. Man sei dabei gemeinsam mit der Südtiroler Transportstrukturen AG, den Österreichischen Bundesbahnen und der Deutschen Bahn sowie Trenitalia die Gäste zur An- und Abreise mit der Bahn zu animieren. Zudem sei man mit dem Südtirol-Transfer – einem landesweiten Anschluss-Shuttle-Service, der die Gäste vom Bahnhof und der Fernbushaltestelle direkt in die Unterkunft bringt – am 1. Oktober gestartet. Walch nannte zudem das Thema Fahrrad, das noch mehr in den Focus gerückt werden solle. Eine der großen Herausforderungen sei eine Verkehrslösung zwischen Bruneck –Brixen – Bozen zu finden. In den letzten sechs Jahren sei der Verkehr auf der Pustertalachse um 26 Prozent gestiegen und der bisherige Ausbau habe für das grundsätzliche Problem keine konkreten Lösungen gebracht, sagte Walch.

Limitierung und Tickets
Zum Thema Besucherlenkung wurde die Situation in Prags als bestes Beispiel für das Pustertal angesprochen, wo bis zu 15.000 Touristen pro Tag gezählt wurden. Der Verband denke an Tickets für Hotspots und eine Limitierung der Anzahl an Gästen an bestimmten Orten einzuführen, so die Gesprächspartner. „Wir müssen den Mut aufbringen zu sagen, dass irgendwann genug ist“, sagte Walch. Diese Forderung komme auch ganz klar von der Bevölkerung, so Walch weiter. In Sachen Besucherstromlenkung sei diese in Zukunft vor allem besser zu organisieren. In diesem Bereich gebe es weltweit Beispiele und man müsste nichts neu erfinden, erklärte Gruber.

„Nie ungeregelt gebaut“
In der Kritik seien in den letzten Monaten auch die touristischen Betten und die urbanistische Entwicklung gewesen, sagte Pinzger. Bei der Bettenanzahl habe man heute mit 227.966 (2018) ungefähr gleich viele wie im Jahr 1985 (229.088). Für das Pustertal seien es 69.629, hielt Pinzger fest und stellte klar dass es im Tourismussektor „nie ein ungeregeltes Bauen“ gegeben habe. Beim neuen Landesgesetz für Raum und Landschaft, wo die Ausweisung von Tourismuszonen in touristisch stark entwickelten Gebieten stark eingeschränkt worden ist, sei man kompromissbereit gewesen: „Wir haben die Bestimmungen mitgetragen“, hielt Pinzger fest. Die Aufschiebung des Gesetzes auf 1. Juli 2020 nannte der Präsident einen „groben Fehler“. (TL)