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Armin Kanetscheider aus Bruneck

„Es erfüllt mich imt Freude, wenn ich durch Nachforschungen etwas Licht in das Dunkel der Zeitgeschichte bringen kann.“

Armin Kanetscheider ist ein Mann mit Tatendrang. Sein Beruf als Rettungssanitäter beim Weißen Kreuz in Bruneck erfüllt ihn jeden Tag aufs Neue und sein außergewöhnliches Hobby nicht minder. Doch der Reihe nach:

Wie kamen Sie zum Weißen Kreuz?
Es begann mit 18 Jahren, als ich mich für die Arbeit beim Weißen Kreuz interessierte. Schon bald merkte ich, dass mir die Möglichkeit, anderen Menschen zu helfen, Freude bereitet und so machte ich eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Das ist nun 28 Jahre her.

Es ist eine sehr verantwortungsvolle Arbeit…
Ja sicher, täglich ergeben sich neue Herausforderungen, egal ob bei Krankentransporten, Rettungseinsätzen oder in der Ausbildung. Stets konzentriert zu arbeiten sowie eine fundierte Ausbildung sind in diesem Beruf unerlässlich. Wichtig ist zudem Zivilcourage – die eigentlich alle aufbringen sollten, wenn sie zu einem Notfall kommen. Es genügt schon, einen korrekten Notruf an die Nummer 112 abzugeben, anstatt sich einfach vom Geschehen zu entfernen. Und wenn die Rettung da ist, sollten Schaulustige bitte nicht den Einsatz behindern. Immer wieder passiert es, dass ein Notfall gefilmt und dann im Netz gepostet wird, noch bevor der Patient ins Krankenhaus geliefert wird. Solche Dinge sind nicht okay und zeugen von Respektlosigkeit allen beteiligten Personen und Patienten gegenüber.

Was ist das Schöne an Ihrem Beruf?
Wenn man jemandem das Leben retten kann. Oder wenn man es schafft Menschen in Not zu helfen. Das sind für mich wunderbare Geschenke. Mir gefällt dieser Job und ich gehe an 365 Tagen im Jahr gerne zur Arbeit. Leider gibt es auch Schattenseiten, wenn man es trotz intensivster Bemühungen nicht schafft, ein Leben zu retten.

Belasten Sie schwere Unfälle mental?
Schwere Unfälle lassen sich nicht so ohne weiteres abschütteln und die Bilder kriegt man manchmal nicht leicht aus dem Kopf. Nachbesprechungen mit dafür ausgebildeten Experten helfen aber sehr, diese Eindrücke zu verarbeiten. Mir persönlich hilft mein familiäres Umfeld, wo ich gut abschalten kann und auch mein Hobby, das mich in eine ganz andere Gedankenwelt zu führen vermag

Und das wäre?
Ich interessiere mich für Zeitgeschichte, speziell für Flugzeugabstürze in Südtirol, und betreibe Nachforschungen über Vermisste oder abgestürzte Flugzeugbesatzungen im Zweiten Weltkrieg. Die Recherchen hierzu sind ziemlich aufwändig. Es freut mich, wenn es gelingt, den Hinterbliebenen Informationen über einen verstorbenen oder vermissten Piloten oder Soldaten zu geben. Den Auftrag zur Nachforschung erhalte ich von Angehörigen oder von internationalen Organisationen. Diese Erhebungen mache ich aber rein hobbymäßig und in meiner Freizeit.

Wie gehen Sie vor?
Außer aus Pfarrchroniken, Landesarchiven, Tagebüchern oder anhand von Fotos, erfahre ich viel von Menschen, die damals im Zweiten Weltkrieg oft noch Kinder waren, oder die sich an Erzählungen im Dorf oder von ihren Eltern erinnern können. Ich bin für jeden noch so unwichtig erscheinenden Hinweis oder für ein Foto dankbar. Die Generation der heute über 80-Jährigen verfügt über ein sehr wertvolles Wissen. Deshalb sind deren Aussagen so wichtig, damit durch ihr Ableben dieser Schatz an historischem Gedächtnis nicht verloren geht. Das Sammeln von Infos ist wie das Erstellen eines Puzzles: Aus einzelnen Aussagen, Fotos und winzigen Hinweisen entsteht ein Bild, eine große Geschichte.

Können Sie uns von konkreten Erfolgen erzählen?
Es gelang meinen Kollegen und mir, ein am 20.7.1944 bei Haidenberg bei Stefansdorf abgestürztes amerikanisches Flugzeug auszuforschen und mithilfe der staatlichen Behörden die sterblichen Überreste des Piloten nach Amerika zu überführen. Diesen Sommer konnten wir nach dreijähriger Nachforschung, in Sarntal einen am 20.10.44 abgestürzten Piloten finden und ihn in seine Heimat zurückbringen lassen.

Woran recherchieren Sie derzeit?
An einigen überaus interessanten Sachen: Die deutsche Luftwaffe soll in den Bereichen St. Georgen, Tauferer Ahrntal den Prototyp eines hubschrauberähnlichen Fluggeräts getestet haben. Und aus einer amerikanischen Flugzeugcrew des am 22.11.44 bei Toblach abgestürzten B 24 Bombers, gilt ein Bordschütze namens Dora Stewart immer noch als vermisst. Wer etwas von Flugzeugteilen, Funden, Fotos oder Erzählungen weiß, kann uns helfen, Licht ins Dunkel der Geschichte zu bringen.
(IB)