Manuel Huber aus Weitental

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Manuel Huber aus Weitental

Manuel Huber ist seit gut einem Jahr Leiter des Mozartchors der Wiener Sängerknaben. Unter dem engagierten Dirigat des 27-Jährigen singen derzeit 25 Knaben aus Österreich, Deutschland, Japan, Korea, Polen, aus der Mongolei und der Slowakei.

Wie ist die Arbeit mit einem reinen Knabenchor?
Mich fasziniert die absolute Begeisterung der Buben für die Musik. Die Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren sind meist offener und ehrgeiziger als in einem gemischten Chor. Während für Mädchen oft der Gemeinschaftsaspekt beim Singen im Vordergrund steht, ist es bei Jungen oft der Ehrgeiz und auch die Konkurrenz untereinander, aber im positiven Sinne. Abgesehen von der musikalischen Arbeit ist es mir auch ein Anliegen, die Kinder auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten.

Ist es in der heutigen Zeit schwierig, junge Menschen als Sängerknaben zu begeistern?
Sicherlich verlangt die Ausbildung manchmal viel ab, allerdings ist die Belohnung dann umso größer. Wer kann schon von sich sagen, mit 14 in der weltberühmten Carnegie Hall in New York, genauso wie in den großen Konzerthallen in Chicago, Philadelphia, Dallas oder in der Kathedrale von St. Louis gesungen zu haben oder so weit gereist zu sein? Die Tourneen sind die Höhepunkte der Sängerknabenzeit. Außerdem haben die Kinder ein sehr großes Interesse fürs Musizieren und Singen. Die Schwierigkeit besteht darin, diese Kinder zu finden. Wenn sie aber merken, dass man beim Singen genauso erfolgreich und cool sein kann wie zum Beispiel im Sport, klappt es meist von alleine. Die Tränen der Jungs beim Abschied nach den vier Jahren bei den Sängerknaben sprechen Bände.

Wie erhielten Sie selbst den Zugang zur Musik?
Im Alter von sechs Jahren begann ich, Klavier zu spielen und sang später im Vinzentiner Knabenchor. Schon mit 15 Jahren leitete ich in Weitental den Kinder-, den Frauen- und den Kirchenchor. Am Konservatorium C. Monteverdi in Bozen begann ich ein Klavierstudium. Anschließend studierte ich am Mozarteum Salzburg Chordirigieren, Orchesterdirigieren und Gesangspädagogik und schloss meine Studien mit Auszeichnung ab. Ergänzend besuchte ich Lehrveranstaltungen im Fach Psychologie an der Uni Salzburg. Erfahrung im Dirigieren sammelte ich mit der Kammerphilharmonie Budweis, der Bad Reichenhaller Philharmonie, dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik und dem Sinfonieorchester der Universität Mozarteum. Nach meinem Studium leitete ich ein Jugendprojekt bei einem Opernfestival in Bayern. Zwei Jahre war ich auch Chorleiter und Stimmbildner beim Tölzer Knabenchor in München.

Was bedeutet für Sie die Musik?
Sie ist für mich wie eine Sprache, die ich erlernt habe zu sprechen. Musik macht mir Spaß, sei es beim Hören wie beim Selbermachen. Oft ist es auch ein Mittel, um meine Emotionen – positive wie negative – zu verarbeiten. Die Gefahr besteht allerdings, sich selber noch weiter runterzuziehen oder sich noch mehr ins andere Extrem zu pushen. Musik ist wie eine Droge. Nur vielseitiger und nicht so gefährlich. Es ist mir aber schon mal passiert, dass ich mich mit dem Taktstock selber gestochen habe. (lacht) Abgesehen von klassischer Musik höre ich gerne deutsche Singer-Songwriter was in Richtung Shoegaze oder Dreampop geht sowie Post-Rock oder andere Independent-Künstler. Von einer meiner Lieblingsbands Sigur Ros habe ich ein Tattoo auf meinem Oberarm. Es ist der Name eines ihrer Alben und bedeutet frei übersetzt: Mit dem Summen in den Ohren spielen wir endlos.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ab und zu schreibe ich Songs, um emotionalen Ballast loszuwerden. Ich fände es spannend, mal einen Film zu vertonen. Ansonsten bin ich leidenschaftlicher Koch, reise gerne und schaue unheimlich gerne Serien. Ab und zu stricke ich. Auch habe ich eine Rettungssanitäter-Ausbildung. In meinem Hinterkopf schwirrt noch der Wunsch herum, einen Segelflugschein zu machen.

Wie haben Sie den Lockdown erlebt?
Auch im Lockdown ist es uns gelungen, mit den Kindern online zu musizieren. Jetzt sind Proben in Kleingruppen wieder möglich. Mit den internationalen Kindern probe ich weiterhin online. Leider wurden viele unserer Konzerte abgesagt, aber wir hoffen, bald wieder auftreten zu dürfen. (IB)