Die Wirtschaft in Sexten

Nora Nicolussi Moz aus Bruneck
29. Juni 2022
Bike2work
29. Juni 2022
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Die Wirtschaft in Sexten

Vielfältig und von natürlicher Strahlkraft präsentiert sich das an der Sonnenseite der Alpen gelegene Hochpustertal inmitten der „bleichen Berge“. Dass vor allem das malerische Gemeindegebiet von Sexten stark vom Tourismus geprägt ist, ist kein Wunder – ist es doch ein traumhaftes Ferienparadies.

Lange Zeit war Sexten das Dorf der Landwirte, Hutmacher und Steinmetze. Doch die markante Felsformation der Drei Zinnen und die einmalige Naturlandschaft haben die Hochpustertaler Gemeinde nach und nach weltbekannt gemacht. Damit entwickelte sich auch der Tourismus allmählich zum Zugpferd der Wirtschaft des gesamten Sextner Gemeindegebiets. Vor allem der Hauptort blickt auf eine rege Geschichte zurück und zählt heute zu den wohl beliebtesten Ferienorten des Landes. Die landschaftliche Schönheit Sextens beschert dem Hochpustertaler Gemeindegebiet jährlich an die 750.000 Nächtigungen. Ein starker Tourismusort also, der unter anderem auf den Säulen einer gesunden Landwirtschaft und gut arbeitender Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe fußt.

Wirtschaftsfaktor Bergerlebnis
In den letzten Jahren vor Corona kam Sexten auf sehr starke Nächtigungszahlen, wobei die Sommersaison stets eine bessere Auslastung aufweist, die bei ca. 46 – 49 Prozent liegt. Damit stellt der Tourismus den mittlerweile stärksten Wirtschaftszweig in Sexten dar. Es ist vor allem das Bergerlebnis im Naturpark Drei Zinnen in den Sextner Dolomiten, das viele Menschen aus aller Welt hier her lockt. Immerhin gehört das Gebiet zum UNESCO Weltnaturerbe und es finden sich hier sogar das größte Wanderwegenetz sowie das umfangreichste Klettersteigangebot Südtirols. Zudem sind ebenso die einzigartige Alpin-Geschichte, das ansprechende Familien- und Aktivangebot zu allen Jahreszeiten und die Vielfalt und Kompaktheit weitere Gründe, um sich für Sexten als Urlaubsort zu entscheiden. Was die Gäste an Sexten besonders lieben, sind neben der unverwechselbaren Landschaft vor allem auch die Bodenständigkeit der Menschen und das umfangreiche Infrastrukturen- und Freizeitangebot.

Landschaft und Landwirtschaft
Als Grundpfeiler des Tourismus in Sexten kann man Landschaft und Landwirtschaft bezeichnen, das eine stützt sozusagen das andere. Landschaftspflege gilt als ein wichtiges Kriterium für eine funktionierende Tourismuswirtschaft. Schließlich wäre die Landschaft ohne die Landwirtschaft nicht in dem Maße vorzeigbar, wie sie es heute ist. Und genauso wie Landwirtschaft und Tourismus Hand in Hand gehen, so sind es auch Handwerk und Handel, die sowohl vom Tourismus profitieren als diesen im Gegenzug auch stärken. Diese gegenseitige Bereicherung lässt sich vor allem in der Nahversorgung gut erkennen; sie funktioniert sehr gut in Sexten. Dennoch gilt es zu bedenken, dass zahlreiche Nahversorger und Dienstleister zwar sehr gut arbeiten, allerdings jedoch ein Problem in der Auslastung besteht: Wenn nämlich der Tourismus nicht wäre, hätten einige von ihnen kaum eine Zukunft – was in den vergangenen zwei Jahren natürlich ziemlich problematisch war. Ein zusätzliches Problem zu den tourismusschwachen Zeiten ist auch die Nähe zur Staatsgrenze, die eine Schwächung der Handelstätigkeit vor Ort bewirkt, schließlich ist die große Konkurrenz nicht weit entfernt. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum im Handel nicht alle Bereiche abgedeckt sind, so wie es beispielsweise bei den Sextner Handwerksbetrieben sehr wohl der Fall ist. In den letzten Jahrzehnten haben sich in der Handwerkerzone zahlreiche Betriebe angesiedelt. Und nicht nur dort: Über das ganze Gemeindegebiet verteilt findet sich eine breite und bunte Palette an Handwerkstätigkeit. So verrichten hier Malerfirmen, Bauunternehmen, Installateure und Tischlereien einen wertvollen Dienst am Bürger und sogar ein Turbinenbauer hat in Sexten seinen Sitz.

Gute Partnerschaft
Neben Tourismus und Handwerk hat auch die Landwirtschaft einen großen Stellenwert im Wirtschaftsgeschehen von Sexten. Die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist auf Milchwirtschaft spezialisiert und einige von ihnen bieten im Nebenerwerb Urlaub auf dem Bauernhof an. Insgesamt funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Handel, Handwerk und Tourismus gut. Seit über zwanzig Jahren gibt es sozusagen eine ungeschriebene Vereinbarung, dass die Sextner Betriebe die Milchprodukte ausschließlich aus der örtlichen Käserei beziehen und in den Regalen der örtlichen Geschäfte sind auch regionale Produkte zu finden. Täglich liefern die Bauern zwischen 9.000 und 10.000 Liter Milch an. So werden im Jahr rund 3,3 Mio Kilogramm Milch verarbeitet. Und die Milchprodukte der Käserei Sexten zählen zu den besten im Lande und sind auch darüber hinaus von vielen geschätzt und begehrt. Daran vermochte selbst die Pandemie nichts zu ändern. Dennoch verzeichnete die Genossenschaft 2021 einen massiven Umsatzeinbruch. Bei der 15. Internationalen Käsiade im November räumten die Sextner dann aber einen kompletten Medaillensatz ab. Obwohl die Käserei Sexten mit 46 aktiven Mitgliedern einer der kleinsten Milchhöfe im Südtiroler Sennereiverband ist, beteiligt sie sich regelmäßig an internationalen Wettbewerben und verzeichnet große Erfolge. Die Arbeit der Landwirte und der Käserei vor Ort wird also hoch geschätzt; dafür betätigen sich die Landwirte als unverzichtbare Landschaftspfleger und darüber hinaus ist ihrerseits die Toleranz für Wanderwege und Skipisten gegeben. Hier wird nicht gegeneinander, sondern zum großen Teil miteinander gearbeitet, ein Punkt, in dem sich das Gemeindegebiet von Sexten durchaus sehen lassen kann und sogar eine gewisse Vorbildfunktion einnimmt. Am Beispiel von Sexten lässt sich der Satz „Wenn der Tourismus floriert, geht es auch den anderen Wirtschaftszweigen gut“ eindeutig bestätigen. So profitieren in Sexten auch Dienstleister, Handel und Handwerk von den zahlreichen Feriengästen; ebenso wie die angesiedelten klein- und mittelstrukturierten Handwerksbetriebe, die fast ganzjährig gut ausgelastet und zu einem großen Teil im Pustertal tätig sind.

Bergbahnen im Sommer
Auf modernstem Stand und vor allem auch im Sommer sehr beliebt sind die Bergbahnen in und rund um Sexten. Bei herrlichem Frühsommerwetter haben die Bergbahnen der 3 Zinnen-Region zu Christi Himmelfahrt ihren Sommerbetrieb wieder aufgenommen. Der Sommer hoch droben hat vieles zu bieten. Ein besonderes Highlight ist, dass die Signauebahn erstmals in die Sommersaison startet, nämlich am Samstag, 16. Juli; dann wird die 8er-Kabinenbahn Signaue erstmals im Sommer ihren Betrieb aufnehmen. Damit haben Saisonkartenbesitzer eine zusätzliche Aufstiegsanlage im Ticket inkludiert und alle Wander- und Naturfreunde eine Möglichkeit mehr, bequem in die Berge zu kommen. Bis Ende August können Gäste vom „Hennstoll“ hinauf auf 1740 m Seehöhe fahren und die Ruhe am idyllischen Parfalsee genießen. Wer mit der ganzen Familie gemütlich um den See spazieren möchte, trifft auf allerlei nette Attraktionen, vom kleinen Spielbachl oder dem urtümlichen „Zigglbrunnen“ bis zur schönen Seewiese, die mit Sonnenliegen und Sitzgruppen zum Brotzeitmachen ausgestattet ist. In ungefähr 50 Minuten ab der Bergstation erreicht man über einen breiten Forstweg (ebenso kinderwagentauglich) die malerischen Rotwandwiesen; sie bezaubern mit dem einzigartigen Dolomitenpanorama von Achter, Neuner, Zehner, Rotwandköpfen, Altenstein und Dreischusterspitze. (SH)